Zweite Wahl, erste Blamage – wie sich Kanzler Merz und seine Rumpftruppe blamieren

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Kaum im Amt, schon in der Kritik – was klingt wie eine besonders schlechte Folge einer Polit-Soap, ist bitterer Ernst im Berliner Regierungszirkus. Friedrich Merz, der Kanzler zweiter Wahl, stolpert bereits in den ersten Wochen seiner Amtszeit über das politische Parkett wie ein Praktikant im Glaspalast. Und ausgerechnet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier – sonst eher der gutmütige Oberlehrer der Nation – verliert nun die Geduld und spricht Klartext: Mehr Professionalität, bitteschön!

Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Der Bundespräsident, der Hüter des Protokolls und der politischen Zurückhaltung, sieht sich gezwungen, der frisch gebackenen Regierung die Leviten zu lesen. Das ist ungefähr so, als würde der Schiedsrichter dem Kapitän in der ersten Spielminute erklären, wie Abseits funktioniert – eine Ohrfeige in Zeitlupe.

Merz, der sich selbst so gerne als Macher inszeniert, wirkt bislang eher wie ein staubiger Wiedergänger aus der Bonner Republik. Seine Kabinettsauswahl? Ein Potpourri aus vergessenen Parteisoldaten, ideologischen Scharfmachern und einer Prise Lobby-Veteranen. Kompetenz scheint in dieser Truppe Nebensache zu sein – Hauptsache, man passt ideologisch zur neuen Marschrichtung: Laut, markig und mit maximaler Reibung zur Realität.

Doch es sind nicht nur Personalfragen, die zur Misere führen. Schon in den ersten Tagen produziert die Regierung Merz mehr kommunikative Totalausfälle als die Deutsche Bahn Zugausfälle im Winter. Mal spricht der Innenminister von “linken Kulturkriegern”, mal verliert sich die neue Außenministerin in einer wirren Debatte über “westliche Werte gegen woke Irrtümer”. Wer hier Führung erwartet hatte, bekommt bestenfalls Stammtischniveau mit diplomatischem Schleudertrauma.

Und nun der öffentliche Rüffel von Steinmeier. Deutlicher war er nie – und das will etwas heißen bei einem Mann, der normalerweise selbst für scharfe Kritik einen doppelten Nebensatz braucht. Doch diesmal war Schluss mit Samthandschuhen. Man müsse „dem Amt gerecht werden“, sagte er. Das ist der freundlich formulierte Tritt in den Hintern einer Regierung, die sich lieber mit Symbolpolitik beschäftigt, anstatt endlich Politik zu machen.

Was hier geschieht, ist keine Kinderkrankheit eines neuen Kabinetts. Es ist ein Symptom. Ein Symptom für den Zustand einer Partei, die den Machtwechsel nicht vorbereitet, sondern erzwungen hat. Die nun planlos agiert, als hätte sie nie damit gerechnet, tatsächlich regieren zu müssen. Ein Kanzler, der sich mit markigen Sprüchen in Talkshows wohler fühlt als in der Verantwortung des Amtes. Eine Regierung, die mit autoritärem Habitus kompensiert, was ihr an Substanz fehlt.

Fazit: Deutschland hat gewählt – oder besser gesagt, sich treiben lassen. Heraus kam ein Kanzler zweiter Wahl mit einer Regierungstruppe, die sich schon jetzt auf bestem Weg befindet, ins Guinnessbuch der politischen Fehlstarts aufgenommen zu werden. Steinmeier hat es erkannt. Die Frage ist: Wann erkennt es der Wähler?


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