Ein kritischer Kommentar zur außenpolitischen Entgleisung und innenpolitischen Vernachlässigung unter Kanzler Merz.
„Israel macht für uns im Iran die Drecksarbeit“ – es sind Worte, die klingen, als stammten sie aus einem Agententhriller, gesprochen von einem zynischen Drahtzieher hinter den Kulissen der Macht. Doch sie stammen nicht von einem Autor oder einem Filmcharakter, sondern von Deutschlands Kanzler Friedrich Merz – öffentlich, in einem Interview mit dem ZDF. Und sie sind nicht nur geschmacklos, sondern hochgefährlich.
Was sagt dieser Satz über unseren Kanzler aus?
Merz lobt Israel dafür, dass es den Iran militärisch angreift – mit anderen Worten: er begrüßt einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, der tausende Tote zur Folge haben könnte, als nützlich für „uns“. Als „Drecksarbeit“, die jemand anderes für uns erledigt. Das ist die Sprache eines Machtpolitikers, der bereit ist, internationale Gewaltakte nicht nur zu dulden, sondern offen zu bejubeln, solange es ins eigene geopolitische Kalkül passt.
Und was ist das Kalkül? Der Iran ist geopolitisch unbequem, sicher. Aber selbst amerikanische Geheimdienste bestätigten mehrfach, dass der Iran keine Atomwaffen besitzt. Trotzdem übernimmt Merz die Narrative der israelischen Regierung, ohne den Hauch eines Zweifels – als hätte er nie aus dem Irakkrieg 2003 gelernt, der ebenfalls mit einer Lüge begann und Millionen Menschen das Leben kostete.
Was ist das für ein Kanzler?
Merz wurde gewählt mit dem Versprechen, wirtschaftliche Kompetenz und konservative Vernunft zurück ins Kanzleramt zu bringen. Geblieben ist davon wenig. Stattdessen erleben wir einen Kanzler, der schneller seine Meinung wechselt als eine Katze im freien Fall die Richtung. Erst war er gegen Waffenlieferungen in Krisengebiete, jetzt ist er Fürsprecher militärischer Gewalt. Erst war er Kritiker der Schuldenpolitik, jetzt fließen deutsche Milliarden ohne jeden demokratischen Diskurs nach Kiew, Tel Aviv oder Ramallah. Wohin auch immer, Hauptsache es klingt nach westlicher Solidarität.
Aber: Solidarität mit wem?
- Mit den Rentnern, die Flaschen sammeln müssen?
- Mit den Familien, deren Heizungen ersetzt werden sollen, obwohl sie das Geld dafür nicht haben?
- Mit den Unternehmern, die angesichts explodierender Energiepreise ihre Läden schließen?
- Mit den Kindern, die in Schulen mit undichten Dächern und ohne Lehrpersonal sitzen?
Der moralische Offenbarungseid
Während in Deutschland Straßen verfallen, Kliniken schließen und Mittelständler aufgeben, zeigt sich die Bundesregierung spendabel – aber nicht gegenüber dem eigenen Volk. Milliarden für Rüstung, für „Verbündete“, für Regierungen, die in ihrer Menschenrechtspolitik bestenfalls fragwürdig sind. Man stopft die Taschen korrupter Eliten, während die Suppenküchen hierzulande überlaufen.
Der Kanzler präsentiert sich dabei als transatlantischer Befehlsempfänger – ohne Rückgrat, ohne eigene Linie, ohne Rücksicht auf sein Land. Er übernimmt bereitwillig die Narrative von Regierungen, die in der Vergangenheit mehrfach gelogen haben, um Kriege zu rechtfertigen. Und er verkauft es dem deutschen Volk als Verteidigung der Demokratie.
Hat Deutschland das verdient?
Die Frage stellt sich mit wachsender Dringlichkeit. Natürlich hat jedes Volk die Regierung, die es verdient – so lautet ein bitterer Spruch aus der Politik. Aber hat ein Volk, das den Zweiten Weltkrieg überlebt, die Lektionen von Krieg und Lüge eigentlich gelernt haben sollte, wirklich einen Kanzler verdient, der das Land nun erneut in einen Krieg treibt – und das mit fremder Hand?
Hat ein Land, das seine Infrastruktur und seine Industrie einst mit Fleiß und Verstand aufgebaut hat, einen Kanzler verdient, der all dies opfert für eine globale „Wertepartnerschaft“, deren Werte offenbar nur dann gelten, wenn sie ins westliche Narrativ passen?
Hat ein Land, in dem immer mehr Menschen unter der Armutsgrenze leben, einen Kanzler verdient, der Milliarden verschenkt, während die eigenen Bürger im Winter frieren?
Ein Aufruf zur Besinnung
Deutschland steht an einem Wendepunkt. Die außenpolitische Anbiederung an kriegsführende Staaten, das Ignorieren eigener Interessen und das Beschweigen der Bevölkerung darf nicht zur neuen Normalität werden. Der Satz von Merz ist mehr als nur eine rhetorische Entgleisung – er ist ein Symptom für eine politische Entfremdung, die gefährlicher kaum sein könnte.
Was wir brauchen, ist keine „Drecksarbeit“ durch andere – sondern saubere Arbeit hier im eigenen Land. Für unsere Alten. Für unsere Kinder. Für unsere Zukunft.
DIE ZEITUNG
"Journalismus ist etwas zu veröffentlichen, was andere nicht wollen, dass es veröffentlicht wird. Alles andere ist Werbung."