Von einem Schatten über der Demokratie – zur offenen Konfrontation.
Die Central Intelligence Agency – kurz CIA – gilt als eine der mächtigsten, zugleich aber auch geheimnisvollsten Organisationen der Welt. Seit ihrer Gründung 1947 agiert sie offiziell als Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten mit dem Ziel, Informationen zu sammeln, die nationale Sicherheit zu gewährleisten und die Interessen der USA zu schützen. Doch was, wenn diese Institution – geschaffen zur Verteidigung der Demokratie – sich selbst über Recht und Gesetz erhebt? Was, wenn Donald Trump mit seinen Anschuldigungen gegen die CIA tatsächlich recht hat?
Die Vorstellung, dass die CIA an der Ermordung John F. Kennedys beteiligt war, ist nicht neu – doch wenn diese These durch einen ehemaligen Präsidenten öffentlich aufgegriffen und in den Kontext aktueller Machtkämpfe gestellt wird, gewinnt sie eine völlig neue politische Sprengkraft. Besonders vor dem Hintergrund des Attentats auf Trump am 14. Juli 2024 in Butler, Pennsylvania, und der angeblich unzureichenden Schutzmaßnahmen des Secret Service stellt sich die Frage: Ist hier nur geschlampt worden – oder war es gewollt?
Die dunkle Geschichte der CIA: Regimewechsel, verdeckte Operationen, Destabilisierungen

Seit Jahrzehnten steht die CIA im Verdacht, weltweit politische Ereignisse beeinflusst oder gar manipuliert zu haben. Historiker und Enthüllungsjournalisten haben eine lange Liste an Operationen zusammengestellt, die den offiziellen Narrativen widersprechen:
- 1953 – Iran: Die CIA stürzt Premierminister Mossadegh, der den britischen Ölkonzern verstaatlichen wollte. Der Schah wird wieder eingesetzt – ein autoritärer Herrscher, dessen Folterregime später zur islamischen Revolution führt.
- 1973 – Chile: In einer CIA-unterstützten Aktion wird Präsident Salvador Allende gestürzt. General Pinochet übernimmt – Tausende Regimegegner werden gefoltert oder getötet.
- 1980er – Nicaragua / Iran-Contra-Affäre: Die CIA finanziert rechtsgerichtete Contra-Rebellen mit Geldern aus geheimen Waffenverkäufen an den Iran – trotz Embargos und Kongressverbot.
- 1981 bis heute – Afghanistan, Libyen, Syrien, Ukraine: Die Unterstützung radikaler Kräfte, Destabilisierungsstrategien, Fehlinformationen und die Ausbildung von Milizen gehören zum Repertoire verdeckter US-Operationen.
Auch auf amerikanischem Boden gibt es zahlreiche Hinweise auf Manipulation, Desinformation und eine beunruhigende Nähe zu wirtschaftlichen und politischen Eliten – fernab demokratischer Kontrolle.
Der Fall Kennedy: Ein nie verheiltes Trauma

John F. Kennedy war mehr als nur ein charismatischer Präsident. Er verkörperte den Aufbruch in ein neues Amerika – friedensorientiert, kritisch gegenüber dem militärisch-industriellen Komplex und der Kriegslogik des Kalten Krieges.
Kurz vor seiner Ermordung im November 1963 äußerte Kennedy öffentlich Kritik an der Geheimdienstpolitik und kündigte eine Reform der CIA an.
Kurz darauf wurde er in Dallas erschossen. Bis heute glauben laut Umfragen über 60 % der Amerikaner nicht an die Einzeltäter-Theorie rund um Lee Harvey Oswald.
Stattdessen kursieren Theorien über eine Verschwörung – möglicherweise orchestriert von Teilen des US-Establishments, um Kennedys Politik der Entspannung und der Öffnung zu stoppen.
Trump – der neue Kennedy?
So paradox es klingen mag: Donald Trump sieht sich selbst als Nachfolger von Kennedy – als Außenseiter, der gegen das Establishment kämpft. Während Kennedy als Hoffnungsträger der Linken galt, ist Trump der Champion der Rechten. Doch beide forderten mächtige Interessengruppen heraus: den Deep State, wie es im Trump-Lager heißt.
Trump behauptet offen, dass die CIA an seiner Absetzung 2020 beteiligt war – nicht durch ein Attentat, sondern durch eine politische Intrige, die Wahlmanipulation und eine systematische Delegitimierung seiner Regierung beinhaltete.
Seine Forderung nach der Offenlegung aller Kennedy-Akten und seine wiederholten Attacken auf die Geheimdienste machen deutlich: Trump will Rache – und er will die vollständige Demontage des geheimdienstlich-industriellen Netzwerks, das sich seit Jahrzehnten der demokratischen Kontrolle entzieht.
Was, wenn Trump recht hat?
Wenn auch nur ein Teil der Vorwürfe stimmt – wenn also die CIA tatsächlich Präsidenten beeinflusst, gestürzt oder sogar ermordet hat –, dann ist die amerikanische Demokratie nichts anderes als eine Fassade.
Die Konsequenzen wären weitreichend:
- Vertrauensverlust in die Institutionen: Die USA müssten sich eingestehen, dass sie über Jahrzehnte von Akteuren regiert oder gesteuert wurden, die im Schatten agieren – ohne Mandat, ohne Transparenz.
- Verfassungskrise: Sollte bewiesen werden, dass Geheimdienste Wahlen manipulieren oder Präsidenten stürzen, steht die gesamte Legitimität der US-Regierung infrage.
- Internationale Folgen: Verbündete müssten sich fragen, ob sie tatsächlich mit einem demokratischen Partner kooperieren – oder mit einem Imperium im Griff eines undurchsichtigen Machtapparats.
- Polarisierung und Bürgerkriegspotenzial: Die politische Spaltung der USA würde sich radikal vertiefen. Für Trump-Anhänger wäre dies der endgültige Beweis des “Kriegs gegen das Volk”, für Gegner eine Verschwörungstheorie mit gefährlichem Eskalationspotenzial.
Ein gefährliches Spiel – mit offenem Ausgang
Um es mal auf den Punkt zu bringen: Wenn Trump tatsächlich in den Fußstapfen Kennedys steht, dann steht auch sein Leben in Gefahr.

Die Parallelen sind beunruhigend – ein Präsident, der mit dem Sicherheitsapparat bricht, sich der globalen Eliten entzieht und für eine andere Vision Amerikas steht.
Doch Trump ist nicht Kennedy. Seine Sprache ist aggressiver, sein Vorgehen kompromissloser. Was beide jedoch vereint, ist die offene Konfrontation mit einer Macht, die sich jahrzehntelang entziehen konnte – der CIA und ihrem Netzwerk.
Ob Trump diese Macht bezwingen kann – oder daran zerbricht – ist ungewiss. Sicher ist nur eines: Sollte er Recht haben, dann steht die Welt vor einem der größten politischen Erdbeben der Nachkriegszeit.
Die Geschichte der CIA ist keine Geschichte über Schutz, sondern über Einfluss, Manipulation und Macht. Die Geschichte steht für Schmutz, Korruption und Morde. Die Geschichte der CIA beeinhaltet unfassbares Leid für die Menschen der USA – aber eben auch für die gesamte westliche Welt.
Wenn Trump Recht hat, stehen die USA am Beginn einer historischen Abrechnung mit ihrer eigenen dunklen Seite. Und die Welt sollte sehr genau hinsehen.
eine kritische Betrachtung von C.Bültemann