Sommerferien, Urlaubszeit – doch wohin mit Opa?

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Die Sonne lacht, das Auto ist vollgetankt, die Kinder fiebern dem Strand entgegen – aber eine Frage bleibt unbeantwortet: Wohin mit Opa? Für den Hund gibt’s eine Pension, für die Katze eine Nachbarin. Doch was tun mit einem pflegebedürftigen Familienmitglied, wenn endlich mal Urlaub angesagt ist?

Willkommen in der Realität von Millionen Familien in Deutschland: Rund 5,7 Millionen Menschen gelten hierzulande als pflegebedürftig, und 80 % von ihnen werden zu Hause versorgt – von Ehepartnern, Kindern, Enkeln. Mit viel Liebe, aber auch mit viel Erschöpfung.

Pflegen ist kein Hobby – sondern Schwerstarbeit

Pflege ist anstrengend. Punkt. Und wer das rund um die Uhr macht, braucht Erholung. Leider gönnen sich viele pflegende Angehörige diese Auszeit nicht – aus Schuldgefühlen oder weil sie schlicht nicht wissen, welche Möglichkeiten es gibt, ohne dass Oma oder Opa vernachlässigt werden.

Verhinderungspflege: Wenn Opa mal Ersatz braucht

Hier kommt die gute Nachricht: Wer eine pflegebedürftige Person mit mindestens Pflegegrad 2 betreut, hat Anspruch auf eine sogenannte Verhinderungspflege. Das bedeutet: Eine andere Person – z. B. ein ambulanter Pflegedienst, eine Betreuungskraft oder jemand aus dem Bekanntenkreis – springt vorübergehend ein, wenn du als pflegender Angehöriger in Urlaub gehst, krank bist oder einfach mal durchatmen willst.

Und jetzt das Beste:
Es gibt dafür eine Abfindung in Form eines jährlichen Betrags von bis zu 3.539 Euro, die dafür verwendet werden können. Dieses Geld steht dir nicht in bar zur freien Verfügung, aber es deckt die Kosten für die Ersatzpflege – ob stundenweise oder mehrere Tage am Stück.

Wo beantragt man das Ganze?
Bei der Pflegekasse deiner oder deines Pflegebedürftigen. Und zwar idealerweise frühzeitig vor dem Urlaub. Es reicht ein formloser Antrag – viele Kassen bieten dafür inzwischen Online-Formulare an. Wichtig: Rechnungen und Nachweise gut aufbewahren!

Kurzzeitpflege: Wenn Opa auf Urlaubsreise ins Pflegeheim geht

Die zweite Möglichkeit heißt Kurzzeitpflege: Das ist eine vorübergehende stationäre Aufnahme in einer Pflegeeinrichtung. Hier wird Opa rund um die Uhr professionell betreut – mit allem Drum und Dran. Auch diese Variante lässt sich mit dem erwähnten Budget kombinieren. Vorteil: Du bist im Urlaub wirklich mal frei. Nachteil: Opa muss raus aus seiner gewohnten Umgebung – was nicht jeder gut verkraftet.

Oder alle fahren mit – Pflegeurlaub für die ganze Familie

Es muss aber nicht immer Trennung sein. Es gibt mittlerweile spezialisierte Reiseanbieter, die sich auf betreute Reisen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen spezialisiert haben. Das heißt: Gemeinsamer Urlaub mit der ganzen Familie, während Pflegeprofis vor Ort entlasten und unterstützen. Natürlich sollte man dabei auf Dinge wie Barrierefreiheit, medizinische Versorgung und angepasste Aktivitäten achten – aber auch das ist machbar, wenn man rechtzeitig plant.

Die große Kunst: Rechtzeitig den Plan machen

Egal ob Ersatzpflege, Pflegeheim auf Zeit oder betreuter Familienurlaub – die wichtigste Zutat heißt Planung. Und zwar nicht erst eine Woche vor Abreise, sondern möglichst schon im Frühjahr. Denn ob freie Plätze im Pflegeheim oder die Wahl der Pflegeperson: Kurzfristig wird’s oft eng.

Fazit: Keine Scheu vor Hilfe – und keine falsche Scham

Pflege darf kein Endlosdienst sein. Wer Opa liebt, gönnt sich auch mal eine Pause von Opa. Und wer sich gut informiert, wird feststellen: Es gibt Wege – sogar mit finanzieller Unterstützung – um Urlaub und Pflege unter einen Hut zu bringen. Ohne Schuldgefühle. Ohne Katastrophen. Und mit dem wohlverdienten Gefühl, dass auch du mal auftanken darfst.

Also los: Beantragen, organisieren, loslassen. Denn am Ende freut sich Opa vielleicht sogar über ein bisschen Abwechslung. Und du über ein bisschen Meeresrauschen statt Klingelknopf.


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