Die Nachfrage wächst – und damit die Fragen
Berlin. Es klingt wie Science-Fiction – oder wie ein schlechter Witz auf einem Nerdkongress: Sex mit Robotern. Doch was lange nach Zukunftsmusik klang, ist nun Realität. Ein findiger Österreicher hat in Berlin das erste Cyberbordell Europas eröffnet – und will damit nicht weniger als die Erotikbranche revolutionieren.
Im Gegensatz zu klassischen Etablissements gibt es hier keine Prostituierten aus Fleisch und Blut. Stattdessen erwartet die Gäste eine Mischung aus High-End-Technik, Virtual-Reality-Brillen, KI-gesteuerten Avataren und täuschend echt wirkenden Androiden. Der Betreiber, der anonym bleiben möchte, verspricht „unvergessliche Erlebnisse ohne emotionale Komplikationen, Krankheiten oder Eifersuchtsszenen“. Willkommen im Zeitalter der digitalen Liebe – oder besser gesagt: des algorithmisch optimierten Orgasmus.
„Warum nicht?“, fragt die Technik
Der Gedanke, mit einem Roboter intim zu werden, mag für manche noch schräg klingen – aber er ist längst nicht mehr so abwegig. Schon 2007 schrieb der schottische KI-Forscher David Levy in seinem Buch Sex with Robots, dass wir bis 2050 regelmäßig mit Maschinen ins Bett gehen würden. Nun, die Berliner sind mal wieder schneller.
„Guter Sex, wann immer man will, ohne Diskussionen oder Verpflichtungen – warum sollte uns das nicht gefallen?“, fragt Levy rhetorisch. Und genau das greift das Konzept des Cyberbordells auf: Sex auf Abruf, angepasst an persönliche Vorlieben, gespeichert in einem Nutzerprofil, das – wie sollte es anders sein – natürlich maximal „diskret“ behandelt wird.
Grenzenlos. Kontaktlos. Emotionslos?
Die Besucher tragen VR-Headsets und bewegen sich in hyperrealistischen Fantasiewelten – vom romantischen Chalet in den Alpen bis zur Alien-Orgie im Weltraum. Die Avatare reagieren auf Sprache, Mimik und Gestik. Wer mehr will, kann sich für die „haptische Erweiterung“ entscheiden: Eine humanoide Puppe mit Heizung, Bewegungssensoren und natürlicher Hauttextur (aus Silikon, versteht sich).
Kritiker schlagen Alarm: Das Cyberbordell sei der nächste Schritt in einer immer entmenschlichteren Welt. Psychologen warnen vor emotionaler Vereinsamung und einer Generation, die lieber mit Chips als mit echten Menschen schläft. Doch der Andrang spricht eine andere Sprache – Termine sind auf Wochen hinaus ausgebucht.
Die Nachfrage wächst – und damit die Fragen
Nicht nur Männer finden Gefallen an der neuen Lustmaschine. Auch Frauen und Paare gehören zur Kundschaft. „Es ist wie ein Safe Space für Sexualität, ohne Scham“, sagt eine Besucherin, die ihren ersten Besuch als „erstaunlich echt“ beschreibt.
Doch es bleibt die Frage: Was macht das mit unserer Vorstellung von Intimität, Liebe und Beziehung? Wenn der Partner plötzlich durch ein perfekt angepasstes, niemals widersprechendes KI-Wesen ersetzt wird – ist das Fortschritt oder Rückschritt?
Fazit: Willkommen im Bordell 4.0
Ob man es faszinierend, abstoßend oder schlichtweg beunruhigend findet – das erste Cyberbordell Berlins zeigt deutlich, wohin die Reise gehen könnte. Zwischen Bits, Bytes und Begierde verschwimmen die Grenzen zwischen Mensch und Maschine.
Und vielleicht fragen wir uns bald nicht mehr: „Mit wem?“, sondern nur noch: „Welche Version?“