Jedermann hat schon von dem Japaner gehört, der noch viele Jahre nach Kriegsende auf einer Insel einsam weiterwachte und das Kriegsende nicht mitbekommen hatte.
Auch ein Deutscher ging in die Geschichte ein, als derjenige der als allerletzter kapitulierte.
Georg Gärtner (* 18. Dezember 1920 in Schweidnitz, Provinz Niederschlesien; † 30. Januar 2013 in Longmont (Colorado)), auch bekannt als Dennis Whiles, war ein deutscher Kriegsgefangener aus dem Zweiten Weltkrieg in den USA.
1943 wurde er als Soldat des deutschen Afrikakorps gefangen genommen und in die USA gebracht.
Er wurde nach New Mexico in ein Kriegsgefangenenlager überführt.
Nach dem Kriegsende fürchtete Gärtner die Repatriierung nach Schweidnitz, Niederschlesien, das nun Teil des kommunistischen Polens war. Am 22. September 1945 floh er aus dem Kriegsgefangenenlager in Deming, New Mexico, indem er auf einen vorbeifahrenden Güterzug sprang, der ihn nach Kalifornien brachte. Dort lebte er als Holzfäller, Tellerwäscher und Hilfsarbeiter und zog entlang der Westküste umher.
Gärtner perfektionierte seine Englischkenntnisse, nahm die Identität von Dennis F. Whiles an, erhielt eine Sozialversicherungskarte unter diesem Namen und erfand eine Biografie, laut der er nach dem Unfalltod seiner Eltern in einem Waisenhaus in Connecticut aufgewachsen war. Er ließ sich in Norden, Kalifornien, nieder, wo er als Skilehrer im Winter und in Bau- und Verkaufsjobs im Sommer arbeitete. 1964 heiratete er Jean Clarke und adoptierte ihre beiden Kinder aus ihrer früheren Ehe.
Die US-Armee fahndete nach ihm, und Gärtner blieb 40 Jahre lang eine der meistgesuchten Personen des FBI. Da die Behörden jedoch vermuteten, dass er vor der Rückführung und nicht aus Rache für die Niederlage Deutschlands floh, wurde er als ungefährlich eingestuft.
Trotz seines ruhigen Lebens bekam seine Frau zunehmend Angst wegen seiner Weigerung, über seine Vergangenheit zu sprechen. 1984, als sie ihn verlassen wollte, gestand er ihr schließlich alles. Auf ihr Drängen hin ging er im folgenden Jahr an die Öffentlichkeit und kontaktierte den Geschichtsprofessor Arnold Krammer, eine Autorität für die Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen in den USA. Gemeinsam veröffentlichten sie das Buch “Hitler’s Last Soldier in America”.
Gärtner wurde über Nacht berühmt und trat in verschiedenen Talkshows auf, darunter die Today-Show, wo er sich dem Moderator Bryant Gumbel „ergab“. Die Einnahmen aus dem Verkauf seines Buches gaben ihm finanzielle Unabhängigkeit.
Als Gärtner an die Öffentlichkeit ging, war die US-Regierung unsicher, wie sie mit ihm verfahren sollte. Er war kein illegaler Einwanderer, da er gegen seinen Willen in die USA gebracht worden war. Da er nach Kriegsende floh, stellte sich die Frage, ob er überhaupt noch Kriegsgefangener war.
Daher wurden ihm keine Straftaten zur Last gelegt. Das FBI erklärte, dass es kein Interesse mehr an ihm habe, und die Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörde bestätigte, dass es keine Absicht gebe, ihn abzuschieben. Gärtner wurde eingeladen, US-Bürger zu werden, was aufgrund bürokratischer Verzögerungen erst im November 2009 geschah.
Er verbrachte den Rest seines Lebens mit seiner Leidenschaft als Maler und starb 2013 in Loveland, Colorado.