Günther Felßner – Bauernpräsident mit CSU-Profil und politischer Sprengkraft?

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In dieser kleinen Serie möchten wir ihnen mögliche Minister der neuen Regierung vorstellen und ihren Hintergrund und ihre Positionen kritisch beleuchten.

Einleitung:
Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbands und CSU-nah, ist eine zentrale Figur in der aktuellen Agrar- und Protestbewegung. Zwischen Traktorendemos, Agrarförderung und populistischer Rhetorik hat sich Felßner zu einem Sprachrohr der ländlichen Unruhe entwickelt – und rückt damit zunehmend ins politische Rampenlicht. Doch seine Nähe zur CSU, seine Wortwahl und sein Umgang mit demokratischen Prozessen werfen Fragen auf. Wer ist der Mann, der Bauern mobilisiert und Politik herausfordert?


1. Aufstieg zum Bauernpräsidenten

Im Jahr 2023 übernahm Günther Felßner die Führung des Bayerischen Bauernverbands (BBV) – als Nachfolger von Walter Heidl. Felßner kommt selbst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb in Mittelfranken und gilt als bodenständig, direkt und medienwirksam.

Ziele laut Eigenaussage:

  • Mehr Unterstützung für Familienbetriebe
  • Kritik an Auflagen, Bürokratie und Umweltauflagen
  • Kampf gegen „Entfremdung zwischen Stadt und Land“

2. Nähe zur CSU – politisch unabhängig?

Obwohl der BBV offiziell parteipolitisch neutral ist, ist Felßner offenkundig mit der CSU verwoben – nicht nur inhaltlich, sondern auch durch seine langjährige Mitgliedschaft und politische Nähe.

Kritik:

  • Teilweise Verwendung von CSU-Argumentationsmustern
  • Teilnahme an CSU-Veranstaltungen in offiziellem BBV-Kontext
  • Unklar, inwieweit Interessenvertretung oder Parteipolitik im Vordergrund stehen

Viele Landwirte kritisieren hinter vorgehaltener Hand eine Einseitigkeit in der politischen Ausrichtung des Verbandes.


3. Protestkultur mit Schlagseite

Besonders während der großen Bauernproteste 2023/24 trat Felßner als einer der Hauptorganisatoren auf. Dabei fiel er durch teils harsche Worte und populistische Rhetorik auf:

  • Vergleiche zwischen Steuerpolitik und „Enteignung“
  • Warnung vor „grüner Bevormundung“
  • Duldung von rechtslastigen Symbolen bei Demos

Obwohl er sich öffentlich von Extremismus distanziert, wirft sein nachsichtiger Umgang mit radikalen Tönen Fragen auf.


4. Umwelt- und Klimapolitik: Verhärtete Fronten

Felßner positioniert sich konsequent gegen aus seiner Sicht „ideologisch motivierte Klimapolitik“ – etwa bei Pflanzenschutzmitteln, Flächenstilllegung oder Tierwohlverordnungen.

Streitpunkte:

  • Ablehnung von EU-Biodiversitätszielen
  • Widerstand gegen strengere Düngeregeln
  • Forderung nach „landwirtschaftlicher Freiheit“

Dabei kritisieren Umweltverbände seine Haltung als verantwortungslos gegenüber zukünftigen Generationen.


5. Macht im ländlichen Raum – aber wenig Dialog?

Felßner ist zweifellos ein Machtfaktor – insbesondere in ländlichen Regionen Bayerns. Doch ihm wird oft mangelnde Gesprächsbereitschaft vorgeworfen:

  • Abwertende Aussagen über Klimabewegung und NGOs
  • Weigerung, an einigen öffentlichen Diskussionsrunden teilzunehmen
  • Pauschale Kritik an Medien und Wissenschaft

Der Vorwurf: Felßner bedient sich populistischer Vereinfachungen, statt konstruktiv zu vermitteln.


Fazit: Sprachrohr der Wut – oder Teil der Lösung?

Günther Felßner gibt sich als Vertreter der „schweigenden Mehrheit“ – doch seine Aussagen, seine Nähe zur CSU und sein Umgang mit demokratischem Diskurs bleiben umstritten. Ob er langfristig zur Lösung beiträgt oder zur Spaltung zwischen Land und Stadt – das wird sich zeigen, nicht zuletzt bei den kommenden Landtagsentscheidungen.


Kategorie: Politik | CSU | Agrar
Veröffentlicht am: 3. April 2025
Redaktion: Nordhessen Journal
Bildnachweis: KI-Bild von ChatGPT 4.0

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