Gefährliche Ratlosigkeit: Wie NATO und ukrainische Regierung in eine strategische Sackgasse steuern

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Wer keinen Plan B hat, hat oft nicht einmal einen funktionierenden Plan A.

Es gibt Momente in der internationalen Politik, in denen ein einzelner Satz alles sagt. Der Satz von NATO-Generalsekretär Mark Rutte, die Allianz habe „keinen Plan B“, falls Frieden scheitert oder Waffen aus den USA ausbleiben, gehört dazu. Er ist der diplomatische Offenbarungseid eines Bündnisses, das seit Jahren den Ton vorgibt – und jetzt widerwillig zugibt, dass es keinen alternativen Kurs hat. Statt strategischer Weitsicht: politische Schaufenster-Rhetorik. Statt Führung: Durchwurschteln im Blindflug.

Die Ukraine als Spielball – und willige Mitfahrerin

Die ukrainische Regierung präsentiert sich nach außen als souveräner Akteur. In Wahrheit ist sie seit Jahren eng in die Geopolitik der NATO-Staaten eingespannt – wirtschaftlich, militärisch und politisch. Diese Abhängigkeit wäre noch zu verstehen, wenn sie zu einem nachhaltigen Sicherheitskonzept führen würde. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Die Regierung in Kiew hat sich bereitwillig in eine Position manövriert, in der sie kaum noch Raum für eigene Entscheidungen hat. Innenpolitische Korruption und Seilschaften tun ihr Übriges: Wer auf externe Unterstützung angewiesen ist, wird kalkulierbar – und manipulierbar. Dass westliche Geldgeber und Militärberater längst tief in die ukrainischen Strukturen eingewoben sind, ist kein Geheimnis mehr.

Das Ergebnis: eine Regierung, die mehr auf außenpolitische Erwartungen reagiert als auf die Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung.

Der Plan ohne Plan

Die NATO argumentiert seit Beginn des Krieges, man müsse „Standhaftigkeit demonstrieren“. Doch Standhaftigkeit ist nicht dasselbe wie Strategie. Dass ein Generalsekretär zugeben muss, dass es keine alternativen Handlungsoptionen gibt, wirft ein grelles Schlaglicht auf das, was seit Jahren unter der Oberfläche brodelt:

– Man hat sich in eine Eskalationslogik hineinziehen lassen, ohne Exit-Strategie.
– Man hat politische Ziele formuliert, die militärisch kaum erreichbar sind.
– Man hat die Ukraine zur Frontlinie eines Machtkampfs gemacht, den sie niemals gewinnen kann – und den sie ausbaden muss.

Das Szenario: Was passiert, wenn NATO und Ukraine die vorgelegten Pläne „ohne Wenn und Aber“ akzeptieren?

Wer in die Glaskugel blickt, sieht kein friedliches Panorama. Sondern eine Kette von Konsequenzen, die heute kaum jemand offen aussprechen will.

  1. Faktische Aufgabe strategischer Eigenständigkeit
    Akzeptieren beide Seiten Kompromiss- oder Friedenspläne, die nicht aus dem eigenen politischen Willen stammen, bedeutet dies de facto: Die Ukraine verliert große Teile ihrer außenpolitischen Selbstbestimmung. Entscheidungen werden in Washington, Brüssel oder Berlin getroffen – nicht in Kiew.
  2. Massiver innenpolitischer Druck in der Ukraine
    Ein erzwungener oder kampflos akzeptierter Frieden würde die Regierung in ein Legitimationsloch reißen. Nationalisten, Militäreinheiten und politische Hardliner würden das als Verrat werten. Die Gefahr interner Unruhen steigt.
  3. NATO in einer unangenehmen Position
    Die NATO müsste erklären, wie man jahrelang maximalen Einsatz gefordert hat – nur um dann eine Lösung zu akzeptieren, die man selbst stets ausgeschlossen hat. Glaubwürdigkeit? Weg. Autorität? Angekratzt. Strategische Führungsfähigkeit? Fraglich.
  4. Ein frierender, aber ungelöster Konflikt
    Selbst ein akzeptierter Friedensplan würde nicht automatisch Stabilität bringen. Vieles deutet darauf hin, dass der Konflikt in einen „kalten Zustand“ übergeht: Waffen schweigen, aber politische und kulturelle Frontlinien bleiben scharf wie Rasierklingen.
  5. Europa rutscht in eine neue Sicherheitsarchitektur – unfreiwillig
    Durch das Eingeständnis fehlender Alternativen würde sichtbar, dass der Westen längst nicht die Kontrolle über den Konflikt hat, die er vorgibt. Die geopolitischen Gewichte verschieben sich – und Europa steht nicht unbedingt auf der Gewinnerseite.

Das Fazit fällt ernüchternd aus

Eine ukrainische Regierung, die sich bereitwillig in Abhängigkeiten begeben hat. Eine NATO-Elite, die mit markigen Worten die eigene Planlosigkeit kaschiert. Und eine geopolitische Lage, in der die Bevölkerung der Ukraine die Hauptlast trägt, während westliche Politiker Strategien improvisieren, die eigentlich längst vorhanden sein müssten.

Wer keinen Plan B hat, hat oft nicht einmal einen funktionierenden Plan A.


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