Friedrich Merz: Rückzug mit Anstand – eine verpasste Chance?

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Friedrich Merz – Getriebener oder Treiber des politischen Niedergangs?

Es gibt politische Strategien – und es gibt politische Verzweiflungstaten. Was Friedrich Merz derzeit aufführt, bewegt sich gefährlich nah an letzterem. Noch ehe der Hahn kräht, zieht der CDU-Vorsitzende jeden Tag ein neues Thema aus dem Hut – nicht etwa, weil es das Land braucht, sondern weil er es braucht. Für seinen Machtanspruch.

Für seine Kanzlerträume. Für die Sehnsucht nach einer CDU, die längst nicht mehr die Partei der Mitte ist, sondern der Getriebenen und Populisten.

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Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen:

→ Steuererleichterungen für die unteren 50 % – wieder in Frage gestellt.
→ Der 15-Euro-Mindestlohn – unter Beschuss.
→ Taurus-Lieferungen in die Ukraine – als Eskalationsstufe einer Außenpolitik, die nicht mehr auf Diplomatie, sondern auf Muskelspiel setzt.

Was ist das? Ein politisches Konzept? Eine Vision? Nein, es ist nichts anderes als politischer Aktionismus im Schleudergang.

Merz wirkt inzwischen wie ein Verkäufer auf einem Wochenmarkt, der merkt, dass niemand mehr seine Ware kauft – also brüllt er lauter, bietet irgendwas an, hofft auf Aufmerksamkeit.

Doch Aufmerksamkeit ist nicht gleich Zustimmung. Und schon gar nicht Vertrauen.

Wer regiert hier eigentlich wen?

Merz hat sich – ob bewusst oder aus Kalkül – zum Lautsprecher der SPD gemacht, einer Partei, die trotz ihrer geringen Prozentzahlen (16 % wären ja noch optimistisch) seit Jahren überproportional unser Land prägt – und dabei nicht selten an den Interessen der Mehrheit vorbeiregiert.

Das eigentliche Drama aber: Merz liefert mit seinem Verhalten nicht nur den politischen Gegnern, sondern auch der SPD-Basis eine Steilvorlage. Diese wird nicht stillhalten, wenn der CDU-Vorsitzende Tag für Tag rote Linien überschreitet, die man in einer Koalition besser respektiert.

Will Merz überhaupt noch Kanzler werden? Oder geht es ihm längst darum, als Opfer einer „unregierbaren“ SPD aus dem politischen Spiel zu scheiden, um später mit einer härteren Linie und vielleicht sogar einem Rechtsruck zurückzukehren?

Beides wäre für Deutschland ein Albtraum.

Rückzug mit Anstand – eine verpasste Chance?

Es wäre in der Tat der richtige Moment für Friedrich Merz, einen Schritt zurückzutreten. Nicht aus Schwäche, sondern aus Einsicht. Wer merkt, dass seine Strategie nur noch Schaden anrichtet – dem eigenen Land, der eigenen Partei, dem eigenen Ansehen – der sollte den Mut haben, zu gehen. Mit erhobenem Haupt.

Stattdessen erleben wir einen Mann, der sich zunehmend verrennt. Der lieber jede Sau durchs politische Dorf treibt, als einmal innezuhalten und sich zu fragen:

„Was ist eigentlich mein Beitrag für dieses Land? Für seine Zukunft? Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?“

Die Antwort darauf bleibt Merz bislang schuldig.

Und das ist vielleicht sein größtes politisches Versäumnis.

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