Fehlgriff mit Ansage: Wie Friedrich Merz den Osten weiter entfremdet

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Wenn ein Landstrich politisch kocht, die Menschen sich verraten fühlen, Wahlergebnisse dramatische Verschiebungen zeigen und sich ganze CDU-Verbände offen für ein Bündnis mit der AfD aussprechen – dann wäre es eigentlich höchste Zeit, mit Fingerspitzengefühl und Ernsthaftigkeit zu handeln. Stattdessen leistet sich die Merz-Regierung einen kapitalen Fehlgriff: Sie macht Elisabeth Kaiser zur neuen Ostbeauftragten – nur um diese dann wenige Wochen später mit Babybauch in den Mutterschutz zu verabschieden.

Versteht mich nicht falsch: Mutterschutz ist ein wichtiges Recht, und natürlich soll niemand für eine Schwangerschaft beruflich benachteiligt werden. Aber es ist eben auch eine Frage des politischen Timings und der Verantwortungsübernahme. Wer in einer der sensibelsten und konfliktgeladensten politischen Aufgabenbereiche dieses Landes Verantwortung übernimmt – nämlich die Vermittlung zwischen einer zunehmend abgehängten Region und der Berliner Politik – der muss zuerst liefern, dann pausieren. Nicht umgekehrt.

„Noch was anderes zu erledigen“ – ja, aber was ist mit dem Osten?

Elisabeth Kaiser verabschiedet sich freundlich per Instagram: „Ich bin zwar nicht aus der Welt, aber erstmal ein bisschen weg.“ Ein bisschen? In dieser Lage? Man fragt sich ernsthaft, ob Friedrich Merz und sein Umfeld überhaupt begreifen, in welchem Zustand sich Ostdeutschland aktuell befindet. Ob sie verstehen, dass es mehr braucht als ein paar PR-fähige Jungpolitikerinnen unter 40, die hübsch ins Schaufenster gestellt werden, aber in der Sache erst mal ausfallen.

Herkunft: Kaiser aus Gera – doch wie ostdeutsch ist das eigentlich?

Manche mögen jetzt sagen: Immerhin kommt Kaiser aus Gera, also aus dem Osten. Das ist zwar korrekt, aber ihr Karriereweg führte sie rasch in westdeutsche Strukturen: Unternehmensberatung, Politikberatung, SPD-Apparat. Es drängt sich der Eindruck auf, dass ihre „Ostbiografie“ politisch nützlich, aber inhaltlich eher blass ist. Der Osten aber braucht keine Symbolfiguren – er braucht Kämpfer. Menschen, die mit Wucht und Klartext die realen Probleme benennen: Deindustrialisierung, Lohngefälle, Rentenunterschiede, Abwanderung, Vertrauensverlust in Staat und Medien.

Die Quittung kommt bei den Wahlen – und sie wird deftig ausfallen

Wer glaubt, den Osten mit freundlichen Instagram-Postings beruhigen zu können, hat nichts verstanden. Die Menschen dort sind auf Krawall gebürstet – nicht, weil sie „abgehängt“ sind, wie es westdeutsche Politologen gern behaupten, sondern weil sie sehr genau wissen, dass man sie systematisch ignoriert. Die Quittung folgt auf dem Fuß: Die AfD wird in mehreren Bundesländern stärkste Kraft – trotz oder gerade wegen des Gezeters der etablierten Parteien. Selbst CDU-Verbände beginnen, sich offen für Bündnisse mit der AfD auszusprechen. Das wäre vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen. Heute ist es ein realistisches Szenario.

Merz’ Generationswechsel: Jugend ohne Substanz?

Der sogenannte Generationswechsel der SPD in der Merz-Regierung (ja, allein das Konstrukt klingt schon absurd) bringt zwar frische Gesichter, aber keine neuen Lösungen. Reem Alabali-Radovan, Verena Hubertz und Elisabeth Kaiser mögen jung und akademisch fit sein – aber sie sprechen eben nicht die Sprache der Menschen in Hoyerswerda, Bitterfeld, Görlitz oder Apolda. Und das ist das eigentliche Drama.

Fazit: Merz hat ein weiteres Mal bewiesen, dass er den Osten nicht versteht

Wenn man den Bock zum Gärtner macht, braucht man sich über verwelkte Beete nicht zu wundern. Der Osten verzeiht keine symbolische Politik mehr. Er verlangt Ehrlichkeit, Präsenz und konkrete Verbesserungen. Friedrich Merz hat mit der Berufung Elisabeth Kaisers und dem offensichtlichen Desinteresse an der realen Lage in Ostdeutschland einmal mehr gezeigt, dass ihm die Menschen östlich von Fulda bestenfalls als statistische Variable im Wahlkampf dienlich sind.

Und das, Herr Merz, wird sich rächen.

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