Wiesbaden/Düsseldorf/Belgrad.
Ein internationaler Schlag gegen den Drogenhandel: Das Bundeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt präsentieren stolz die Festnahme zweier mutmaßlicher Drogen-Schwergewichte. Ein 44-jähriger Türke wurde am 11. August am Flughafen Düsseldorf festgesetzt. Ihm wird vorgeworfen, zwischen 2020 und 2021 rund 800 Kilogramm Heroin in den Schengen-Raum geschleust zu haben. Bereits Ende Juni klickten in Belgrad die Handschellen für einen 48-jährigen Bulgaren, der gar für 1,2 Tonnen Kokain und Heroin verantwortlich sein soll.
Beide sollen für ihre Dienste gut 3,4 Millionen Euro kassiert haben. Viel Geld – aber lächerlich wenig, wenn man den Wert der Ware dagegenhält. Allein die 1,2 Tonnen Heroin entsprechen einem potenziellen Straßenwert von rund 600 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das wäre genug, um jedem Einwohner von Frankfurt am Main einen 800-Euro-Schein in die Hand zu drücken – wenn es den gäbe.
Der große Fang – und die große Ernüchterung
Natürlich sind solche Festnahmen für die Ermittler ein Erfolg. Es zeigt, dass internationale Zusammenarbeit funktioniert und man mit Geduld, Technik und Ausdauer auch verschlüsselte Kommunikationsnetze wie SkyECC knacken kann. Aber jenseits der Schlagzeilen bleibt eine bittere Wahrheit:
- Die Mengen, die beschlagnahmt werden, sind nur ein Bruchteil dessen, was tatsächlich auf Europas Straßen landet.
- Jeder verhaftete Mittelsmann wird binnen Wochen ersetzt – die Hydra wächst schneller nach, als man Köpfe abschlagen kann.
- Der Marktwert zeigt: Für jedes Kilo, das beschlagnahmt wird, stehen irgendwo drei neue bereit.
Don Quichotte lässt grüßen
Man fühlt sich unweigerlich an den tragischen Helden Don Quichotte erinnert, der tapfer gegen Windmühlen kämpfte – in dem festen Glauben, er besiege Ungeheuer. Auch hier reitet man gegen ein Ungetüm, das am Ende nur müde gähnt. Die Politik verkauft es als Sieg, die Ermittler haben ihre Schlagzeilen – doch an den Grundfesten des Problems ändert das rein gar nichts.
Denn der Drogenhandel ist keine Windmühle, sondern eine Hydra. Und solange die Nachfrage gigantisch bleibt, solange Abhängigkeit und Gewinnspannen ganze Gesellschaften antreiben, wird das Monster weiterleben. Jeder abgeschlagene Kopf wird durch zwei neue ersetzt.
Fazit
Die 600-Millionen-Euro-Spritze an Drogenwert, die nun aus dem Verkehr gezogen wurde, macht Schlagzeilen – ja. Aber sie wird die Straßen nicht leer fegen, keine Szene trockenlegen und keinen Junkie retten. Es ist ein Sieg auf dem Papier, ein Moment im Scheinwerferlicht. Doch echte Veränderung käme nur, wenn man der Hydra die Köpfe wirklich abschlägt – also die Nachfrage, die Strukturen, die Finanzwege und die Korruption. Alles andere bleibt Don-Quichotte-Theater.