Angst vor dem Akku-Feuer – Wie gefährlich sind Elektroautos wirklich?

Estimated read time 3 min read

Immer wieder tauchen sie auf, die spektakulären Bilder brennender Elektroautos – vorzugsweise in sozialen Medien, gerne dramatisch inszeniert. Die Angst, dass das eigene E-Auto plötzlich in Flammen aufgeht, sitzt bei manchen tief. Doch was ist dran an der vermeintlichen „Zündfreudigkeit“ von Lithium-Ionen-Batterien? Wie hoch ist die tatsächliche Brandgefahr – und wie schlagen sich E-Autos im Vergleich zu Verbrennern?


🔥 Die Angst vorm Akkubrand – ein modernes Schreckgespenst

Die Vorstellung ist furchteinflößend: Ein harmloser Defekt oder ein Unfall, und schon gerät das E-Auto in Brand. Noch schlimmer: Das Feuer ist kaum zu löschen, brennt heißer, länger und kann sich durch „Thermal Runaway“ selbst verstärken.

Ein Thermal Runaway entsteht, wenn sich eine einzelne Akkuzelle überhitzt und die Hitze auf benachbarte Zellen übergeht – eine Art Dominoeffekt. Die Folge: ein chemisches Inferno, das schwer zu bändigen ist. Besonders bei Bränden auf Schiffen – Stichwort Autotransporter oder Fähren – ist diese Vorstellung der Albtraum schlechthin.

Doch wie wahrscheinlich ist so ein Szenario überhaupt?


📊 Statistik: Wie oft brennt ein Auto – und welches?

Aktuelle Untersuchungen, u. a. vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und internationalen Studien aus Schweden und den USA, zeichnen ein anderes Bild. Hier ein Vergleich anhand von realen Zahlen (pro 100.000 Fahrzeuge jährlich):

AntriebsartBrandvorfälle pro 100.000 Fahrzeuge
Benzin/Dieselca. 90–110
Elektrofahrzeugeca. 25–60
Plug-in-Hybride (PHEV)ca. 30–80

👉 Fazit: Verbrenner brennen öfter!
Die Zahlen belegen klar: Elektroautos haben nicht die höhere Brandwahrscheinlichkeit, im Gegenteil. Die häufigeren Ursachen für Fahrzeugbrände bei Verbrennern sind defekte Kraftstoffleitungen, Motorüberhitzung oder Kurzschlüsse. Diese Gefahren entfallen bei einem E-Auto weitgehend – es gibt schlicht keinen heißen Motorblock oder durch Vibrationen geschwächte Benzinleitungen.


🚒 Warum die Angst trotzdem bleibt

Die Angst vor dem brennenden E-Auto hat psychologische Ursachen:

  • Neuheit: Alles Unbekannte wirkt bedrohlicher.
  • Mediale Wirkung: Ein brennender Tesla auf der Autobahn ist spektakulärer als ein qualmender Golf in der Tiefgarage.
  • Löschproblematik: Es stimmt – wenn ein E-Auto brennt, ist das Löschen aufwendiger. Herkömmliche Löschmethoden sind weniger wirksam, und die Feuerwehr muss mit viel Wasser und spezieller Taktik vorgehen.

Doch: Auch Benziner lassen sich schwer löschen, wenn ein Tank in Flammen steht. Der Unterschied ist eher taktischer Natur.


🔋 Sicherer durch neue Akku-Technologien

Ein echter Fortschritt sind neue Akku-Typen wie Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LiFePO4). Sie:

  • sind thermisch stabiler,
  • haben geringere Brandneigung,
  • werden bereits in Fahrzeugen von BYD, Tesla (Model 3 SR) und anderen eingesetzt.

Damit sinkt die Restgefahr noch weiter. Ironischerweise ist die Angst also am größten bei einer Technologie, die sich gerade verbessert wie nie zuvor.


Fazit: Keine Panik – aber Respekt ist sinnvoll

Die Statistik ist eindeutig: Elektroautos brennen seltener als Verbrenner – trotz Thermal-Runaway-Risiko. Aber: Wenn es passiert, ist das Spektakel größer, und die Feuerwehr hat gut zu tun.

Wer sein Auto – egal ob elektrisch oder fossil – gut wartet, die Batterie nicht beschädigt (z. B. durch Bordstein-Rempler) und keine Bastelarbeiten vornimmt, ist auf der sicheren Seite.


🛠️ Praxistipps für mehr Sicherheit – unabhängig vom Antrieb:

  • Keine billigen Ladegeräte oder Kabel verwenden
  • Nur geprüfte Wallboxen nutzen
  • Keine Akkus beschädigen oder manipulieren
  • Wartungen regelmäßig durchführen lassen
  • Tiefentladungen vermeiden

🧠 Der Kopf fährt mit:

Angst entsteht oft aus Unwissenheit. Doch je mehr man sich mit moderner Akkutechnologie beschäftigt, desto klarer wird:
Das größere Brandrisiko steht meistens noch an der Zapfsäule.

Mehr zum Thema

Aktuelles