80 Jahre Kriegsende: Vom Gedenken zur Farbschmiererei – Der Bundestag lädt zum Graffiti-Workshop

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Manchmal fragt man sich wirklich, ob im Deutschen Bundestag noch irgendjemand den Blick für Anstand, Geschichtsbewusstsein und Verhältnismäßigkeit behalten hat.
Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs – diesem weltgeschichtlichen Einschnitt, der unermessliches Leid, aber auch die Befreiung von der Naziherrschaft brachte – veranstaltet man keine ernsthafte historische Aufarbeitung, keine ehrliche Erinnerungskultur, sondern einen Graffiti-Workshop für Berliner Schüler.

Ja, richtig gelesen. Anstatt den jungen Menschen die Schrecken des Krieges und die Bedeutung des Friedens nahezubringen, lernen sie nun, wie man hübsch bunte Spraydosen schüttelt.

Unter dem hehren Vorwand der „kreativen Auseinandersetzung“ dürfen 35 Schülerinnen und Schüler von drei Europaschulen am 29. April und 5. Mai 2025 ihre Interpretationen des 8. Mai auf zwei Meter hohe Tafeln sprühen. Das Ganze findet statt im „Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt“, wo der tiefe Ernst unserer Geschichte anscheinend einem Eventcharakter weichen musste.
Hauptsache, es sieht später instagrammable aus, nicht wahr?

Steuergelder werden hier wieder einmal sinnlos verpulvert, statt fundiertes Geschichtswissen zu vermitteln. Und damit nicht genug: Während unsere Jugendlichen die Dosen klackern lassen, wird auf der diplomatischen Bühne gleich noch eine zweite Peinlichkeit zelebriert:

Die Vertreter der glorreichen Roten Armee, die Deutschland unter schweren Opfern vom Naziregime befreit haben, werden natürlich ausgeladen.
Russische Delegationen sind offiziell unerwünscht – politische Gründe, versteht sich.
Aber Vertreter der heutigen Ukraine, deren historische Vorgänger in nicht wenigen Fällen fest an der Seite der Nazis standen und sich an Gräueltaten beteiligten, sind bei den Feierlichkeiten herzlich willkommen.
Man feiert also lieber mit jenen, die auf der falschen Seite der Geschichte standen, als mit jenen, die Europa den Frieden ermöglicht haben.

Eine Farce sondergleichen.
Statt würdevoller Gedenkveranstaltungen veranstaltet man also Graffiti-Malwettbewerbe, verzichtet auf die Anwesenheit der tatsächlichen Befreier und hofiert fragwürdige Gäste.
Das ist nicht nur ein Armutszeugnis für die deutsche Erinnerungskultur – das ist eine offene Respektlosigkeit gegenüber den Millionen Gefallenen der Roten Armee und all jenen, die für die Freiheit Europas ihr Leben gaben.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: Der Fisch stinkt vom Kopf herab.
Wo Ernsthaftigkeit geboten wäre, regieren heute Symbolpolitik, infantile Eventpädagogik und eine grenzenlose moralische Selbstüberhebung.

Graffiti statt Geschichte.
Gefühle statt Fakten.
Bunte Tafeln statt ernsthaftem Erinnern.

Und als Krönung dürfen die Bundestagsabgeordneten sich dann die „kreativen Werke“ in der Reichstagskuppel präsentieren lassen – zwei Wochen lang. Während draußen eine Generation heranwächst, die in TikTok-Challenges besser ausgebildet ist als im grundlegenden Geschichtswissen.

Frage an die Verantwortlichen:
Was kommt als nächstes?

  • Ein Influencer-Workshop zur Novemberrevolution?
  • Graffiti-Battle zum Überfall auf Polen?
  • Bastelstunde zum Thema Nürnberger Prozesse?

Wenn Erinnerung zur Beliebigkeit verkommt, ist es nicht weit bis zur Geschichtsvergessenheit. Und genau dahin steuern wir – mit Vollgas und fröhlich wippender Spraydose.

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