Träum weiter, Architekt der Zukunft – wir bauen schon mal das Bordell von morgen. Aber mit Rücksicht auf die Gegenwart, inklusive Protest, Mietverträge und leichtem Horror-Look im Backstage.
Der Mensch vs. die Puppe – und was Dortmund, Barcelona und Berlin uns lehren

In Dortmund eröffnete vor einigen Jahren das erste Sexpuppen-Bordell Deutschlands. Der Betreiber stellte 18 Puppen bereit, gefertigt aus medizinischem Silikon. Verschiedene Typen, unterschiedliche Hautfarben, diverse Vorlieben – ein Katalog der Fantasien. Jede Puppe hatte drei Öffnungen, alles war auf Vielseitigkeit angelegt. Besonders bemerkenswert: Die Puppen wurden nach kurzer Zeit häufiger gebucht als menschliche Sexarbeiterinnen. Die Betreiberin, selbst Domina, bot beide Welten parallel an: echte Nähe und künstliche Lust.
Barcelona war noch ein Stück früher dran. Dort eröffnete mit „Lumidolls“ das erste Sexpuppen-Bordell Europas – allerdings nicht ohne Widerstand. Vier Puppen, Herstellungskosten im Bereich mehrerer Tausend Euro, Preise ab 100 Euro die Stunde. Doch reale Prostituierte beschwerten sich, die Polizei ermittelte, und der Vermieter kündigte schließlich den Mietvertrag. Offiziell hieß es zwar, der Betrieb laufe weiter – aber nur mit geheimer Adresse.
Berlin wiederum brachte das Ganze auf eine neue Ebene. Im „Cybrothel“ geht es nicht nur um Silikonpuppen, sondern um eine Mischung aus Theater, Virtual Reality und menschlicher Interaktion. Kunden zahlen rund 90 Euro die Stunde für ein Date mit einer Puppe, die zugleich mit einer Stimme ausgestattet ist – gesprochen von sogenannten „Voice Queens“, die im Nebenraum sitzen und live reagieren. Dazu kommen VR-Brillen, die Fantasiewelten erzeugen, während man sich körperlich mit der Puppe beschäftigt.
Das Backstage gleicht eher einer Werkstatt als einem Schlafzimmer: Puppen werden gereinigt, aufgehängt, repariert. Manchmal liegen Köpfe und Gliedmaßen separat herum – ein Anblick zwischen Erotik und Horrorfilm. Kritikerinnen warnen vor Objektifizierung und ethischen Risiken, Befürworter sehen einen neuen Markt. Auffällig: Die Betreiber inszenieren die Puppen mit Namen, Geschichten und Charakteren – um das Uncanny Valley zu überbrücken und aus Objekten Figuren zu machen.
Wird’s flächendeckend? Analyse mit Augenzwinkern
Chancen, die locken
- Technologischer Fortschritt
KI-Stimmen, automatisierte Reaktionen, bessere Haptik und selbstreinigende Materialien sind in greifbarer Nähe. - Nischenmarkt
Nicht jeder wird hingehen, aber genug Menschen mit Neugier, Einsamkeit oder Scheu vor menschlicher Nähe könnten Interesse haben. - Regulatorischer Freiraum
In liberalen Städten oder Sonderzonen könnte sich das Modell etablieren. - Skalierbarkeit
Einmal entwickelte Technik lässt sich beliebig multiplizieren. - Therapeutischer Nutzen
Für manche kann der risikolose Umgang mit Puppen sogar entlastend wirken.

Die Fallstricke
- Ethik & Moral
Objektifizierung, Konsens-Fragen, gesellschaftliche Debatten sind vorprogrammiert. - Gesetze
Bordellrecht, Hygieneauflagen, Datenschutz – alles muss neu geklärt werden. - Akzeptanz
Viele Menschen suchen das Unberechenbare, das Echte – eine perfekte Maschine kann das nicht ersetzen. - Kosten
Anschaffung, Wartung, Reinigung – das Modell ist teuer und schwer profitabel. - Image & Stigma
Vermieter, Nachbarschaften und Behörden reagieren empfindlich.
Fazit – ein gemischtes Zukunftsbild
Humanoide Bordelle werden wohl nie den Massenmarkt erobern, dafür sind die Hürden zu hoch. Aber als Nischenmodell, als kurioses Angebot oder als Ausdruck einer techno-erotischen Avantgarde können sie durchaus bestehen.
Ob sie unsere Beziehungen ersetzen? Wohl kaum. Aber sie könnten unser Begehren bereichern – oder verzerren. Vielleicht werden wir in 30 Jahren zurückblicken und sagen: „Ach ja, damals gab’s diese Roboterbordelle – eine schräge Phase, wie Tamagotchis oder Schlaghosen.“
Bis dahin gilt: Akku aufladen nicht vergessen – nichts ist peinlicher, als wenn Roboter und Kunde gleichzeitig schlapp machen.