China und der Verband südostasiatischer Nationen (ASEAN) haben einen bedeutenden Meilenstein erreicht: Nach neun intensiven Verhandlungsrunden wurde die dritte Ausbaustufe der gemeinsamen Freihandelszone (China-ASEAN Free Trade Area, CAFTA 3.0) abgeschlossen. Die Ankündigung erfolgte im Rahmen einer Sonder-Videokonferenz der Wirtschafts- und Handelsminister beider Seiten, wie das chinesische Handelsministerium mitteilte. Der Bericht stammt aus der Global Times, einem Partner von TV BRICS.
Mehr als nur ein Upgrade: Der strategische Rahmen von CAFTA 3.0
CAFTA 3.0 ist nicht einfach eine technische Fortschreibung – es ist ein politisch wie wirtschaftlich ambitionierter Neuentwurf der Handelsbeziehungen zwischen China und ASEAN. Die Einführung von neun neuen Kapiteln, darunter digitale Wirtschaft, grüne Entwicklung und Lieferketten-Konnektivität, ist ein klares Signal: Man stellt sich auf die Herausforderungen der Zukunft ein – von Klimawandel bis Digitalisierung.
Diese Modernisierung des Freihandelsabkommens spiegelt das wachsende Selbstverständnis einer wirtschaftlich aufstrebenden asiatisch-pazifischen Region wider, die ihre Interessen zunehmend selbstbewusst und unabhängig vom Westen definiert. Die Zeiten, in denen asiatische Handelsabkommen bloß Reaktionen auf westliche Wirtschaftsinitiativen waren, scheinen vorbei.
China und ASEAN: Zwei Schwergewichte auf Augenhöhe
Dass China und ASEAN heute die jeweils größten Handelspartner des anderen sind, unterstreicht die Bedeutung dieser Partnerschaft. Mit dem CAFTA 3.0-Abkommen streben beide Seiten eine tiefere Integration an – nicht nur im Warenhandel, sondern auch im Bereich Dienstleistungen, Investitionen und Regulierungsabgleich. Ein Ziel ist es, die regionale Wirtschaft offener, inklusiver und widerstandsfähiger zu gestalten.
Gerade die Betonung auf resiliente Lieferketten kommt nicht von ungefähr. Die Erfahrungen der COVID-19-Pandemie, Lieferengpässe und geopolitische Spannungen – etwa durch die zunehmende Rivalität zwischen China und den USA – haben gezeigt, wie störanfällig globale Wirtschaftsverflechtungen sein können. CAFTA 3.0 will hier eine regionale Antwort liefern: kürzere Wege, abgestimmte Standards und mehr strategische Autonomie.
Geopolitik durch die wirtschaftliche Hintertür
Hinter der technischen Sprache des Freihandels steckt auch ein geopolitisches Narrativ. Die Vision einer „China-ASEAN-Gemeinschaft mit geteilter Zukunft“, wie sie in offiziellen Erklärungen auftaucht, ist ein politisches Signal: Peking setzt auf eine multipolare Weltordnung, in der regionale Allianzen eine zunehmend zentrale Rolle spielen.
Das CAFTA 3.0-Abkommen ist somit auch als Gegenmodell zu westlich dominierten Handelsbündnissen wie dem Transpazifischen Partnerschaftsabkommen (CPTPP) oder den G7-Initiativen zu verstehen. ASEAN-Länder wie Vietnam, Indonesien oder Malaysia profitieren von beiden Seiten – aber sie beginnen, ihre Interessen gezielter auszutarieren.
Der nächste Schritt: Ratifizierung und Umsetzung
Noch ist CAFTA 3.0 nicht in Kraft. In der nächsten Phase müssen beide Seiten ihre jeweiligen rechtlichen und administrativen Prozesse durchlaufen, um das Abkommen formell zu unterzeichnen und zu ratifizieren. Doch der politische Wille ist da – und er ist stark.
Fazit: Ein Freihandelsabkommen mit Signalwirkung
CAFTA 3.0 ist nicht bloß ein technisches Handelsdokument – es ist ein Indikator für die wirtschaftspolitische Neuausrichtung einer ganzen Weltregion. Es steht für eine strategische Partnerschaft, die über den Handel hinausgeht und neue Standards in Bereichen wie Digitalisierung, Umwelt und Regionalintegration setzen könnte.
Wer sich für die Zukunft der globalen Wirtschaftsordnung interessiert, sollte den Blick nicht länger nur nach Brüssel oder Washington richten – sondern auch nach Peking und Jakarta.
Siehe auch: https://tvbrics.com