Wenn Angestellte Nebeneinkünfte haben…

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Integrität ist ein hohes Gut. Auch von Angestellten und Mitarbeitern in Unternehmen. Der Arbeitgeber erwartet – und darf es auch – Loyalität. Und als reines Lippenbekenntnis existiert diese Versicherung der Arbeitnehmer auch in nicht unerheblicher Anzahl.

Leider nimmt die Zahl derer zu, die gern noch anderswo Geld hinzuverdienen wollen oder gar müssen. Nicht alle Vollzeitbeschäftigungen sind in allen Lebenslagen ausreichend und kostendeckend. Ein Zuverdienst ist opportun. Gerade auch in Zeiten, wo Lohnzuwächse eher knapp sind und nicht durch Erpressung (z.B. öffentlicher Dienst via Nahverkehr) durchsetzbar sind.

In den letzten fünfzehn Jahren sind die Realeinkommen in den meisten Fällen eher stagniert und in vielen Fällen sogar gesunken. Einzig die Branchen konnten immer hinzugewinnen, die als Grundversorger gebraucht wurden. Meist auch die, die ohnehin dem Steuerzahler auf der Tasche liegen. Oder die, die gewisse Monopolstellungen genießen.

Während also Lokführer für ihr Tun regelmäßig mehr Geld bekamen, sah es für Putzfrauen, Buchhalter und Verwaltungsangestellte eher mau aus. Und das in Zeiten steigender Inflation, die ungebremst und staatlich gewollt immer schlimmer wurde.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Nebeneinkünfte immer mehr zur Notwendigkeit wurden. Gerade auch in Ballungszentren mit steigenden (eher explodierenden) Nebenkosten. 

Während sich die einen als Onlinehändler versuchen und allabendlich zusätzlich arbeiten arbeiten andere als Nebenjob in ihrem Beruf auf Auftragsbasis weiter. Manche angemeldet andere nicht. Viele mit Duldung des Arbeitgebers andere eher klammheimlich.

Wieder andere habe in der Corona-Krise das Homeoffice dazu schätzen gelernt oder taten es schon ohnehin vom Büro aus. Beide Möglichkeiten fielen aber immer mehr weg, da die Auswertemöglichkeiten der Tätigkeiten von Mitarbeitern durch die Arbeitgeber stetig zugenommen haben. Man kennt in aller Regel seine Pappenheimer.

Viele aber nutzen auch die Infrastruktur des Arbeitgebers dazu kostengünstig am Markt agieren zu können. Während die angemeldete und vom Fiskus behelligte und gewerbemäßig “gegängelte”  Konkurrenz all das in ihre Angebote einpreisen muss, können diese Leute praktisch ohne Kosten und Auflagen aus dem Vollen schöpfen.

Für Arbeitgeber ist das durchaus gefährlich und existenzbedrohend. So versuchte sich anno 2003 in München eine Handvoll Mitarbeiter eines Softwareunternehmens in DVD-Raubkopien und nutze dazu die Kopiermaschine des Unternehmens. Produzierte so “The Last Samurai” und andere Kassenschlager dieser Zeit bis sie aufflogen.
Natürlich wandte sich die GEMA an das Unternehmen, als es um Schadensersatz ging. Und der war hoch fünfstellig.

Andere Nebenverdienste im Büro sind eher unspektakulär. Da wird dann in der Buchhaltung zum Beispiel die Buchhaltung von eigenen “Kunden” gemacht. Als kleine Gefälligkeit, die dann vergütet wird, weil sich der Kleinunternehmer einen richtigen Buchhalter nicht leisten kann. Oder will. Vorteile sind durchaus auch beidseitig erkennbar in diesen außermarktwirtschaftlichen Konstellationen steuersenkender Art zur gemeinsamen Einkommenssteigerung.

Und hier sind eben auch Verwaltungsjobs gut im Geschäft. Nicht nur der Handwerker, der nach Feierabend und am Wochenende auf eigene Rechnung arbeitet. 

So ist es fast schon modern es nicht als Betrug oder kriminellen Akt zu sehen, sondern eher als nötigen Beiverdienst, der mitunter auch von Kollegen gedeckt wird. Aus Mitleid oder gar falschem Verständnis für die Kollegen. So werden solche Leute letztlich gedeckt solange sie im Kollegenkreis “gesellschaftlich nicht auffällig” – halt Kollegen – sind!

Manchmal wird solches Verhalten auch vom Vorgesetzten erkannt, und bis zu gewissem Maß geduldet, solange die eigentliche Arbeit nicht darunter leidet. Das führt dann zu Nachahmereffekten bei anderen Kollegen. Und ist so ein System erst einmal etabliert, ist ein Fass ohne Boden aufgemacht. Ein Fass, dass so tief sein kann, dass auch der Vorgesetzte dann nicht mehr ohne eigenen Schaden da rauskommt und nun selbst von der weiteren Vertuschung karrieretechnisch profitiert.

So kann zum Beispiel die Buchhaltung eines externen Unternehmens via Mitarbeiter der Buchhaltung einer Sparkasse unter Nutzung von deren Systemen durchaus Vorteile haben, die selbst der beste und billigste Marktteilnehmer so nicht erbringen kann. Man im Nebenverdienst schlicht… konkurrenzlos in Leistung und Preis ist.
Das hat natürlich Nachteile für die Unternehmen, die da all die Nebenkosten haben, die der Schwarzarbeiter und Nebenjobinhaber nicht hat. Geschickterweise sogar auf seinen eigentlichen Arbeitgeber abgewälzt hat; angefangen von der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall bis hin zu gewerberechtlichen Auflagen oder gar die Infrastrukturgestellung.

Seit dem Homeoffice ist diese Quote sogar gestiegen. Das Momentum der nicht existenten Aufsicht hat zahlreiche Stilblüten sprießen lassen. Mitunter ist die Arbeitsleistung vielerorts auf einem Niveau angekommen, das bestenfalls als Flatline nahe der Nulllinie zu bezeichnen ist. Es hat Tür und Tor zu Lug und Betrug geöffnet, was aber gern medial ausgeblendet wird. Genauso wie die Tatsache, dass Homeoffice nicht für alle Menschen (Mitarbeiter) geeignet ist (HIER).
Was also rein individuell gesehen menschlich nachvollziehbar oder gar verständlich ist, ist nichts anderes als ein kriminelles Verhalten, das anderen schadet. Die Qualität der so erbrachten Leistung halt nicht nur am Ergebnis für den “Kunden” zu messen ist, sondern vielmehr auch eine soziale und marktwirtschaftliche Komponente hat. Neben gewissen juristischen Feinheiten der arbeitsrechtlichen Art.

 

Wer auffliegt darf mit einer völlig gesetzeskonformen fristlosen Kündigung rechnen, bei deren Anfechtung weder der Betriebsrat noch eine mögliche Rechtsschutzversicherung helfen wird.
Selbst betriebsrechtlich gut organisierte Unternehmen werden hier so aufgefallenen Kollegen kaum beistehen können. Im Gegenteil. Meist ist es eine Gelegenheit Gesellschaftern und Management zu zeigen, dass man nicht nur arbeitnehmerrechtlich zu agieren bereit ist, wenn es um “die gemeinsame Sache” geht.

Die Lösung ist hier die einvernehmliche Lösung mit der Genehmigung des Nebenverdienstes durch den Arbeitgeber sowie die ausschließliche Bearbeitung externer “Aufträge” außerhalb des Unternehmens und der Arbeitszeit. Auch im Homeoffice… Und natürlich die Anmeldung eines Gewerbes. So aus dem sozialen Gedanken heraus werterhaltende Arbeit als moralisch gerecht ansehen zu wollen. – SIC!

 

 

 

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