Was wäre, wenn Religionen nie existiert hätten?

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Wären wir heute friedlicher – oder leerer? Klüger – oder hoffnungsloser?

Was wäre, wenn die Menschheit niemals an Götter geglaubt hätte? Keine Bibel, kein Koran, keine Thora, keine Veden, keine Rituale, keine Gebete, keine Kirchen, keine Tempel, keine Kriege „im Namen von…“.
Kein Kreuz, kein Halbmond, kein Davidstern. Keine Religion – nie.
Hätten wir dann eine Welt voller Vernunft, Wissenschaft und Frieden?
Oder eine Welt, der etwas ganz Wesentliches fehlt?

Religion war für viele Jahrtausende die kulturelle Grundlage menschlicher Zivilisation. Sie ordnete die Welt, erklärte das Unerklärliche, spendete Trost, schuf Gemeinschaft – und Macht.
Aber sie hat auch Spaltung, Angst und unzählige Kriege hervorgebracht.
Wenn es sie nie gegeben hätte – wären wir dann als Menschheit weiter?

Vielleicht. Ohne Religion hätte es keine Kreuzzüge gegeben, keinen Dschihad, keine Inquisition, keinen Hexenwahn, keine religiösen Gesetze, die Frauen unterdrücken, Schwule verfolgen oder Andersdenkende ausgrenzen.
Kein „Heiliger Krieg“, keine Mission, kein Märtyrertum.
Die Welt hätte vielleicht schneller zur Wissenschaft gefunden – ohne göttliche Tabus, die das Denken einschränken. Galilei hätte nicht widerrufen müssen. Darwin wäre nicht als Ketzer angefeindet worden. Forschung wäre freier gewesen.
Vielleicht gäbe es längst Kolonien auf dem Mars – statt heiligen Städten, in denen man sich die Köpfe einschlägt.

Aber: Religion ist nicht nur Dogma. Sie ist auch Sinnstifterin. Millionen Menschen finden Halt, Hoffnung, Gemeinschaft – nicht, weil sie dumm sind, sondern weil das Leben Fragen stellt, auf die Wissenschaft keine Antworten hat. Warum bin ich hier? Was passiert nach dem Tod? Was ist gut, was ist böse? Ohne Religion wären wir gezwungen, diese Fragen rein philosophisch oder psychologisch zu beantworten.
Reicht das aus?

Und dann ist da noch der moralische Kompass.
Klar, Moral kann auch ohne Religion existieren – Kant lässt grüßen. Aber viele ethische Systeme, viele Werte, die wir heute teilen (Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit), haben religiöse Wurzeln.
Wären wir ohne diese Geschichten, Symbole und Gebote sozialer, oder egoistischer?

Und was ersetzt die Religion dann?
Der Mensch hat ein tiefes Bedürfnis nach Sinn – und wo kein Glaube ist, entstehen Ersatzreligionen: Ideologien, Fanatismen, Konsum, Esoterik, sogar politischer Extremismus. Der Mensch glaubt nicht nichts – er glaubt anders. Vielleicht wäre der Gott von heute der Algorithmus von morgen – allwissend, unsichtbar, aber absolut.
Ob das wirklich besser ist?


Fazit:

Eine Welt ohne Religionen wäre wohl wissenschaftlicher, säkularer, weniger dogmatisch – aber auch kälter, einsamer, orientierungsloser. Vielleicht hätten wir weniger Blut vergossen – aber auch weniger Trost gefunden.
Die Frage ist nicht nur, ob Religion schadet oder nützt –
sondern: Was ersetzt sie, wenn sie fehlt?
Und: Ist der Mensch überhaupt dafür gemacht, ganz ohne Glauben zu leben?

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