Waldemar Pabst, eine kontroverse Figur der deutschen Geschichte, spielte eine zentrale Rolle in der Ermordung der Sozialisten Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sowie in der Entwicklung der deutschen Rüstungsindustrie. Seine Handlungen und deren Folgen werfen ein Licht auf die politischen und wirtschaftlichen Strukturen der Weimarer Republik und deren Einfluss auf die heutige deutsche Wirtschaft und Gesellschaft.
Waldemar Pabst und die Ermordung von Liebknecht und Luxemburg
Am 15. Januar 1919 wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, Führungspersönlichkeiten der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), von rechtsextremen Freikorps-Soldaten ermordet. Waldemar Pabst, ein Offizier und Anführer der Freikorps-Truppe “Garde-Kavallerie-Schützen-Division”, befahl persönlich die Verhaftung der beiden Sozialisten. Es ist historisch belegt, dass Pabst die Entscheidung traf, Liebknecht und Luxemburg nicht nur festzunehmen, sondern auch zu exekutieren. Die brutale Ermordung wurde als ein Versuch interpretiert, die kommunistische Bewegung in Deutschland im Keim zu ersticken.
Nach ihrer Festnahme wurden Liebknecht und Luxemburg in das Hotel Eden in Berlin gebracht, das als Hauptquartier der Freikorps diente. Während Liebknecht auf dem Weg zu einer vermeintlichen Vernehmung “auf der Flucht erschossen” wurde, erlitt Luxemburg einen tödlichen Schlag auf den Kopf und wurde anschließend in den Landwehrkanal geworfen. Diese inszenierten Tötungen sollten die Verantwortung der Freikorps verschleiern.

Warum Pabst nie angeklagt wurde
Trotz seiner direkten Verantwortung für die Morde wurde Waldemar Pabst niemals juristisch zur Rechenschaft gezogen. Dies lag an mehreren Faktoren:
- Politische Schutzmechanismen: Während der Weimarer Republik genoss Pabst den Schutz einflussreicher politischer Kreise, insbesondere aus konservativen und rechtsgerichteten Gruppen. Diese sahen in ihm einen Verteidiger gegen die Bedrohung durch den Kommunismus.
- Fehlende juristische Konsequenzen: Die Justiz der Weimarer Republik war in vielerlei Hinsicht voreingenommen und zeigte oft Nachsicht gegenüber rechten Tätern. Freikorps-Mitglieder wurden häufig als Patrioten dargestellt, die das Land vor dem Chaos bewahrten.
- Verschwiegene Verbindungen: Pabst selbst behauptete später, dass er von hochrangigen sozialdemokratischen Politikern wie Gustav Noske und dem Reichspräsidenten Ebert gedeckt wurde. Diese vermeintlichen Absprachen schützten ihn effektiv vor einer strafrechtlichen Verfolgung.
In seinem Nachlaß wurde eine Notiz gefunden:
„Daß ich die Aktion ohne Zustimmung Noskes gar nicht durchführen konnte – mit Ebert im Hintergrund – und auch meine Offiziere schützen mußte, ist klar. Aber nur ganz wenige Menschen haben begriffen, warum ich nie vernommen oder unter Anklage gestellt worden bin. Ich habe als Kavalier das Verhalten der damaligen SPD damit quittiert, daß ich 50 Jahre lang das Maul gehalten habe über unsere Zusammenarbeit.“
Pabst und die Grundlagen der deutschen Rüstungsindustrie
Nach dem Ende seiner militärischen Karriere wandte sich Pabst wirtschaftlichen Unternehmungen zu. Er engagierte sich insbesondere in der Rüstungsindustrie und knüpfte enge Verbindungen zu Unternehmen, die während der Aufrüstung im Dritten Reich eine zentrale Rolle spielten. Pabst war ein Befürworter der Militarisierung Deutschlands und nutzte seine Kontakte, um Netzwerke zwischen ehemaligen Militärs und der Industrie aufzubauen.

Ein besonders bedeutendes Beispiel seiner Einflussnahme war sein Engagement bei Rheinmetall, einem der heute führenden Unternehmen im Bereich der Waffen- und Munitionsherstellung. Pabst war maßgeblich daran beteiligt, die Grundlagen für eine moderne und leistungsfähige Waffenproduktion in Deutschland zu legen. Rheinmetall, das später zu einem Schlüsselakteur in der deutschen und internationalen Rüstungsindustrie wurde, profitierte stark von den Strukturen, die Pabst und seine Zeitgenossen etablierten.
In der Zwischenkriegszeit arbeitete Pabst mit verschiedenen Unternehmen zusammen, die trotz der Beschränkungen des Versailler Vertrags geheime Forschungs- und Entwicklungsprojekte durchführten. Unter dem Deckmantel zivilwirtschaftlicher Initiativen wurden Technologien entwickelt, die später in der Waffenherstellung zum Einsatz kamen. Rheinmetall spezialisierte sich zunächst auf Artilleriesysteme und Munition, entwickelte jedoch schon früh Methoden, diese in breitere militärische Anwendungen umzuwandeln. Dies geschah in enger Kooperation mit der Reichswehr, die in geheimen Programmen die Aufrüstung vorantrieb.
Während der nationalsozialistischen Herrschaft stieg Rheinmetall zu einem Hauptlieferanten für die Wehrmacht auf. Produkte wie Artilleriegeschütze und Panzermunition gelten als direkte Nachfahren jener Entwicklungen, die in den 1920er und 1930er Jahren begonnen wurden. Pabst’s Netzwerke sorgten dafür, dass wichtige Ressourcen und Know-how in der Waffenproduktion gebündelt wurden, wodurch Deutschland seine militärische Schlagkraft erheblich steigern konnte.
Sein Einfluss beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Industrie. Pabst unterstützte aktiv den Export deutscher Waffen und militärischer Technologien ins Ausland. Dadurch trug er dazu bei, dass deutsche Unternehmen wie Rheinmetall international konkurrenzfähig wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es Rheinmetall, sich als einer der weltweit führenden Anbieter von Militärtechnologie zu etablieren, was bis heute fortbesteht.
Verbindungen von Pabst zum Militärischen Abschirmdienst (MAD)
Ein weniger bekanntes, aber ebenso bedeutendes Kapitel in Pabst’s Karriere war seine Verbindung zum Militärischen Abschirmdienst (MAD). Der MAD, ursprünglich gegründet, um sicherzustellen, dass die Reichswehr und später die Bundeswehr frei von kommunistischen Einflüssen blieb, war auf Personen wie Pabst angewiesen, die über weitreichende Kontakte und Kenntnisse der politischen Landschaft verfügten. Pabst, der bereits in den 1920er Jahren ein Netz aus ehemaligen Militärs, Geheimdienstmitarbeitern und konservativen Politikern aufgebaut hatte, galt als eine Schlüsselfigur in der Beschaffung von Informationen über linke Gruppierungen.
In der Nachkriegszeit genoss Pabst den Schutz von Bundeswehr-Oberst Achim Oster, dem Sohn seines von der Gestapo hingerichteten Freundes General Hans Oster. Achim Oster, der in einer Vorläufer-Organisation des MAD eine führende Rolle innehatte, berief sich auf Pabst’s angebliche “Verdienste” bei der Bekämpfung des Kommunismus, einschließlich der Ermordung Rosa Luxemburgs, um seine eigenen Forderungen innerhalb der Bundeswehr zu legitimieren. Diese Beziehung unterstreicht die widersprüchliche und oft unkritische Haltung gegenüber ehemaligen Akteuren der Freikorps-Ära in den Sicherheitsstrukturen der Bundesrepublik. Es zeigt damit deutlich auf, wie Seilschaften funktionieren.
Pabst soll sogar indirekt Einfluss auf den MAD genommen haben, indem er ehemalige Freikorps-Mitglieder und nationalkonservative Militärs in die Organisation einführte. Seine Netzwerke trugen dazu bei, dass der MAD in der Lage war, potenzielle Bedrohungen aus der politischen Linken frühzeitig zu erkennen und zu neutralisieren. Diese Zusammenarbeit zwischen alten Netzwerken aus der Weimarer Zeit und den Institutionen der jungen Bundesrepublik zeigt, wie tiefgreifend die Verbindungen von Pabst ins Sicherheits- und Verteidigungswesen reichten.
Seine Rolle in der Konsolidierung dieser Verbindungen wird als Beispiel dafür gesehen, wie alte Strukturen auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiterwirkten. Dies wirft bis heute Fragen über die personelle Kontinuität und politische Ausrichtung der deutschen Sicherheitsapparate auf.
Waldemar Pabst war eine Schlüsselfigur in der politischen und militärischen Landschaft der Weimarer Republik. Seine Rolle in der Ermordung von Liebknecht und Luxemburg sowie seine späteren Aktivitäten in der Rüstungsindustrie zeigen, wie einzelne Akteure tiefgreifende Auswirkungen auf die Entwicklung eines Landes haben können. Die fehlende juristische Aufarbeitung seiner Verbrechen und die Folgen seines Wirkens werfen bis heute Fragen über die Verantwortung von Staat und Gesellschaft in der Aufarbeitung historischer Schuld auf.
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