Umweltschäden durch Ausbau der Offshore-Windenergie werden unbeherrschbar

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NABU fordert Neustart in der marinen Raumplanung

Berlin – Zur heutigen Anhörung des Flächenentwicklungsplans Offshore beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) fordert der NABU eine grundlegende Überarbeitung der marinen Raumplanung. Die massiven Veränderungen im Ökosystem Nordsee und die Lebensraumverluste geschützter Seevögel und Schweinswale drohen unbeherrschbar zu werden. Das sind die alarmierenden Ergebnisse eines aktuellen Forschungsprojektes des Bundesamtes für Naturschutz an dem der NABU beteiligt ist.

Das politische Ausbauziel von mindestens 70 Gigawatt Offshorestrom bis zum Jahr 2045 beansprucht mehr als ein Viertel der ausschließlichen Wirtschaftszone der deutschen Nordsee. Zu viel für das schon heute überlastete Ökosystem. So würden zum Beispiel 77 Prozent der Trottellummen und 54 Prozent der Eissturmvögel durch weiträumiges Meiden der betroffenen Gebiete ihren Lebensraum verlieren. Schweinswale würden aus für sie unersetzbaren Nahrungs- und Fortpflanzungsgebieten im Sylter Außenriff und auf der Doggerbank vertrieben, für den Klimaschutz relevante Biotope wie Schlickgründe überbaut werden. „Der politisch verabredete Ausbau der Offshore-Windenergie hat das Prädikat naturverträglich verloren. Die jetzt verfügbaren Sensitivitätskarten zeigen die traurige Realität eines Kraftwerks Nordsee. Wir müssen die Raumplanung vom Ökosystem komplett neu planen und Windenergie, Fischerei und Schifffahrt dorthin lenken, wo die Umweltauswirkungen am geringsten sind“, fordert Kim Detloff, NABU-Leiter Meeresschutz.

Zur Wahrheit gehört, dass Deutschland wider besseres Wissen politisch den ökologischen Blindflug eingeleitet hat. So greift der heute in Hamburg diskutierte Flächenentwicklungsplan dem Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) vor und legt Beschleunigungsflächen fest, in denen sämtliche Umweltprüfungen ausgesetzt werden sollen. „Die Bundesregierung überzieht bei der Umsetzung der europäischen Erneuerbaren-Richtlinie RED III und will den Ausbau der Windenergie selbst in ökologisch sensiblen und für die Natur unverzichtbare Flächen beschleunigen. Unter diesem politischen Druck werden im Flächenentwicklungsplan Umweltauswirkungen bagatellisiert, wichtige Ökosystemfunktionen ignoriert. Das ist fatal“, so Anne Böhnke-Henrichs, NABU-Meeresschutzexpertin.

Nach Überzeugung des NABU müssen jetzt drei Entscheidungen getroffen werden, damit die Meere vor unserer Haustür nicht zum Opfer der Energiewende werden: Der Deutsche Bundestag muss die laufende Novelle des WindSeeG dazu nutzen, das Ausbauziel und die geplanten Beschleunigungsflächen zu überprüfen und die Umweltprüfungen erhalten. Außerdem muss das zuständige Bundesbauministerium noch im Jahr 2025 eine Überprüfung der marinen Raumplanung in Nord- und Ostsee einleiten und mit den Küstenländern abstimmen. Und Drittens, der FEP selbst muss seine räumliche und zeitliche Planung an den neuen Sensitivitätskarten ausrichten und sämtliche Planungen am Rande des Sylter Außenriffs und im Naturschutzgebiet Doggerbank stoppen.

Hintergrund
Die neuen Sensitivitätskarten geschützter Arten und Biotope wurden im durch das Bundesamt für Naturschutz geförderte Projekt NaMaRo (Begleitforschung und Strategieberatung für eine starke Nachhaltigkeit der marinen Raumordnung) erarbeitet, an dem insgesamt neun wissenschaftliche Institutionen beteiligt sind. Ziele und Ergebnisse des Projektes finden Sie auf: https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/namaro-projekt.html.

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