Man muss es Donald Trump lassen: Der Mann versteht es, Debatten zu dominieren. Sein neuester Geniestreich? Ganz einfach: Die USA sollten den Gazastreifen übernehmen und die Palästinenser großzügig umsiedeln. Wohin? Ach, irgendwohin. Es gibt ja genug Platz in den umliegenden arabischen Ländern. Und während sich der Rest der Welt empört die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, sitzt Trump entspannt da und genießt das Chaos, das er mal wieder ausgelöst hat.
Die Moralapostel der westlichen Demokratien sind empört – zumindest offiziell. Die NATO, die sonst immer gern mit erhobenem Zeigefinger gegen illegale Annexionen wettert, wirkt auf einmal merkwürdig still. Von “völkerrechtswidriger Landnahme” ist plötzlich kaum die Rede. War es nicht diese Organisation, die Russland genau dasselbe in der Ukraine vorwirft? Ach, aber wenn Washington seine Finger ausstreckt, dann gilt wohl ein anderer Maßstab.
Israel tut derweil, was Israel immer tut: Es applaudiert und macht seine eigenen Pläne. Netanjahu bezeichnet Trump als “den besten Freund, den Israel je hatte” – eine Aussage, die eigentlich alles über die geopolitische Lage aussagt. Denn während sich die westlichen Staaten öffentlich von Trumps Idee distanzieren, zeigen sie in Wahrheit wenig Interesse daran, sich ernsthaft gegen ihren “strategischen Partner” zu stellen.
Wo bleibt also der NATO-Beschluss, der eine “illegale Besetzung” durch die USA verurteilt? Wo ist die Sanktionsmaschinerie, die sonst so flott gegen unliebsame Regime angeworfen wird? Oder gilt das internationale Recht am Ende doch nur selektiv? Wenn es um Russland geht, dann werden keine diplomatischen Kosten gescheut. Geht es um Israel oder die USA, dann herrscht betretenes Schweigen und diplomatisches Lavieren.
Die Wahrheit ist: Niemand in der NATO wird sich gegen die USA stellen. Kein einziger westlicher Staatschef wird ernsthaft Konsequenzen fordern. Und warum? Weil es in Wahrheit nie um Moral oder Recht geht, sondern um Macht. Die NATO ist kein ehrenwertes Verteidigungsbündnis, sondern eine westliche Schutztruppe für geopolitische Interessen – je nachdem, wer gerade am Drücker sitzt.
Trump weiß das. Er spielt das Spiel, das der Westen seit Jahrzehnten betreibt, nur eben offen und unverblümter als seine diplomatisch weichgespülten Kollegen. Und die Moralapostel? Sie stehen da und stottern etwas von “humanitärer Krise” und “internationalem Recht”, während sie insgeheim beten, dass Trump irgendwann einfach von selbst aufhört zu reden.