“Spitzensport braucht kein Krankenkassen-Sponsoring”

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Prof. Glaeske kritisiert AOK-Werbung bei Handball-WM; Versichertenbeiträge sollen Versicherten zugutekommen; Breitensport dient Prävention

Obernkirchen/Bremen (ots)

Braucht der Spitzensport Sponsoring von Krankenkassen? Ist eine Unterstützung über Versichertenbeiträge erforderlich? Sind Ausgaben, die Versicherten in nicht nachvollziehbarer Weise zugutekommen, notwendig? “Nein, ganz sicher nicht”, betont Prof. Gerd Glaeske und blickt dabei auf die kürzlich stattgefundene Handball-Weltmeisterschaft. Der Gesundheitsexperte freut sich zwar über den positiven Auftritt der deutschen Mannschaft, dagegen hat er für die Aufschrift “AOK – Die Gesundheitskasse” auf den Spielertrikots kein Verständnis.

Warum Prof. Glaeske den Logoaufdruck kritisiert, beantwortet er mit Blick auf den möglichst sinnvollen Einsatz der begrenzten Geldmittel im Gesundheitswesen. Nicht der vermeintliche Eindruck, dass hier ein AOK-Verein seine Spieler auf das Hallenfeld geschickt hätte, ärgert den an der Universität Bremen tätigen Leiter des “Länger besser leben.”-Institutes, sondern die damit verbundene Summe von geschätzten 700.000 bis eine Million Euro. “Es ist wie auch sonst in unserem Gesundheitswesen. Es steht nur ein bestimmter Betrag durch die Versichertenbeiträge zur Verfügung: Jeder Euro, der irgendwo unnötig ausgegeben wird, fehlt an anderer Stelle. Und unnötig sind Ausgaben, die nicht der Gesundheit zugutekommen.”

Für Prof. Glaeske geht es letztlich um die Haltung der Krankenkassen. Diese sollten aus seiner Sicht in sportliche Aktivitäten im Sinne des Präventionsziels “Mehr Bewegung” investieren, die möglichst viele Menschen erreichen – insbesondere auch die aus sozial schwachen Schichten, die sich nicht einmal den Beitrag zu einem Sportverein leisten könnten. Der Hinweis der AOK, dass die Sponsorengelder für den Deutschen Handballbund schon deshalb im Sinne der Prävention lohnten, weil vor allem junge Menschen an dem Sport Gefallen finden würden, ist für Prof. Glaeske nur eine allzu durchsichtige Rechtfertigung für diese Ausgaben. “Spitzensport braucht kein Krankenkassen-Sponsoring. Die AOK wollte vor allem gut platzierte Werbung für ihr Unternehmen mit den Beiträgen ihrer Versicherten “einkaufen”. Dies ist ihr bei der Handball-Weltmeisterschaft ohne Zweifel gelungen”, räumt Prof. Glaeske ein, ob dieses Engagement allerdings irgendetwas mit sinnvollen Ausgaben für Prävention oder versichertenorientierten Leistungen zu tun habe, dürfe mit Fug und Recht bezweifelt werden.

Vielmehr brauche der Breitensport finanzielle Unterstützung, denn Bälle könnten ihre Luft verlieren, Trikots zerreißen, Hallen, Schwimmbäder und Sportplätze müssten instand gehalten sowie gemietet und Trainer verpflichtet werden. So sei beispielsweise die Einrichtung von Bewegungsparcours, das Beschaffen von Sportgeräten oder die Initiierung von nachhaltigen Sportprogrammen besonders wichtig – hier sei das Geld von Krankenkassen sehr viel sinnvoller angelegt. “Dies gehört zum Tagesgeschäft von “Länger besser leben.”, sieht Prof. Glaeske im Präventionsprogramm der BKK24 ein positives Beispiel.

“Länger besser leben.”-Institut
an der Universität Bremen
Wissenschaftlicher Leiter Prof. Gerd Glaeske


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