SKANDAL: Carola Rackete, und die eingeschifften Folterknechte – und die ARD war live dabei

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Archivbild – Flüchtlinge

Wir erinnern uns um das Drama der SEA WATCH III unter dem medial gehypten Kommando von Kapitänin Carola Rackete und die Irrfahrt der Schiffbrüchigen über das bewegte Mittelmeer? Die armen Menschen auf dem Schiff, die bei Sturm und Sonne auf dem überfüllten Rettungsschiff ausharren mussten, während sich die Staatengemeinschaft gemeinschaftlich wehrte diese armen Menschen aufzunehmen? Die krank wurden. Traumatisiert waren. Durch die Verständnislosigkeit der Welt vielleicht zusätzlich traumatisiert wurden. Sogar panisch und zufällig gut dokumentiert zum gelobten Land schwimmen wollten? Und die bösen Italiener ihnen die Einfahrt in den Hafen verwehrten bis unsere Heldin das Ruder selbst in die Hand nahm und einfach ihre menschliche Fracht anlandete? Gern dabei dann auch ein italienisches Wachboot rammte und ohne die schnelle Reaktion der Besatzung zwischen Schiff und Kaimauer zerquetscht hätte?

Ein Drama, das live mitverfolgt werden konnte. Wo eine preisgekrönte Reportage im Panorama bei ARD in erster Reihe lief. Dieses Reporterteam uns die Dramatik, das Elend und die Hoffnungen der armen Flüchtlinge so schön ins bequeme Wohnzimmer hat bringen können. Ein Krimi als Live-Reportage. Nur Claas Relotius vom SPIEGEL hätte das vielleicht noch besser hinbekommen können. Mit der passenden Auswahl der Hintergrundmusik zum Beispiel (HIER).

Leider wurden jetzt drei der armen Flüchtlinge Mohamed Condè (22) aus Guinea, Hameda Ahmed (26) aus Ägypten und, ebenfalls aus Ägypten stammend, Mahmoud Ashuia (24) von einem italienischen Strafgericht zu je 20 Jahren Haft verurteilt. Die drei wurden nun wegen der Bildung einer krimineller Vereinigung, Menschenhandels, sexueller Gewalt, Mord und Folter zu Haftstrafen von je 20 Jahren verurteilt.
Ihnen konnte ihre Tätigkeit als Folterknechte in libyschen Lagern nachgewiesen werden. Unter anderem auch durch Zeugenaussagen von anderen Flüchtlingen auf der SEA WATCH III.
Einerseits mag das bestätigen, dass unter den sog. Flüchtlingen, Schiffbrüchigen und Asylsuchenden mitunter auch Schwerstkriminelle sind, aber es zeigt auch, wie naiv gewisse Leute sind, die glauben willkürlich und moralbesessen Gutes tun zu wollen.

 

Dass hier nun die Medien seit September 2019 zu der Verhaftung der drei „Flüchtlinge“ schweigen, ist der Medienmoral geschuldet, die unmöglich nach all dem gehypten Rummel weder Fehler zugeben kann noch will. Zumal auch das Reporterteam an Bord den DRK-Medienpreis und den Grimme-Preis erhalten hat. Wie Relotius für seine nachweislich ach so fachkundigen Reportagen, die immer schön zu lesen waren.

Dass Relotius es mit der Wahrheit und der Recherche nicht so genau nahm ist inzwischen gut dokumentiert und unstrittig. Aber wie borniert muss man als Reporter-TEAM denn sein, tagelang mit solchen Menschen auf engstem Raum zu sein – und dabei ständig auf der Suche nach „Stories“!! – so etwas zu übersehen? Zumal für den Einschaltfaktor Tränendrüse exakt so ein Folteropfer vor laufender Kamera befragt wurde, und der Mann sich dabei ständig umschaute.
Wenn der Autor als Reporter, Controller oder Berater vor Ort Befragungen tätigt ist es nur eine Frage von Stunden bis alles auf dem Tisch liegt. Zumindest so viel, dass daraus ein recht gutes Bild entsteht.
Es ist völlig unglaubwürdig, dass keiner der Flüchtlinge keinerlei Hinweise auf die drei gegeben hat. Es ist völlig abstrakt zu glauben, dass das schon an Bord nicht aufgeflogen wäre. Nicht unter Stress. Nicht unter diesen Bedingungen. Nicht mit der Angst im Nacken zurück zu müssen. Sich ggf. auch durch das Andienern mit dieser Information Zugang ins gelobte Land zu erkaufen. Gerade Verzweifelte wählen sehr oft diesen Weg, noch bevor sie pressewirksam im Wasser planschen.

Aber komischerweise war das dann nie Gegenstand der preisgekrönten Reportage. Oder einer weiterführenden Reportage, da die Täter recht schnell nach der beklatschten „Anlandung“ dennoch beschuldigt und verhaftet worden sind. Zeit wäre gewesen.

Natürlich ist das nun ein peinlicher faux pas. Eine unglückliche Fügung bei einer Reportage, die Leid aufzeigen wollte, Europäer sensibilisieren wollte und letztlich die Bereitwilligkeit helfen zu wollen fördern sollte. Um nichts anderes ging es bei der Reportage.
Da das Ergebnis im Vorfeld schon feststand, ist es eigentlich keine Reportage mehr und jenseits dessen was neutraler Journalismus hergeben sollte. Ergo auch nicht preis- oder auszeichnungswürdig an sich. Es ist wieder so ein Beispiel von Journalismus, den der Leser gern als Gesinnungspresse ansieht. Gerade auch bei ARD und ZDF (zum ARD-Loblied und den Reportagelinks: HIER).

Nur jetzt die Tatsache verschweigen zu wollen, 21 lange Tage mit Folterern und deren Opfern zusammen auf einem kleinen Schiff gewesen zu sein, ohne es zu bemerken, stellt selbst noch die Fragwürdigkeit eines Relotius hinsichtlich Berufsethos auf die Probe. Nadia Kailouli und Jonas Schreijäg sollten sich da nicht einreihen wollen.

Merke: Bei der Recherche passiert oft Überraschendes. Guter Journalismus kann mit dem Ergebnis leben, denn es ist die Wahrheit. Und um nichts anderes geht es. Auch wenn es dem Journalisten selbst weh tut. Nicht das Ergebnis zählt, sondern der Weg dahin.


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