Prometheus, der Wetter-Gesinnungsstifter

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Es war einmal der alte Prometheus, der den Menschen einst das Feuer brachte. Eine feurige Wohltat, dank derer wir kochen, heizen und grillen konnten. Die Menschen waren begeistert – zumindest damals.

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Doch nun scheint Prometheus zurückgekehrt zu sein – nicht mit einem Funken, sondern mit einer regelrechten Sonnen-Flat. Statt sich wie früher über die warme Jahreszeit zu freuen, rufen heute alle durcheinander: „Es brennt! Es glüht! Die Apokalypse kommt!“ Dabei hat Prometheus bloß den Thermostat des Sommers auf das gestellt, was früher „Badewetter“ hieß. So wie es auch 1976, 1994, 2003 oder 2018 war.

Ironischerweise sind dieselben Menschen, die sich beim ersten Sonnenstrahl auf den Balkon legen wie Brathähnchen auf dem Drehspieß, nun empört, dass der Sommer seiner Definition gerecht wird: heiß, trocken, schweißtreibend. Im TV wird das Thermometer dabei wie ein Countdown zur Verdammnis inszeniert. 32 Grad? Breaking News! 35 Grad? Notfallgrafiken! Hitzetod droht! Ein Hoch auf die Dramaturgie des Wetter-Terrors.

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Und Prometheus? Der sitzt irgendwo auf einem Sonnenschirm und fragt sich:

„Was wollt ihr eigentlich? Ihr bucht doch jeden Sommer Reisen nach Kreta, Gran Canaria oder Antalya – freiwillig! Dort findet ihr es toll, bei 38 Grad am Pool zu liegen. Aber kaum ist es mal im eigenen Land heiß, benehmt ihr euch, als hätte ich euch in einen Pizzaofen gesperrt.“

Vielleicht liegt es daran, dass der Mensch nicht die Hitze fürchtet, sondern die Abwesenheit von Kontrolle. Im Urlaub wählt man die Sonne, zu Hause wird sie einem „zugemutet“.

Dabei ist Prometheus unschuldig. Er hat uns das Feuer gegeben – was wir daraus machen, liegt an uns. Klimaanlage oder Klagemauer.

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