MT-Heimpremiere gegen Kiel: Gut gekämpft, trotzdem verloren

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Die MT Melsungen hat ihre Heimpremiere zur Saison 2021/22 gegen den THW Kiel mit 26:33 (12:16) verloren, dabei aber eine über weite Strecken gute und ansehnliche Leistung gezeigt. Dass erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder über 3.000 Zuschauer in der Kasseler Rothenbach-Halle waren, verlieh dem Kracher zum Auftakt einen angemessenen Rahmen. Kämpferisch starke Melsunger hatten das Pech, an diesem Abend auf souverän und gnadenlos auftretende Kieler zu treffen, die über die gesamte Spielzeit in Führung lagen und sich kaum Schwächen leisteten. Stark auf Gastgeberseite sicher Torhüter Nebojsa Simic, im Feld überzeugte neben dem siebenfachen Torschützen Michael Allendorf vor allem Neuzugang Elvar Örn Jonsson, der seine fünf Treffer allesamt im ersten Durchgang erzielte. Kiel überzeugte mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung, aus der neben Niklas Landin zwischen den Pfosten Magnus Landin mit seinen sechs Toren heraus stach.

Michael Allendorf Nr.22

Zum Heimspielauftakt der neuen Saison gleich den amtierenden Meister zu Gast – was will man mehr, wenn das erste Mal seit fast genau eineinhalb Jahren wieder „die Hütte voll“ ist? Fast 3.200 Zuschauer sahen die MT beginnen mit fast der Vorjahresmannschaft. Einzig Elvar Örn Jonsson stand als Neuling in der Startformation, Alexander Petersson saß auf der Bank, während Andre Gomes auf sein Debüt weiter warten musste. Der portugiesische Nationalspieler laborierte weiter an seiner in der Vorbereitung erlittenen Verletzung und verfolgte die Partie von hinter der Bank.

Das erste Tor des Abends ging an die Gäste, Harald Reinkind veredelte ein Zuspiel von Sander Sagosen (1.). Dann aber lieferte schon Jonsson eine erste Duftmarke ab: aus zehn Metern abgefeuert schlug sein Wurf halbhoch durch die Deckung direkt neben dem verdutzt blickenden Niklas Landin zum Ausgleich ein (2.). Zwar nutzte der THW sofort einen der wenigen Fehler im MT-Angriff zum schnellen Gegenstoß und der ersten Führung mit zwei Toren durch Steffen Weinhold, doch Melsungen blieb dran. Auch weil Nebojsa Simic den Reaktionen von Niklas Landin in nichts nachstand. Folgerichtig fielen die Treffer in Gleichförmigkeit hüben wie drüben: Jonsson traf beim 5:6 (9.) schon zum dritten Mal.

Auch die ersten Zeitstrafen hielten sich die Waage. Weil Niklas Ekberg und Arnar Freyr Arnarsson direkt hintereinander raus mussten, hieß es gleich eineinhalb Minuten lang fünf gegen fünf. Das Spiel war intensiv, beide Teams schenkten sich nichts. Allerdings agierte der THW in der Deckung etwas kompromissloser, erkämpfte sich dadurch die eine oder andere Angriffschance mehr – und ging durch Domagoj Duvnjak mit 10:6 in Führung (16.). Gudmundur Gudmundsson reagierte, nahm eine Auszeit und brachte Domagoj Pavlovic als Spielmacher. Jonsson rückte für Julius Kühn auf Halblinks und traf auch von dort – fünfter Volltreffer des Neuzugangs (17.).

Nach zwanzig Minuten kam dann auch der zweite Neuling im Aufgebot der MT. Alexander Petersson verschaffte Kai Häfner eine Verschnaufpause und durfte auf dem Feld gleich Michael Allendorfs 8:11 bejubeln. Timo Kastenings 9:12 (23.) bereitete er anschließend mit vor. Die Melsunger hatten sich gefangen und hielten kräftig dagegen. Hatten eben nur das Pech, dass sich Kiel an diesem Abend keinerlei Blöße gab und durch Hendrik Pekeler, schon den neunten Torschützen im weißen Dress, per Gegenstoß sogar auf 15:10 erhöhte (25.). Dass Timo Kastenings Siebenmeter-Aufsetzer an die Latte sprang, war Pech. Aber kurz vor der Pausensirene setzte sich Pavlovic kraftvoll durch und verkürzte doch noch auf minus vier.

Für den zweiten Durchgang kam bei der MT Tobias Reichmann für Timo Kastening auf der rechten Außenbahn, Arnar Arnarsson löste Marino Maric am Kreis wieder ab. Den frischeren Eindruck indes machte der THW. Zweimal Sander Sagosen und zweimal Niklas Ekberg schraubten das Resultat binnen 200 Sekunden auf 20:14 für den Meister hoch (34.). Da passte es ins Bild, dass Melsungens Abwehr einen Ball erkämpfte, der aber dem am Boden liegenden Arnarsson wieder aus der Hand kullerte. Magnus Landin bedankte sich mit dem 21:14 – Auszeit Gudmundsson (35.).

Streckenweise konnte man in den Anfangsminuten dieses zweiten Durchgangs meinen, Kiel hätte vor allem in der Abwehr einen Mann mehr auf dem Feld. Sie verschoben unheimlich schnell, doppelten fast jeden roten Angreifer und wenn doch mal was durchkam, stand da noch Niklas Landin. Erst als Niklas Ekberg das zweite Mal an diesem Abend mit einer Strafe runter musste und Nebojsa Simic klasse gegen Sagosen parierte, gab es ein kurzes Durchschnaufen. Michael Allendorf wurde am linken Flügel zweimal schön freigespielt und traf. Am Rückstand änderte das nichts, weil Magnus Landin und erneut Sagosen umgehend konterten. Dazu schnappte sich Ekberg den Abpraller einer Simic-Parade und netzte zum 17:25 (41.).

Aufgeben war jedoch nicht das Ding der Nordhessen. Sie lieferten wirklich kein schlechtes Spiel ab und machten ihre Tore. Hatten aber eben das Pech, auf einen völlig humorlosen THW zu treffen, der kaum eine Chance ausließ. Und wenn sie doch mal ein paar wenige Minuten schwächelten, schloss die MT mit nicht weniger Tempo als die Zebras sofort wieder etwas auf. Nur etwas mehr als drei Minuten vergingen bis zu Tobias Reichmanns 22:27 (45.). Grund genug für Filip Jicha, den kleinen Lauf des Gegners per Auszeit zu unterbinden.

Das half, den Rekordmeister wieder in die Spur zu bringen. Zweimal Niklas Ekberg – 22:29 (47.). Dann Zeitspiel angezeigt bei Melsungen, Kai Häfner scheitert gleich zweimal, auch im Nachwurf, an Niklas Landin. Ebenso wie kurz darauf Alexander Petersson. Die sehr offensive Deckung Melsungens mit den vorgezogenen Pavlovic, Jonsson und Petersson stellte Kiel vor einige Probleme, aber nun fehlte es mit zunehmender Spieldauer doch etwas an der Konzentration. Minutenlang fiel auf beiden Seiten kein Tor mehr, bis Petersson die Flaute mit dem 23:29 beendete (53.).

Die Partie war spätestens mit Magnus Landins dreißigsten THW-Treffer durch. Trotzdem versuchten die Gastgeber weiter alles, das Ergebnis in freundlichere Bahnen zu lenken. Und es gelangen auch noch einige schöne Spielzüge. Michael Allendorf wurde beim 24:30 (55.) mustergültig freigespielt und legte sofort noch einen Tempogegenstoß drauf. Wieder nur noch fünf Differenz, wieder Auszeit Jicha. Und wieder mit Erfolg. Melsungen war der letzte Schwung genommen, Kiel packte noch einmal drauf. So dass der Sieg der Zebras letztlich sicher verdient, aber doch um ein paar Tore zu hoch ausfiel.

Stimmen zum Spiel

Gudmundur Gudmundsson: Glückwunsch an Filip Jicha und den THW Kiel zum Sieg. Sie haben verdient gewonnen und waren heute die bessere Mannschaft. Wir haben vernünftig gespielt, aber im Angriff zu viel verworfen. Dazu zähle ich im ganzen Spiel 18 Tore durch Gegenstöße denen zum großen Teil Fehler von uns voran gegangen sind. Das ist natürlich zu viel. In der zweiten Halbzeit haben wir auf eine 5:1-Deckung in der Abwehr umgestellt. Damit macht man naturgemäß etwas mehr Fehler, aber wir hatten auch richtig gute Phasen dabei. Insgesamt hat Kiel das Spiel aber absolut verdient gewonnen.

Filip Jicha: Das war heute unser erstes Auswärtsspiel der Saison und wir hatten richtig Respekt davor, hier in Kassel anzutreten. Ich muss meiner Mannschaft ein riesiges Lob zollen, sie war konzentriert, fokussiert und hat sowohl Spielwitz als auch Fleiß gezeigt. Auch die Körpersprache hat mir sehr gut gefallen. Wir haben uns gestern lange Gedanken gemacht, wie wir diese isländische 6:0-Deckung auseinander bringen. Das ist uns dann sehr gut gelungen.

MT Melsungen – THW Kiel 26:33 (12:16)

MT Melsungen: Simic (16 Paraden / 33 Gegentore), Heinevetter (n. e.); Maric 1, Kühn 1, Lemke, Reichmann 1, Kunkel, Jonsson 5, Arnarsson 2, Allendorf 7, Häfner 2, Petersson 1, Kastening 3/1, Pavlovic 3 – Trainer Gudmundur Gudmundsson.

THW Kiel: N. Landin (16 P. / 26 G.), Quenstedt (n. e.); Ehrig, Duvnjak 2, Sagosen 5/1, Reinkind 3, M. Landin 6, Weinhold 4, Wiencek 1, Ekberg 6/2, Dahmke, Zarabec 4, Horak, Bilyk 1, Pekeler 1 – Trainer Filip Jicha.

Schiedsrichter: Ramesh Thiyagarajah (Gummersbach) / Suresh Thiyagarajah (Gummersbach)

Zeitstrafen: 6– 8 (Arnarsson 11:11 18:07, Petersson 27:34 – Ekberg 10:40 35:52, M. Landin 50:40, Zarabec 56:56)

Strafwürfe: 3/1 – 3/3 (Kastening an die Latte 26:49, Allendorf scheitert an N. Landin 50:42)

Zuschauer: 3.186 in der Rothenbach-Halle, Kassel.

Das nächste Spiel:

Do., 16.09.21, 19:05 Uhr, MT Melsungen – Füchse Berlin


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