Monumentales Reiterbildnis von Landgraf Carl im Schloss Wilhelmshöhe

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Hermann Hendrik de Quitter, Reiterbildnis Landgraf Carl, um 1703, Öl/Leinwand, 275 x 275 cm, MHK, Gemäldegalerie Alte Meister, Foto Karen Bartsch, GK 1248

Mit der großzügigen Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Kulturstiftung der Länder hat die Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) ein eindrucksvolles und bedeutendes Reiterbildnis von Landgraf Carl von Hessen-Kassel ankaufen können. Da das Porträt ohne Rahmen erworben wurde, übernahm der Museumsverein Kassel e.V. dankenswerterweise die Kosten für die Neuanfertigung eines Rahmens nach historischem Vorbild. Das Gemälde ist ab sofort im Florasaal von Schloss Wilhelmshöhe zu bewundern. Timeslots für einen ungestörten Museumsbesuch können unter www.museum-kassel.de gebucht werden.

»Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Besucher*innen dank der Großzügigkeit unserer Stifter ab sofort dieses imposante Gemälde von Hermann Hendrik de Quitter präsentieren können. Landgraf Carl war einer der wichtigsten Herrscher seiner Zeit. Sein Engagement für Wissenschaften und Künste spiegelt sich in umfangreichen Sammlungen wider, die ab 1709 im Kunsthaus, dem ersten musealen Präsentationsort in Kassel, zu besichtigen waren. In seiner über 50-jährigen Regierungszeit prägte er das Stadtbild Kassels wie kein anderer Fürst,« so MHK-Direktor Prof. Dr. Martin Eberle über den Ankauf des Großgemäldes.

Carls Engagement für Wissenschaften und Künste steht zudem unmittelbar im Zusammenhang mit seinem Bestreben für die Landgrafschaft eine Standeserhöhung zum Kurfürstentum zu erreichen, wie dies in der Zeit um 1700 im Alten Reich auch an anderen Höfen zu beobachten ist. »Das neu erworbene Reiterbildnis stellt diesen Machtanspruch eindrucksvoll unter Beweis«, wie Dr. Justus Lange, Leiter der Gemäldegalerie Alte Meister, unterstreicht.

»Der Erwerb dieses monumentalen Reiterbildnisses von Hermann Hendrik de Quitter ist für die Museumslandschaft Hessen Kassel eine große Bereicherung. Landgraf Carl ist nicht nur einer der bedeutendsten Fürsten der Barockzeit, er hat die Residenzlandschaft Kassels geprägt durch das Orangerieschloss mit Marmorbad oder die Herkulesstatue mit Wasserspielen. Es ist sehr erfreulich und schätzenswert, dass der wichtige Ankauf trotz der Coronarestriktionen für die Besucher sichtbar gemacht wird«, betont Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung. 

Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: »Mit dem Reiterbildnis erwirbt die Museumslandschaft Hessen Kassel erstmalig ein repräsentatives Porträt des Landgrafen Carl von Hessen-Kassel. Der Landgraf war einer der zentralen Figuren des Barock in Kassel – dank seines ausgeprägten Interesses für die Künste förderte er entscheidend die noch heute bestehenden Sammlungen der Museumslandschaft Hessen Kassel. Auch in der Stadt Kassel finden sich noch heute zahlreiche, vom Landgrafen initiierte Bauvorhaben. Daher freut es uns, mit unserer Förderung die Rückkehr des Werkes nach Kassel zu unterstützen, mit dem zukünftig eindrucksvoll seine Bedeutung für die Museumslandschaft und Stadt vermittelt werden kann.«

Das Gemälde zeigt den Landgrafen in Rüstung mit Kommandostab, links von einem Leibpagen begleitet, der den Prunkhelm des Fürsten trägt. Das Gemälde datiert aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges als Carl mit hessischen Truppen auf Seiten des Kaisers im Rheingebiet gegen Frankreich stand. Die somit in Szene gesetzte militärische Stärke sollte die Kaisertreue und die damit verbundene Hoffnung auf die Kurwürde untermauern.

Sein militärisches Engagement gegen Frankreich setzte Landgraf Carl gezielt propagandistisch ein. Mehrere Medaillenprägungen feierten den Entsatz der von Franzosen belagerten Festung Rheinfels im Jahr 1693. Auch undatierte Medaillenentwürfe spielen auf seine Reichstreue und seinen unermüdlichen Kampf gegen Frankreich an. 1701 ließ Carl schließlich die Festung Rheinfels – in Anspielung auf seinen größten militärischen Triumph – in einer aufwändigen Pietradura-Tafel verewigen. Hermann Hendrik de Quitter diente dem Landgrafen seit 1696 als Hofmaler. Das Reiterbildnis Carls darf als bedeutendstes Werk des Künstlers gelten und fügt sich geradezu ideal in diese Reihe von politisch motivierten Kunstwerken ein.

Museumslandschaft Hessen Kassel

Schloss Wilhelmshöhe


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