Ein Feuerwehreinsatz, ein grüner Anschlag – und ein tiefer Blick in die gesellschaftliche Verfassung
Kassel, Querallee. Mittwochabend, 20:10 Uhr. Während Feuerwehrleute in luftiger Höhe um das Leben eines Bewohners kämpfen, schlägt unten auf der Straße eine andere Art von Notfall zu: der geistige.
Unbekannte nutzen die Gelegenheit eines laufenden Rettungseinsatzes, um ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr mit grüner Sprühfarbe zu beschmieren. Ziel war offenbar nicht etwa ein Protest oder ein politisches Statement – sondern schlicht eine Staufachabdeckung am Heck.
Der entstandene Schaden: mehrere hundert Euro.
Der gesellschaftliche Schaden: kaum bezifferbar.
Wenn der Notruf zur Kulisse für Vandalismus wird
Während Feuerwehrkräfte mit der Drehleiter am oberen Stockwerk eines Wohnhauses beschäftigt waren, näherten sich die Täter unbemerkt dem abgestellten Fahrzeug und setzten ihr Werk in aller Seelenruhe um.
Das Ergebnis? Ein Feuerwehrauto mit neuem Farbakzent – mitten im Rettungseinsatz.
Was früher als Respektlosigkeit galt, scheint heute bereits als „mutige Ausdrucksform“ durchzugehen.
Polizei sucht Zeugen – wir suchen den Verstand
Die Polizei Kassel bittet nun Zeugen, sich unter der 0561-9100 zu melden. Die Ermittlungen laufen, die Hoffnung auf Aufklärung bleibt – ebenso wie die Frage:
Was muss in einem Menschen vorgehen, der während eines medizinischen Notfalls ein Rettungsfahrzeug besprüht?
Ist das Dummheit? Rebellion? Oder bloß der verzweifelte Schrei einer verlorenen Generation, die selbst bei Blaulicht nicht mehr begreift, was heilig ist?
Kommentar: Dekadenz in Spraydosen
Dieser Vorfall steht exemplarisch für eine Gesellschaft, in der Werte nur noch an der Kasse existieren.
Wer nicht einmal mehr davor zurückschreckt, Menschen in Not indirekt zu gefährden – durch Ablenkung, Verzögerung oder einfach nur stumpfe Blödheit – dem ist nicht mehr mit Sozialstunden oder Jugendarbeit zu helfen.
Das ist keine Bagatelle. Das ist ein Symptom.
Ein Symptom einer Gesellschaft, in der Respekt, Mitgefühl und gesunder Menschenverstand längst Opfer der Selbstverwirklichung geworden sind – mit Spraydose in der Hand und Hirnausfall im Herzen.