Klarer MT-Sieg im Schwabenland dank perfekter erster Halbzeit

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Die MT Melsungen bringt von ihrem Ausflug ins Schwabenland zwei Punkte mit. Am 15. Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga landeten die Nordhessen nach einer nahezu fehlerfreien ersten Halbzeit und einer 19:6-Führung einen ungefährdeten 34:25 Sieg beim HBW Balingen-Weilstetten. Vor 613 Zuschauern in der Balinger Sparkassen-Arena erzielten Jona Schoch (5) für die Hausherren und Yves Kunkel (8/3) für die Gäste die meisten Tore. Am kommenden Mittwoch empfängt die MT in Kassel den Bergischen HC zum Achtelfinale im DHB-Pokal (19:30 Uhr, Rothenbach-Halle).

Beim HBW Balingen-Weilstetten fehlten mit Torhüter Simon Sejr Jensen, Linksaußen Tim Nothdurft und dem Halblinken Lukas Saueressig ebenso drei Stammkräfte, wie bei der MT Melsungen. Da musste Trainer Roberto Garcia Parrondo auf die Rekonvaleszenten Finn Lemke und Tobias Reichmann sowie auf den frisch am Fuß verletzten André Gomes verzichten. Der Portugiese droht sogar mehrere Wochen auszufallen.

Die Dezimierungen schienen die Nordhessen aber nicht zu belasten, waren sie doch vom Start weg hochkonzentriert bei der Sache. Den Eröffnungsangriff nutzte Kai Häfner gleich zum 0:1 und den folgenden Ausgleich durch Balingens Tobias Heinzelmann beantworteten kurz hintereinander Julius Kühn und Yves Kunkel mit ihren Treffern zum 1:3. Hellwach war auch Nebojsa Simic, der MT-Keeper hatte mit einem langen Pass die Vorlage für Kunkels erfolgreichen Gegenstoß geliefert.

So zügig wie der Melsunger Angriff auf Touren kam, so lauffreudig und effizient präsentierte sich die Defensive der Nordhessen. Die sehr bewegliche und aufmerksame 6:0-Abwehr, in der jeweils Elvar Örn Jonsson und Alexander Petersson für Domagoj Pavlovic und Kai Häfner kamen, ließ den HBW kaum zur Entfaltung kommen. Einzelne Versuche der Hausherren, wie etwa von Kreisläufer Kristian Beciri oder Tobias Heinzelmann, führten zwar zu Torerfolgen, aber ansonsten gab Melsungen den Ton an. Und zwar nach Yves Kunkels 2:4 immer deutlicher.

Die Zwischenstände zeigten, wohin die Reise gehen sollte. Julius Kühn stellte mit seinem vierten Treffer im vierten Versuch auf 3:7. Dann musste Nebojsa Simic plötzlich vom Feld, der Torhüter hatte sich bei einer unglücklichen Bewegung offenbar am Rücken verletzt. Seinen Platz nahm Silvio Heinevetter ein, der nahtlos an die gute Leistung seines Vorgängers anknüpfte.

Nachdem Yves Kunkel mit zwei verwandelten Strafwürfen den MT-Vorsprung auf 4:9 (16. Min.) ausgebaut hatte, nahm Balingens Trainer Jens Bürkle die erste Auszeit. Womit er aber weder seine Schützlinge sicherer machte, noch den Vorwärtsdrang der Gäste stoppen konnte. Nach Wiederaufnahme des Spiels markierten Domagoj Pavlovic und wiederum Yves Kunkel, diesmal ins verwaiste Balinger Tor, das 4:11.

Die zunehmend ratloser wirkenden Hausherren fanden einfach keine Mittel, Melsungen Einhalt zu bieten, wie der folgende 3:0-Lauf (Häfner – Petersson – Häfner per Kempa) auf 5:14 deutlich machte (23. Min.). Der eingewechselte Elias Huber vermochte mit dem 6:14 über Linksaußen zwar ein Lebenszeichen des HBW zu senden, ohne jedoch seine Mannschaftskameraden mitreissen zu können. Denn die überließen in den verbleibenden knapp fünf Minuten bis zum Halbzeit Pfiff das Feld den Melsungern. Die es wiederum verstanden, auch diese Phase mit konzentriert vorgetragenen Angriffen und weiterhin munterer Abwehrarbeit zu nutzen. Der 6:19 Pausenstand war fast die logische Konsequenz aus der nahezu fehlerfreien Performance.

Umgekehrt wollte der HBW eine solche Schmach nicht noch einmal erleiden und hatte sich offenbar für den zweiten Durchgang einiges vorgenommen. Auch wenn es erneut die MT war, die besser aus den Startlöchern kam. Elvar Örn Jonsson erhöhte auf 6:20 und Timo Kastening nach einer Klasse-Parade von Silvio Heinevetter gegen den heranstürmenden Björn Zintel auf 6:21. Und das nach nur 80 Sekunden nach dem Wiederanpfiff.

Die klare Melsunger Dominanz gipfelte in den beiden Zwischenständen in der 36. und der 37. Minute, mit jeweils 17 Toren Vorsprung (7:24, 8:25). Das sollte der Kulminationspunkt in dieser bis dahin äußerst einseitigen Partie sein. Denn, in dem Maße, wie es die MT etwas lockerer angehen ließ, legte auf der anderen Seite der HBW peu à peu zu. Ohne gleich von Aufholjagd sprechen zu können, war jedoch unübersehbar, dass sich die Hausherren mehr und mehr ihrer charakteristischsten Eigenschaft erinnerten. Bei den “Galliern von der Alb” erwachte das kämpferische Moment.

Zusehends angetrieben von Spielmacher Björn Zintel und dem Halblinken Jona Schoch gelang es, den Rückstand stetig zu verkürzen. Beim 19:29 (49.) waren es erstmalig seit der 27. Minute wieder “nur” 10 Tore. Was war bei der MT passiert?  Aus deren Sicht leider recht wenig. In der Phase, in der den Nordhessen vier Treffer geglückt waren, hatten die Schwaben Sage und Schreibe deren 11 erzielt. Klar, der Melsunger Vorsprung zuvor war gewaltig und der Sieg den Rotweißen praktisch nicht mehr zu nehmen. Und so ließen sie den Kontrahenten nun öfter gewähren, waren in der Abwehr einfach nicht mehr so konsequent wie im noch ersten Durchgang.

Trainer Roberto Garcia Parrondo wechselte ordentlich durch, brachte alle Spieler – darunter auch die Youngster Julian Fuchs auf Rechtsaußen und David Kuntscher auf Halbrechts – zum Einsatz. Während dem Flügelflitzer bei seinen drei Chancen etwas Pech an den Fingern klebte, trug sich der Nachwuchsmann im Rückraum mit einem beherzten Wurf in die Torschützenliste ein.
   
Es war dann in der  Schlussphase zwar nicht so, dass die MT das Handballspielen eingestellt hätte, aber sie trat zumindest den HBW-Angreifern nicht mehr so vehement entgegen wie in der ersten Spielhälfte. Was sich nun fast zwangsläufig in deren Torausbeute niederschlug. Am völlig verdienten MT-Sieg änderte dies dennoch nichts. Dafür war deren Leistung in der überwiegenden Zeit des Spiels einfach zu stark. Die Melsunger Cracks haben damit zweifelsohne auch den Frust aus den beiden vorangegangenen Niederlagen gegen Hamburg und Wetzlar bewältigt und sich so rechtzeitig vor dem DHB-Pokal Achtelfinale gegen den Bergischen HC ihr Selbstvertrauen zurückgeholt.  

Julius Kühn: Die erste Halbzeit war einerseits gekennzeichnet von der Schwäche des HBW und andererseits von unserer Stärke. Unsere Abwehr, die in den letzten Spielen ja nicht so gut funktioniert hat, war heute richtig gut, einschließlich der beiden Torhüter. Wir haben Ballverluste provoziert und zu Toren genutzt. In der zweiten Halbzeit haben wir einen Gang zurück geschaltet, was angesichts des großen Vorsprungs vielleicht etwas verständlich ist. Aber wir hätten nicht so viel zulassen dürfen. Die 19 Gegentore waren einfach zu viel. Hätte mir allerdings heute morgen jemand angeboten, dass wir hier mit neun Toren Unterschied gewinnen, hätte ich sofort unterschrieben.

HBW Balingen-Weilstetten – MT Melsungen 25:34 (6:19)  

HBW: Ruminsky (1.-21. Min., 30.-60. Min.; 5 Paraden / 26 Gegentore), Baranasic (21.-30. Min. und bei einem Siebenmeter; 0 P. / 8 GT) – Lipovina, Munzinger, Huber 1, Thomann 2/1, Ingason, Wiederstein 1, Beciri 2, Schoch 5, Zintel 4, Scott, Stevanovic 2, Heinzelmann 4, Strosack 3, Wente 1 – Trainer Jens Bürkle.

MT: Simic (1.-13. Min.; 4 Paraden / 3 Gegentore), Heinevetter (13.-60. Min.; 10. P. / 21 GT) – Maric, Kühn 6, Kunkel 8/3, Jonsson 1, Arnarsson, Allendorf 2, Kalarash 2, Häfner 4, Petersson 2, Fuchs, Kastening 2, Kuntscher 1, Pavlovic 6 –  Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Schiedsrichter: Ramesh Thiyagarajah (München) / Suresh Thiyagarajah (Köln)

Zeitstrafen: 8 Min. – 4 Min. (Schoch, 13:37 Min.; Lipovina, 14:49; Heinzelmann, 22:27; Beciri, 40:24 – Kalarash, 44:40 Min., 55:39)

Strafwürfe: 1/2 – 3/3 (Thoman trifft nur das Lattenkreuz, 50:08 Min.)

Zuschauer: 613, Sparkassen-Arena Balingen

Das nächste Spiel: Mi., 15.12.21, 19:30 Uhr, DHB-Pokal, Bergischer HC – MT Melsungen, Rothenbach-Halle Kassel


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