Kein Wundermittel

 

WWF – Das Einfangen und Nutzen von Kohlenstoffdioxid als Treibstoff im Verkehrssektor ist extrem klimaschädlich. Das sogenannte Carbon Capture and Utilization (CCU) darf daher nicht als Wundermittel gehandelt werden, um das klimapolitische Sorgenkind Verkehrssektor endlich klimafreundlich aufzustellen, warnt der WWF in einer neuen Analyse zu CCU – auch mit Blick auf die Verkehrskommission, in der sich eine Arbeitsgruppe mit alternativen Kraftstoffen beschäftigen wird. Sie soll am Mittwoch ihre Arbeit aufnehmen.

Ziel bei der Anwendung von CCU muss immer sein, einen Kohlenstoffkreislauf zu schaffen, bei dem keine zusätzlichen Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen. Bei einer breiten Anwendung im Verkehrssektor und auch im Gebäudesektor würden aber genau diese zusätzlichen Emissionen entstehen. Beim CCU wird CO2 etwa bei Industrieprozessen aufgefangen und dann mittels chemischer Umwandlung weiterverwertet – etwa als Treibstoff oder als Gas zum Heizen.

„Der Weltklimarat IPCC hat in seinem Sonderbericht zu 1,5 Grad CCU als ein mögliches Instrument zum Klimaschutz genannt. Nun müssen wir uns in der CCU-Debatte aber auch ehrlich machen: Wann kann diese Technologie zum Klimaschutz beitragen – und wann schadet sie dem Klima?“, fragt Dr. Erika Bellmann vom WWF Deutschland. Denn wer die Prozesse genauer betrachtet, merkt schnell, dass ein mit CCU generierter Treibstoff letztlich viel mehr CO2 verursacht, als im ersten Schritt vermeintlich „recycelt“ wird. Denn sowohl für das Abfangen von CO2 in Industrieanlagen wird zusätzliche Energie benötigt als auch für die anschließende Elektrolyse. Das fällt umso schwerer ins Gewicht, wenn fossile Energieträger wie Kohle und Gas den Strom generieren.

„Im Vergleich zu einem Elektroauto würde ein Auto mit CCU-Benzin fünfmal so viel an Strom verbrauchen. Und am Ende gelangt auch das zuerst eingefangene CO2 durch den Autoauspuff doch in die Atmosphäre“, fasst Bellmann zusammen. Ähnlich sieht es aus, wenn für Wohngebäude CCU-Gas zum Heizen verbraucht wird.

Dabei gibt es durchaus Anwendungen, bei denen CCU einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, etwa in der chemischen Industrie oder im Flugverkehr. „Wichtig ist jetzt, einen ehrlichen Dialog über sinnvolle Einsatzbereiche zu führen und Kriterien für die klimafreundliche Anwendung von CCU zu definieren. Dazu gehört, dass der benötigte Strom immer aus Erneuerbaren kommen muss und das CO2 für Anwendungen im Verkehr nicht aus Industrieanlagen und fossilen Kraftwerken stammen darf“, so Bellmann. Sind diese Bedingungen erfüllt und das CO2 wird etwa über chemische Grundstoffe langfristig in recycelbaren Produkten gebunden, kann CCU einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

 

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