Hessenderby in Pandemiezeiten: MT ohne Fans nach Wetzlar

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Hessenderby in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga – am Sonntag ist es wieder soweit! Dann empfängt die HSG Wetzlar die MT Melsungen. Anwurf in der Wetzlarer Rittal Arena ist um 16:00 Uhr. Sky und die Hessenschau übertragen das 34. Aufeinandertreffen der beiden Rivalen live. Aufgrund der verschärften Pandemiebestimmungen dürfen das Spiel vor Ort nur maximal 1.250 Zuschauer verfolgen. Die Tickets stehen zunächst nur den Wetzlarer Dauerkarteninhabern und Sponsoren zur Verfügung.

Zum 34. Mal stehen sich am Sonntag die beiden hessischen Rivalen seit dem Aufstieg der MT in die höchste deutschen Spielklasse im Jahr 2005 gegenüber. Die Derbyhistorie reicht jedoch noch weiter zurück. Mit dem Vorgängerverein HSG Dutenhofen/Münchholzhausen “duellierten” sich die Melsunger schon zu Zweitligazeiten. Kurzum, die Spiele zwischen dem mittelhessischen und dem nordhessischen Aushängeschild haben längst Kultstatus erreicht, die sportliche Rivalität ist ungebrochen. Da ist es vielen Fans fast egal, welchen Platz das eigene Team am Saisonende erreicht, Hauptsache besser als der hessische Konkurrent.

Apropos: Derzeit rangiert die HSG Wetzlar als Tabellensechster zwei Plätze vor der MT Melsungen. Bei einem Spiel mehr weisen die Grünweißen zudem auch einen Pluspunkt mehr auf und zeigen bislang eine starke Saisonleistung. Nach zwei Kantersiegen gegen Balingen-Weilstetten (33:21) und beim Bergischen HC (27:17) mussten sie sich nur denkbar knapp dem klaren Favoriten Flensburg-Handewitt in dessen Halle geschlagen geben (25:27). Um nur vier Tage danach mit einem 27:24 über Erlangen wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden.

Die Liste der Erfolgsgaranten der HSG führt Benjamin Matschke an, der zu Saisonbeginn Wetzlars Trainerlegende Kai Wandschneider nach dessem neunjährigen Engagement beerbte. Matschke, zuvor 13 Jahre lang als Spieler und Trainer bei den Eulen in Friesenheim tätig, beweist in Mittelhessen ein gutes Händchen. Mit Till Klimke (TW), Stefan Čavor (RR), Maximilian Holst (LA), Emil Mellegard (LA), Olle Forsell Schefvert (RL), um nur einige zu nennen, kann Matschke auf Profis bauen, die schon unter Wandschneider zu den Leistungsträgern zählten. Die überragt derzeit Lenny Rubin. Der schweizerische Halblinke führt mit 88 Treffern die ligaweite Torschützenliste an. Zu seinem Amtsantritt hat Matschke mit Adam Nyfjäll (KM, Kristianstad), Domen Novak (RA, Celje) und Felix Danner (KM, MT Melsungen) weitere erfahrene Spieler hinzubekommen. Die Mischung im HSG-Kader scheint also zu stimmen.

Das zeigt sich auch an dessen Heimstärke, die gegenüber der ohnehin schon guten Bilanz der letzten Saison erneut verbessert werden konnte. Von den bislang 14 möglichen Punkten hat Wetzlar 11 für sich verbucht. Lediglich Göppingen (28:28) und den Rhein-Neckar Löwen (29:30) gelang es, Zählbares aus der Rittal Arena mitzunehmen. Klar, dass die Grünweißen ihren Heimnimbus auch am Sonntag gegen die MT festigen wollen.

“Wir sind heiß auf dieses Derby”, schickt Julius Kühn im Vorfeld sportliche Grüße an den Rivalen, “erst recht nach unserer Niederlage zuletzt in Hamburg. Wir wollen am Sonntag Wiedergutmachung betreiben”. Allerdings ist dem MT-Goalgetter auch klar, was ihn und seine Mitspieler dort erwartet: “Die HSG ist gut drauf, spielt derzeit einen starken Handball. Die Mannschaft hat sich unter ihrem neuen Trainer gut gefunden. So wird es auch für uns wie in all den Jahren zuvor, alles andere als einfach. Aber wir müssen uns dort natürlich auch nicht verstecken”.

Auch MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo kann sich gut in die Derbysituation hineinversetzen: “Das war für mich schon als Spieler immer etwas besonderes, als ich mit Valladolid gegen Ademar Leon gespielt habe und später natürlich umgekehrt, als ich in Ademar Leon war. Das traf auch für die Duelle zwischen Real Ciudad und Barcelona zu, die stets zu den wichtigsten in Spanien zählten. Das waren harte Spiele, geprägt von großer Rivalität”.

Seine MT-Schützlinge hat Roberto Garcia Parrondo vor allem auf die Formation des Gegners eingestellt, “die sehr eingespielt ist und bei der jeder Spieler weiß, was sein Nebenmann macht. Wobei die HSG insgesamt eine starke Mannschaft mit einer guten Abwehr aufbietet. Da müssen wir schon 60 Minuten lang unser bestes Level zeigen, wenn wir gewinnen wollen”.

Verzichten müssen wird der MT-Coach in Wetzlar noch auf Abwehrexperte Finn Lemke und wahrscheinlich auf Rechtsaußen Tobias Reichmann. Ein Fragezeichen steht ausgerechnet auch hinter dem Einsatz des erfahrensten Derby-Absolventen im Melsunger Team. Michael Allendorf plagte sich unter der Woche mit einer Erkältung. Der Linksaußen hat seit 2006, als er bei der HSG Wetzlar spielte und ab 2011 bei der MT kaum ein Hessenduell versäumt.  

Normalerweise garantieren die Hessenderbys in Wetzlar und Kassel jeweils ausverkaufte Häuser. Die Spiele gehören für die Fans aus beiden Lagern zu den Highlights im Handballjahreskalender. Doch in Coronazeiten ist alles anders. Schon das Spiel in der Rückrunde der letzten Saison im Juni in Kassel musste aufgrund der Pandemiebestimmungen gänzlich ohne Zuschauerbeteiligung ausgetragen werden. Und auch am Sonntag steht das 34. Hessenderby unter dem Einfluss des aktuellen Virusgeschehens. Durch die ab diesem Tag gültige neue Verordnung in Hessen darf die HSG statt der knapp 4.500 Plätze in der Rittal Arena höchstens 1.250 nutzen. Das hat zur Folge, dass vor dem Spiel sämtliche gekauften Tickets zurückerstattet wurden und der Verein nur seine Sponsoren und Dauerkarteninhaber gemäß der 2-G-Regelung in die Halle lassen wird. Umgekehrt bedeutet das, dass die MT vor Ort komplett auf die Unterstützung der eigenen Fans verzichten muss.

Bisherige Erstligavergleiche MT – HSG
HBL: 32 Spiele, 19 Siege MT (davon 8 auswärts), 8 Siege HSG, 5 Remis
DHB: 1 Spiel, 1 Sieg MT
Die letzten Spiele:
06.06.21, HBL, MT Melsungen – HSG Wetzlar 30 : 28
25.10.20, HBL, HSG Wetzlar – MT Melsungen 25 : 33
 
Schiedsrichter in Wetzlar
Fabian Baumgart (Neuried) / Sascha Wild (Offenburg); DHB-Spielaufsicht Thorsten Zacharias

Live-Berichterstattung:
TV-Sender Sky meldet sich ab 15:55 Uhr aus der Rittal Arena Wetzlar, Kommentator ist Heiko Mallwitz.
In der Hessenschau ist das Spiel im kostenlosen Livestream zu sehen, Kommentator ist Florian Naß: www.hessenschau.de

Infos zum Gegner:
www.hsg-wetzlar.de


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