Glücksboten beim Nestbau unterstützen

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NABU Hessen: So helfen Sie Schwalben ein Zuhause zu finden

 

Wetzlar – Zwar macht sprichwörtlich eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, dennoch freuen sich viele Hess*innen jedes Jahr, wenn die ersten Schwalben aus ihrem Winterquartier in Afrika zurückkehren. „Leider werden die fliegenden Glücksboten von Jahr zu Jahr weniger. Denn sie stehen gleich doppelt unter Druck: Zum einen finden sie weniger Insekten als Nahrung, zum anderen wird es für sie immer schwerer geeignete Nistplätze zu finden“, sagt Maik Sommerhage, Vogelexperte beim NABU Hessen. Ein Lichtblick: Immer mehr Hausbesitzende setzen sich inzwischen für den Schwalbenschutz ein.

 

Besondere Aufmerksamkeit erregte die Rauchschwalbe bereits bei der zurückliegenden ersten öffentlichen Wahl zum „Vogel des Jahres“ 2021: Hier wurde sie nach dem Rotkehlchen glückliche Zweite. Seit längerem schon sind Rauch- und Mehlschwalben aber dafür bekannt, in ihrem Bestand stark abgenommen zu haben. Waren beide Arten jahrhundertelang ganz selbstverständliche Mitbewohner in unseren Dörfern und Städten, gehen gerade hier die für sie geeigneten Nistmöglichkeiten immer mehr zurück und sind die Vögel immer seltener am Himmel zu beobachten. In Hessen stehen Mehl- und Rauchschwalben auf der „Roten Liste“ und sind in ihren Beständen gefährdet. Von der Rauchschwalbe gibt es noch rund 30.000, von der Mehlschwalbe 40.000 Paare. In früheren Jahrzehnten waren die Bestände fast doppelt so hoch.

 

Erste Rauchschwalben sind seit Ende März bereits nach Hessen zurückgekehrt, Mehlschwalben folgten in den ersten April-Tagen. „Nun besteht also wieder die Gelegenheit, den Sommerboten mit Nisthilfen, Lehmpfützen und insektenreichen Gärten zu helfen“, ruft Maik Sommerhage dazu auf, den Schwalben unter die Flügel zu greifen. Die Kulturfolger fühlen sich in einer von Menschen geprägten Umgebung grundsätzlich wohl, dennoch ist es notwendig, ihnen gute Nisthilfen und -bedingungen anzubieten, da natürliche Brutstandorte mittlerweile selten geworden sind.

 

Brutplätze sind schwer zu finden
Die Mehlschwalbe, erkennbar an ihrem leuchtend weißen Bürzel und Bauch sowie dem tief gekerbten Schwanz, ist vor allem Stadtbewohnern wohl bekannt: Sie baut ihre fast geschlossenen Nester an rau verputzte Hauswände oder unter geschützten Dachvorsprüngen. Dabei nutzen Schwalben als ortstreue Tiere gerne alte vorhandene Nester und bessern sie mit frischem Lehm wieder aus. In Städten fehlen jedoch oft Lehmstellen als Baugrundlage. „Offene, feucht gehaltene Bodenstellen helfen den Schwalben, ihre alten Nester zu ersetzen“, erklärt Sommerhage. „Wo dies nicht möglich ist, können unter Vorsprüngen in mindestens 2,5 Meter Höhe Kunstnester angebracht werden.“

Rauchschwalben, die über ihre braunrote Färbung von Kehle und Stirn sowie dem metallisch glänzenden Gefieder gut erkennbar sind, fühlen sich eher in ländlichen Regionen wohl und bevorzugen Balken oder Mauervorsprünge in Ställen, Scheunen oder Carports. Leider bleiben die notwendigen Einflugluken nach Renovierungen zunehmend verschlossen oder sind bei Neubauten gar nicht erst vorhanden. „Viele Lager und Ställe müssten zumindest in der warmen Jahreshälfte nicht komplett verschlossen sein, eine Einflugluke reicht Rauchschwalben bereits aus. Außerdem gefährden sie unsere Gesundheit nicht und sind Vertilger lästiger Fliegen und Mücken“, erläutert der Vogelexperte.

 

Schwalben kann geholfen werden
Auch wenn Sie auf dem eigenen Grundstück bisher keine Schwalbennester haben, können Sie die geschickten Flieger trotzdem hervorragend unterstützen. Denn ohne ausreichendes Futter können Schwalben keine Jungen aufziehen. Ein naturnaher Garten ohne Gift bietet vielen Insekten einen Lebensraum. Die wiederum ernähren nicht nur die Schwalben, sondern auch zahlreiche andere Vogelarten. Wer Garten, Hof oder Wiese besitzt, kann außerdem zur Unterstützung des Nestbaus Lehmpfützen anlegen. Rauch- und Mehlschwalben formen aus Lehm, Ton oder schlammiger Erde mithilfe ihres Speichels kleine Kügelchen, aus denen sie neue Nester bauen oder alte Nester ausbessern. Schon im April bietet es sich an, die Lehmpfützen anzulegen und über den ganzen Sommer hinweg feucht zu halten.

 

Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ hofft der NABU Hessen auch in Zukunft dazu beizutragen, die Akzeptanz für Schwalben und ihre Nester in der Nähe des Menschen zu erhöhen sowie bestehende Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen. „Menschen, die sich für Schwalben engagieren und an ihren Häusern dulden, können sich jederzeit für die Auszeichnung mit einer Plakette und Urkunde ‚Schwalbenfreundliches Haus‘ bewerben, ganz gleich, ob es sich bei dem Gebäude um ein Wohnhaus, Hotel, Bauernhof oder Fabrikgebäude handelt“, lädt der Ornithologe Sommerhage Interessierte zur Teilnahme ein.

 

Hintergrund „Schwalbenplakette“
Wer den Schwalben in Hessen ebenfalls Unterschlupf gewährt und Interesse an der Auszeichnung hat, der kann sich beim NABU melden. Per E-Mail oder Post kann man sich mit einem ausgefüllten Antrag für die beliebte Plakette bewerben. Diesen kann man entweder im Internet unter www.NABU.de/schwalben herunterladen oder einfach beim NABU per Mail unter Schwalben@NABU.de anfordern.

 

Mehr Infos:

Alle Infos zur Aktion unter www.NABU.de/schwalben

 

Zum Vormerken: „Stunde der Gartenvögel“, NABU-Vogelzählaktion vom 13. bis 16. Mai 2021

Eine Stunde lang vom Fenster oder Balkon aus, auf der Terrasse, im Garten oder im Park die Vielfalt der Vogelwelt beobachten, die Vögel notieren und melden. Alle Infos online unter www.stunde-der-gartenvoegel.de.

 


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