Fahrgastzahlen mehr als verdoppelt – Jährlich über 340.000 Fahrgäste auf reaktivierter Strecke zwischen Korbach und Frankenberg unterwegs

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Die Reaktivierung der Bahnstrecke Korbach-Frankenberg ist eine Erfolgsgeschichte, denn mehr als 340.000 Fahrgäste nutzen jährlich das im September 2015 eingeweihte Stück der Regionalbahnlinie 42. Damit hat sich Zahl der Nutzerinnen und Nutzer seit dem Start mehr als verdoppelt. Bahnfahren gehört jetzt wieder zum Alltag. Davor war das 25 Jahre lang nicht möglich und zwischen den beiden Orten waren Busse unterwegs.

Entgegen aller Befürchtungen, Kritik und Erwartungen hat sich die Reaktivierung für die gesamte Region gelohnt. Rasch wuchsen die Fahrgastzahlen von 146.000 auf über 340.000 pro Jahr an. Besonders die Fertigstellung des Kreuzungsbahnhofs in Viermünden hat zum Anstieg der Fahrgastzahlen beigetragen. Seitdem sind die Züge nachmittags stündlich unterwegs und bieten eine attraktive Alternative zum PKW. Gut genutzte oder ausgelastete P&R-Parkplätze zeugen ebenfalls von vielen Fahrgästen, die vom PKW auf den Zug umsteigen.

Im Fokus stehen dabei nicht nur die täglichen Wege zur Arbeit, Schule und Ausbildung, sondern auch die Reisen zu den touristischen Zielen wie den Edersee, den Nationalpark Kellerwald oder in das Skigebiet Willingen, die seitdem mit der Bahn komfortabel zu erreichen sind – auch aus Nordrhein-Westfalen, Süd- und Mittelhessen.

Die Fahrzeit zwischen den beiden verknüpften Orten beträgt nur 38 Minuten. Die Bahnlinie RB42 bietet so täglich durchgehende Verbindungen zwischen Marburg (Lahn) und Brilon. Für eine komfortable Weiterfahrt hat der Nordhessische VerkehrsVerbund (NVV) auch die Fahrten der Busse rund um den Edersee auf das Bahnangebot abgestimmt.

Staatsminister Tarek Al-Wazir unterstreicht dabei die übergeordneten Effekte: “Das Land hat rund zwei Drittel der Gesamtkosten der Reaktivierung getragen, und das war gut angelegtes Geld. Der Nationalpark Kellerwald-Edersee wurde dank der reaktivierten Bahnstrecke endlich ein “Fahrtziel Natur” der Deutschen Bahn. Von der Strecke profitieren aber nicht nur Touristen, sondern auch Berufspendler. Sie ist ein Gewinn für die Region und ganz Hessen, und sie zeigt, welches Potenzial in stillgelegten Bahnstrecken schlummert. Die Landesregierung arbeitet weiter daran, den Schienenverkehr als klimafreundliche Alternative zum Individualverkehr zu stärken.”

Für Steffen Müller, Geschäftsführer des Nordhessischen VerkehrsVerbundes, ist der Erfolg der Reaktivierung ein wichtiges Signal für zukünftige Überlegungen:“ Das wird nicht die letzte reaktivierte Strecke in Nordhessen sein. Unser Interesse ist es auch in der Zukunft, einen attraktiven ÖPNV in Nordhessen anzubieten. Dazu gehört die Planung und Realisierung von neuen Busstrecken genauso wie neue Zugstrecken. Korbach – Frankenberg zeigt eindrucksvoll, dass die Menschen bereit sind umzusteigen, wenn Qualität und Angebot stimmen.“

Auch der Landrat des Landkreises Waldeck-Frankeberg und NVV-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Reinhard Kubat zieht eine positive Bilanz: „Unsere Erwartungen sind voll erfüllt worden! Wir haben eine Lebensader zurückbekommen. Die Qualität des Gesamtnetzes ist deutlich verbessert worden und wir können uns durch die Verknüpfung ins Ruhrgebiet und in das Rhein-Main-Gebiet touristisch weiterentwickeln. Gerade nach den erheblichen Einbrüchen durch Corona ist das ein wichtiger Aspekt für das Frankenberger Land, Waldeck und das Upland. Das wird uns auch helfen. “

„Für die Kurhessenbahn (KHB) war die Reaktivierung des Abschnitts zwischen Frankenberg und Korbach ein sehr wichtiger Meilenstein in ihrer gesamten Verkehrsentwicklung,“so Joachim Kuhn, Leiter der Kurhessenbahn. „Die Durchbindung der Strecke hat insbesondere zu signifikanten Reisendenzuwächsen auf den bis dahin als Stickstrecken betriebenen Abschnitten der Burgwaldbahn (Marburg – Frankenberg) und der Uplandbahn (Korbach-Brilon) geführt. Dadurch wurde ein sehr positiver Zuwachs an Reisenden im gesamten Nord-West-Hessen-Netz erzielt. Für die KHB führte der „Lückenschluss“ auch zu einer Effizienssteigerung ihres Netzes, dem Bau einer eigenen Werkstatt in Korbach und dem Einsatz redesignter Fahrzeuge, der allen Reisenden durch Qualitätssteigerungen und Fahrzeitverkürzungen zu Gute kommt. Unsere nächste wichtige Aufgabe wird dabei sein, die Strecke zwischen Marburg und Korbach weiter zu beschleunigen und damit den Kunden ein noch attraktiveres Angebot im SPNV zur Verfügung zu stellen.“

Nach nur 15-monatiger Bauzeit entstanden durch die Kurhessenbahn als Infrastrukturbetreiber der Strecke die vorgesehenen Bahnstationen in, Frankenberg-Goßberg, Vöhl-Ederbringhausen, -Schmittlotheim, -Herzhausen und -Thalitter mit den entsprechenden Anlagen wie Bike & Ride, Bus & Ride sowie Park & Ride. Mit dem Nationalparkbahnhof Herzhausen kam ein echtes Aushängeschild dazu, das im Herzen der Strecke liegt und als Mobilitätsknoten wahrgenommen wird.

In Frankenberg-Viermünden ist 2017 der neue Kreuzungsbahnhof in Betrieb gegangen, so dass die Verbindungen von und nach Dortmund und damit ins Ruhrgebiet weiter verbessert werden konnten. In den letzten fünf Jahren erhielt darüber hinaus der Bahnhof Korbach mit angegliedertem Busbahnhof (ZOB) ein völlig neues Gesicht, außerdem konnte die Station Korbach-Süd pünktlich zum Hessentag 2018 eingeweiht werden.

Nach ersten Zählungen 2015 waren auf der Linie pro Tag durchschnittlich 400 und zu Spitzenzeiten wie am Wochenende über 700 Fahrgäste unterwegs. Aber auch die durchschnittliche Besetzung von montags bis freitags mit über 400 Reisenden lag deutlich höher als der Prognosewert von 250, der als langfristiger Entwicklungshorizont der Fahrgastzahlen bei der Strecke angenommen wurde. Vor Corona waren auf der Strecke täglich ca. 950 Reisende in den Zügen der Kurhessenbahn zu finden.

Besonders attraktiv für die Fahrgäste sind weiterhin die Wochenenden mit rund 1200 Nutzerinnen und Nutzer pro Tag zwischen Korbach und Frankenberg. Damit wird auch deutlich, dass die Beliebtheit der Strecke besonders im touristischen Verkehr liegt. Ziel von KHB und NVV ist es daher, das Freizeitsegment als wichtigen Pfeiler der touristischen Entwicklung des Landkreises Waldeck-Frankenberg weiter mit Marketingmaßnahmen und Kooperationen mit den Partnern vor Ort auszubauen und gleichzeitig den Alltagsverkehr komfortabel und attraktiv zu gestalten.


Hintergrundinformation zur Strecke:

Auf Basis einer Betriebskonzeption des NVV ertüchtigte die Kurhessenbahn als Infrastrukturbetreiber die Strecke so, dass seit September 2015 von Marburg über Frankenberg und Korbach durchgehend Züge nach Brilon Wald /Stadt verkehren. Damit wurde die Lücke im Schienennetz zwischen Korbach und Frankenberg dauerhaft geschlossen. Der Landkreis Waldeck-Frankenberg erhält so eine Anbindung nach Mittel- und Südhessen sowie an den Hochsauerlandkreis und ins Ruhrgebiet. Darüber hinaus erschließt die neue Verbindung den nördlichen Kreisteil inklusive der Stadt Korbach, die hiermit einen Umsteigeknoten auch in Richtung Kassel erhält.

Weitere Details zur Strecke:

  • 30 km lange Strecke
  • Seit 1987 stillgelegt
  • Rückbau von Weichen in Schreufa, Ederbringhausen und Herzhausen, die nicht mehr benötigt werden
  • Erneuerung je eine Brücke zwischen Korbach-Süd und Vöhl-Dorfitter sowie in Vöhl-Thalitter
  • Instandsetzung weiterer Brücken entlang der Strecke
  • Sanierung des mehr als 100 Jahre alten kleinen Itter-Tunnels (93 Meter) und großen Itter-Tunnels (200 Meter)
  • Instandsetzung verschiedener Stützbauwerke und Durchlässe entlang der Strecke
  • Bau von neuen bzw. Modernisierung von fünf Haltepunkten inkl. Park&Ride- bzw. Bike&Ride-Anlagen incl. E-Bike-Ladestationen
  • Neue Buswendeschleifen in Herzhausen, Schmittlotheim und Ederbringhausen
  • Neubau von technischen Sicherungen an 9 Bahnübergängen
  • Erneuerung und Anpassung von Signalanlagen
  • Neubau von 5 Funkstandorten für Zugfunk
  • Schließung von zwei technisch nicht gesicherten Bahnübergängen
  • Gesamtkosten: 22,9 Mio. €. Davon trägt das Land Hessen rund zwei Dritteln mit einer Höhe von 16,7 Mio. EUR, der Landkreis 4,6 Mio. EUR, die Kurhessenbahn  1,5 Mio. EUR und der NVV 0,1 Mio. EUR der Herstellungskosten der Strecke, Stationen, Haltestellen und P+R- und B+R-Anlagen.

Fahrplaninformationen:

  • Die Bahnlinie RB42 bietet nun durchgehende Fahrten auf der Strecke Marburg (Lahn) – Frankenberg (Eder) – Vöhl-Herzhausen – Korbach Hbf – Brilon Wald (– Brilon Stadt/Bestwig).
  • Ab Brilon Wald bestehen Direktfahrten oder abgestimmte Anschlüsse von und nach Dortmund.
  • Die Linie RB42 fährt stündlich auf dem Abschnitt Marburg (Lahn) – Frankenberg (Eder), und zweistündlich auf dem Abschnitt Frankenberg (Eder) – Korbach – Brilon Wald und nachmittags ebenfalls stündlich zwischen Frankenberg und Brilon.
  • Die Fahrt zwischen Korbach und Frankenberg (Eder) dauert nur 38 Minuten. Unterwegs hält die Linie RB42 in Frankenberg-Goßberg, -Viermünden, Vöhl-Ederbringhausen, -Schmittlotheim, -Herzhausen, -Thalitter und Korbach Süd.
  • In Korbach besteht zur vollen Stunde Anschluss an die Bahnlinie R4 von und nach Kassel (Taktknoten).
  • In Marburg (Lahn) bestehen Bahnanschlüsse in Richtung Gießen und Frankfurt am Main.
  • In Brilon Wald bestehen Umsteigemöglichkeiten zu Zügen in und aus Richtung Dortmund.
  • Ab Vöhl-Herzhausen bietet die Buslinie 503 direkte Weiterfahrten entlang des Edersees in Richtung Waldeck und Sperrmauer sowie an Wochenenden zum NationalparkZentrum Kellerwald-Edersee.

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