Die zweite Halbzeit machte den Unterschied – MT schlägt TuSEM

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Mit einer deutlichen Leistungssteigerung nach der Pause wandelte die MT Melsungen beim 35:31 (14:15) über den TuSEM Essen einen verdienten Pausenrückstand in einen letztlich ebenso verdienten Sieg. Angetrieben vom überragenden Timo Kastening, der neun seiner zwölf Tore nach dem Seitenwechsel erzielte und gestützt auf einen starken Silvio Heinevetter im Tor zogen sich die Nordhessen selbst aus der Lethargie der ersten Hälfte. Dabei kehrte zeitweise sogar die Leichtigkeit zurück, die so lange vermisst wurde. Nicht unerwähnt bleiben darf die dennoch starke Vorstellung der Essener, die in Sebastian Bliss ebenfalls lange Zeit einen starken Torhüter stellten und bei denen Lucas Firnhaber achtmal erfolgreich war.

Timo Kastening Nr.73, im Hintergrund v.l. Lukas Becker und Tim Zechel Nr.96

In Bestbesetzung ging die MT ins Spiel, also auch wieder mit Kapitän Finn Lemke, der aber zunächst noch auf der Bank blieb und seinen gewohnten Part im Innenblock dem zuletzt stark aufspielenden Felix Danner überließ. Im Tor bekam Silvio Heinevetter den Vorzug gegenüber Nabojsa Simic und zeigte sich gleich bei der ersten Prüfung gegen Tim Zechel auf dem Posten. Beim ersten Siebenmeter gegen sein Team musste er nicht eingreifen, denn den setzte Felix Klingler nach eineinhalb Minuten glatt über die Latte. Weil auf der Gegenseite Julius Kühn an Sebastian Bliss scheiterte, war Lucas Firnhaber schließlich erster Torschütze der Begegnung (3.).

Überhaupt lief es im Angriff der Melsunger wieder einmal nicht nach Wunsch. Ein weiterer Fehlwurf, ein technischer Fehler und konsequente Essener, bei denen Firnhaber beim 0:3 schon zum zweiten Mal erfolgreich war. Erst danach zielte Julius Kühn genauer und verkürzte per Doppelpack innerhalb nicht einmal 30 Sekunden auf 2:3. Ohne allerdings Sicherheit ins Spiel zu bringen. Umgehend erhöhte Tim Zechel vom Kreis, vergab Timo Kastening einen Tempogegenstoß gegen Sebastian Bliss und traf Noah Beyer beim zweiten Strafwurf sicher: 2:5 nach neun Minuten.

An Felix Danners Zeitstrafe lag es nicht, dass gerade im Vorwärtsgang nur wenig ging. Eher daran, dass Sebastian Bliss im Essener Kasten seine gute Form der vergangenen Wochen eindrucksvoll bestätigte. Vier Paraden hatte er schon auf dem persönlichen Erfolgskonto, als Lukas Becher von Linksaußen auf 4:8 stellte (13.). Den nächsten Strich auf dem Statistikzettel holte er sich erneut gegen Kühn, bei der MT bedurfte es zweier schöner Einzelaktionen von Domagoj Pavlovic, der sein Team im Spiel hielt. Näher heran ging es nicht, weil auch Danner nicht an Bliss vorbei kam, Lukas Becher aber über die erste Welle traf: 6:10 (18.). Trainer Gudmundur Gudmundsson reagierte, brachte im Angriff Stefan Salger für Kai Häfner und Ole Pregler für Julius Kühn.

Das hatte naturgemäß längere Ballbesitzstrecken zur Folge, führte aber auch zu mehr Sicherheit. Schön anzusehen der Anschlusstreffer zum 10:11, den Domagoj Pavlovic nach schöner Vorarbeit von Pregler erzielte und Essen damit zur Auszeit zwang. Die fruchtete, weil Bliss nach der kurzen Verschnaufpause glänzend gegen Yves Kunkel parierte und Lukas Becher im Gegenstoß zum 10:13 vollendete. Bei der MT wechselten weiter Licht und Schatten. Bezeichnend: Kai Häfner machte erst das 11:13, spielte das Leder aber gleich in seiner nächsten Aktion der Essener Deckung in die Hände. Dafür jagte Julius Kühn das Spielgerät praktisch mit der Halbzeitsirene aus zwölf Metern zum 13:14 in den Winkel. Konstanz geht anders, aber immerhin waren die Gastgeber damit wieder dran.

Und hatten mit Ballbesitz zum Wiederbeginn gleich die Chance, alles wieder auf Ausgangsparameter zu setzen. Das erledigte prompt Timo Kastening mit einem raffinierten Dreher von Rechtsaußen, als bereits das passive Spiel drohte. Lucas Firnhaber hielt seine Farben noch einmal in Vorlage, dann drehten zwei Offensivfehler des TUSEM den Spielstand, aber noch nicht gänzlich die Partie. Erst waren Kunkel und Kastening zum 17:15 erfolgreich, dann entwickelte sich die Partie minutenlang zum direkten Duell zwischen Kastening und Firnhaber. Firnhaber machte dabei zum 18:18 seinen dritten Treffer nach der Pause und den siebten insgesamt. Kastening traf gleich dreimal hintereinander und mit seinem fünften nach der Pause, insgesamt schon sein achter, warf er die 20:18-Führung heraus (38.).

Den nächsten Siebenmeter überließ er Tobias Reichmann, während einer Firnhaber-Strafzeit erhöhte Yves Kunkel ins verlassene Essener Tor auf vier Tore. Das bis dahin schönste Kabinettstück gelang allerdings Domagoj Pavlovic, der ein Kempa-Anspiel von Kastening zum 23:19 nutzte (40.). Kurz darauf war der torhungrige Rechtsaußen wieder selbst erfolgreich: 25:20 (43.). Selbst eine Strafe gegen Julius Kühn konnte Melsungen nicht ausbremsen. Abgesehen vom dabei fällig werdenden Siebenmeter ging die Unterzahl durch ein Häfner-Tor sogar an die MT, Kühn traf unmittelbar nach Rückkehr aufs Feld und Kastening setzte seinen Zehnten hintendrauf: beim Stand von 28:21 nahm Gästecoach Jamal Naji bereits seine dritte und letzte Auszeit (47.).

Essen rappelte sich auf, Melsungen zeigte erste Unkonzentriertheiten. Lukas Becher war doppelt erfolgreich, Schlimmeres verhinderte Silvio Heinevetter, der nach dem Seitenwechsel das Fernduell mit den TUSEM-Keepern, bei denen zwischenzeitlich Lukas Diedrich den lange Zeit überragenden Sebastian Bliss abgelöst hatte, eindeutig für sich entschied. Trotzdem war es wieder Becher, der mit seinem Gegenstoß zum 29:25 eine Melsunger Auszeit initiierte (52.). Die Ballverluste vorn hatten sich gehäuft und das Rückzugsverhalten war nicht nach Gudmundsson’s Geschmack.

Auch danach kam die Souveränität der starken Phase nach dem Seitenwechsel nicht zurück. Im Gegenteil witterten die Westdeutschen wieder Morgenluft, als der gerade eben erst eingewechselte Arnar Freyr Arnarsson gleich wieder für zwei Minuten raus musste. Lucas Firnhaber brachte Essen mit dem 30:27 sogar wieder in Schlagdistanz (55.), ehe Kai Häfner den Doppelpack schnürte und beim 32:27 vier Minuten vor Ultimo den Deckel vorzeitig drauf machte. Den Rest der Spielzeit nutzte Timo Kastening, um sein Konto auf zwölf Tore hochzuschrauben und eine neue persönliche Saisonbestmarke zu setzen. Der Abschluss blieb jedoch Julius Kühn vorbehalten, der damit nur knapp den zweistelligen Score verpasste.

Stimmen zum Spiel

Gudmundur Gudmundsson: Das war heute nicht einfach, wie erwartet. Wir haben uns das Leben in der ersten Halbzeit schwer gemacht, aber Essen hat es auch gut gespielt, besonders vorne. Wir haben elf Fehlwürfe gehabt, manchmal nach nur ganz kurzen Angriffen. Und genau das war auch unser Problem. In der zweiten Hälfte haben wir es besser gemacht, da hatten wie insgesamt nur noch drei Fehlwürfe und die Quote war überragend. Die Mannschaft hat die zweite Halbzeit wirklich gut gespielt, vorne wie hinten. Man kann schon ein Sonderlob an Timo Kastening geben. Ich habe noch nicht so oft so etwas erlebt. Julius Kühn kam auch gut ins Spiel, wir hatten einen super Spielmacher mit Domagoj Pavlovic. Eigentlich kann ich die ganze Mannschaft heute alle positiv erwähnen.

Jamal Naji: Zuallererst Glückwunsch zum verdienten Sieg. Gerade in der zweiten Halbzeit war die MT das klar bessere Team. Die Niederlage fühlt sich auch höher an als minus vier. Gerade die Effektiv bei Melsungen war beeindruckend. Wir sind gut ins Spiel gekommen, hatten einen guten Torhüter, waren effektiv in unseren Abschlüssen. Gefühlt verlieren wir das Spiel in der zweiten Halbzeit dann aber gegen zwei Personen. Pavlovic bringt unseren Innenblock mit seinen Tempowechseln in große Probleme und was bei Kastening los war, das hat jeder gesehen. Das war eine Weltklasse-Leistung und die haben wir heute nicht verteidigt bekommen.

Statistik

MT Melsungen: Heinevetter (13 Paraden / 31 Gegentore), Simic (n. e.); Maric 1, Kühn 9, Lemke, Reichmann 1/1, Kunkel 3, Mikkelsen, Danner, Arnarsson, Allendorf, Pregler, Häfner 5, Salger, Kastening 12/1, Pavlovic 4 – Trainer Gudmundur Gudmundsson.

TUSEM Essen: Bliss (12 P. / 32 G.), Diedrich (1 P. / 3 G.); Beyer 4/2, Rozman, Durmaz, Homscheid, Becher 6, Ignatow, Müller 4, Firnhaber 8, Seidel, Morante 3, Klingler, Wolf, Ingenpass, Zechel 6 – Trainer Jamal Naji.

Schiedsrichter: Thomas Hörath (Zirndorf) / Timo Hofmann (Bamberg).

Zeitstrafen: 8 – 4 (Danner 10:16, Kühn 42:35, Arnarsson 52:20 55:56 – Firnhaber 37:52, Rozman 53:54).

Strafwürfe: 3/2 – 3/2 (Klingler über das Tor 1:27, Reichmann an den Pfosten 53:57).

Zuschauer: Ohne Zuschauer in der Rothenbach-Halle, Kassel.

Die nächsten Spiele:
SO, 18.04.21, 13:30 Uhr, SC Magdeburg – MT Melsungen GETEC Arena Magdeburg
DO, 22.04.21, 19:00 Uhr, MT Melsungen – THW Kiel, Rothenbach-Halle Kassel
SO, 25.04.21, 13:30 Uhr, MT Melsungen – SG Flensburg-Handewitt, Rothenbach-Halle Kassel


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