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Nicht nur in dunklen Höhlen können Schätze vermutet oder gar gefunden werden. Auch nicht in den Kellern und Gewölben von alten Burgen. Oder gar vergraben im Wald. Mitunter ist es viel simpler.
Dass gegen Ende des Krieges viele wertvolle Dinge verschwunden sind, ist bekannt. Gemälde, ganze Sammlungen und Gold wechselte die Besitzer oder verschwand auf nimmer Wiedersehen. Wie zum Beispiel das Bernsteinzimmer.
Daher sucht man bis heute nach Panzerzügen, die in Tunneln vergraben wurden (Polen), fragt sich was in Schloss Schwarzenberg im Keller einbetoniert wurde oder in nicht fertiggestellten Führerhauptquartieren versteckt wurde, wie zum Beispiel im Jonastal in Thüringen.
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Manches wurde aber erst im Laufe der Jahre wertvoll. Weil es selten war, einen Nimbus von was auch immer verströmte oder einfach nur imposant war und ist.
Und da Waffen schon immer eine gewisse Faszination ausübten, ist es nicht verwunderlich, dass gewisse Waffen sehr begehrt sind zu haben. Weil sie entweder selten oder wertvoll (geworden) sind. Und hier kommen dann auch durchaus Panzer ins Spiel.
Es gibt alte Panzer, an denen geht man vorbei. Erkennt sie gar nicht als solche. Wie der Panzerkampfwagen I (PzKw I) der einstigen Wehrmacht oder den BrenCarrier aus England. So lang wie ein alter VW Golf, schulterhoch und dem Aussehen eines schlechten Witzes. Fast so wie gewollt aber nicht gekonnt.
Anders dagegen dann die späteren Modelle des Krieges, wie ein T-34, von dem immerhin 35.000 Stück produziert wurden und der bis Mitte der 70er noch in den Arsenalen der Welt anzutreffen war.
Und alles irgendwie Eindruck macht, wird auch gesammelt. Von Museen sowieso und dann auch von betuchten Menschen in aller Welt. Und da gibt es dann auch Objekte von Panzern, die wie die Blaue Mauritius für Briefmarkensammler. Und unter Panzern sind das der deutsche PzKW V Panther (HIER) und die beiden schweren Tiger-Panzer. Wer eines dieser Modelle sein Eigen nennen darf, hat ein Millionenobjekt. Allein ein Panther bringt da je nach Zustand zwischen 4 und 11 Millionen, obwohl er ca. 6000x gebaut wurde und bis Ende der 50er noch in Frankreich verwendet wurde.
Ein Tiger I (HIER) mit ca. 1350 gebauten Exemplaren ist da schon wertvoller. Und ein Tiger II, der Königstiger (King Tiger) mit 437 Stück ist der Jackpot.
Und genau so ein Panzer liegt angeblich im Edersee tief im Schlamm begraben. Wer immer ihn findet, darf sich auf Finderruhm und ein paar Millionen freuen. Egal wie das alte Schlachtross aussieht.
Der Tiger II Königstiger (HIER) war ein 68-Tonnen-Monster. Er trug die berühmte 8,8cm-Flak-Kanone als leistungsgesteigerte Panzerkanone. Eine Waffe, die auf Entfernungen bis 2000m jeden alliierten Panzer ausschalten konnte. Dazu eine Panzerung die so dick war, dass Gegner mit ihrer Waffe bis auf 400m herankommen mussten, um eine Chance zu haben. Diese 1600 Meter Differenz waren dann das, was der Tiger II an Schlachtenruhm gewinnen konnte.
Leider war dieses Modell nicht schnell, auf gute Straßen angewiesen und technisch recht unverlässlich. Dazu war er riesig, was ihn zu leichten Zielen von Tieffliegern machte. Aber als Defensivwaffe war er ein Gegner, der den Alliierten den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Wo er vermutet wurde, da traute sich kein Gegner mehr auf das offene Feld. Es war schlicht Selbstmord.
Gegen Ende des Krieges war eine mit 21 solcher Panzer ausgestattet Panzerabteilung unter Hauptmann Johannes Bölter, einem Panzerass mit 139 (144?) Abschüssen, in Paderborn (Sennelager) aufgestellt worden. Die Panzer kamen gleich aus den Nibelungenwerken in Kassel und die Besatzungen zum Teil von der Schulbank. Letzteres ein Manko, aber gegen Kriegsende waren erfahrene Besatzungen eher selten. Neuverbände wurden um erfahrene Kader herum mit frischen Soldaten gebildet und nach (zu) kurzer Ausbildung an die Front geworfen.
Und so erging es auch der Panzerabteilung von Hauptmann Bölter.
Nach der Einkesselung der verteidigenden Truppen im Ruhrgebiet, schlossen die Alliierten die Zange im Bereich von Lippstadt. Praktisch vor der Nase der frisch ausgebildeten Truppen, die die Übergänge des Teutoburger Waldes ins Weserbergland verteidigen sollten. Hier sammelten sich die deutschen Resttruppen und bildeten eine neue Front; als letzte Bastion vor Berlin, das zu dieser Zeit schon von Osten bedroht wurde.
Aus Raum Iserlohn-Marsberg stießen amerikanische Kampfgruppen vor, um die wichtige Verbindung aus dem Münsterland heraus nach Kassel unter Kontrolle zu bekommen.
Andere Kampfgruppen stießen auf die Enge Hameln-Bielefeld entlang der A2 nach Hannover vor.
So kam es im Raum Frankenberg-Paderborn-Marsberg zu zahlreichen Gefechten, Hinterhalten und Gegenangriffen, deren Kern allesamt die schweren Panzer stellten. An ihnen zerschellten die US-Angriffsspitzen.
Zumindest so lange, wie die Königstiger Munition, Treibstoff und feste Straßen hatten. Und es nicht zu technischen Ausfällen kam, die nicht oder nicht schnell genug behoben werden konnten.
Viele dieser Giganten wurden, ähnlich wie in den Ardennen (Kampfgruppe Piper), von den Besatzungen aufgegeben und gesprengt.
Wo das nicht möglich war versuchte man den Panzer anders unbrauchbar zu machen. Und da bot sich für eine Besatzung der Edersee (HIER) an, der nach den Bombenangriffen auf die Staumauer (17.Mai 1943; HIER) praktisch trocken lag. Nur sein unteres Drittel war noch mit Wasser gefüllt.
So fuhr eine Besatzung ihren Panzer in das Edertal hinab, unter die Linie des alten Wasserstandes und fuhr den schweren Panzer ins Wasser und in den tiefen Schlammgrund des Edersees hinein. Dort versank der Panzer dann binnen Tagen langsam im Schlamm.
Einwohner wussten zu berichten, dass die Oberkante des Turmes noch lange zu sehen war, aber man hatte nach dem Krieg andere Probleme. Dann wurde die Staumauer repariert und der See wieder aufgestaut. Der Panzer versank unter zig Metern Wasser. Geriet in Vergessenheit. Doch sein Wert wuchs.
Inzwischen zog man in Polen, Russland und anderswo diverse Panzer aus Sümpfen, Flüssen und Seen. Fand so seltene und teure Modelle. Metalldetektoren spürten diese Panzer sicher auf.
Und so dauerte es nicht lange, bis Sammler und Schatzjäger anfingen die Kriegstagebücher der Verbände nach Verlusten und aufgegebenen und nun wertvollen Panzern zu durchforsten… Ähnlich wie die Schatzjäger der Meere, die nach versunkenen spanischen Schatzschiffen der Silberflotte suchen, suchen diese Experten nun nach Panzerwracks. Gern nach solchen, die nicht abgeschossen oder gesprengt wurden, sondern einfach ins Eis einbrachen und versanken. Bei Flussdurchquerungen untergingen oder sich in Sümpfen festgefahren hatten und mit den Jahren im Schlamm verschwanden.
Und so ist der Königstiger der neue Schatz im Edersee geworden. Seine genaue Position ist inzwischen unbekannt. Es gibt keine Bilder, die das Wrack in Relation zur Uferlinie zeigen. Dazu kommt, dass er wohl tief im Grundschlamm versunken und in den letzten 70 Jahren weiter zugeschwemmt worden ist. Und das in einer Wassertiefe von mehr als zwanzig Metern.
Dass unter solchen Umständen ein Zufallsfund durch Taucher aller Art unmöglich ist, ist klar. Daher kann der Schatz auch nur mit großem technischen Aufwand von der Wasseroberfläche aus geortet werden. Und dann bedarf es schweren Unterwasserbergungsgerätes, denn 68 Tonnen lassen sich nicht so einfach aus metertiefen Schlamm ziehen. Schon gar nicht den steilen Böschungshang des Edertals hinauf…
Daher bedarf es eines gewissen Kleingelds in der Portokasse.
Und dann gibt es da noch ein Problem. Wer immer den Panzer findet und rausholt darf sich mit dem Staat einigen. Denn eben dieser erhebt in solchen Fällen IMMER Anspruch auf den Bodenfund. Besonders, da es sich hier um ein Objekt handelt, das wenn auch uralt, dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegt. Mitunter sogar noch scharfe Munition an Bord hat.
Und so schlummert der Königstiger wohl noch ein paar Jahre weiter in seinem nassen Grab. Lange vergessen aber nun im Fokus derer, die ihn gern hätten. Angespornt von der Tatsache, dass es nur noch zwei fahrbereite Exponate und eine Handvoll Museumsstücke weltweit gibt. Der heilige Gral einer jeden Panzersammlung…
Nach der Niederlage vor Paderborn zogen sich die restlichen Königstiger unter Hauptmann Bölter hinhaltend kämpfend bis in den Harz zurück, wo die letzten im Raum Blankenburg liegenblieben oder abgeschossen wurden.
Hauptmann Bölter selbst schlug sich zu seiner Familie im Raum Erfurt durch und führte sie 1950 dann über den Harz nach Westen. Überlebte den Krieg und den Anfang der DDR, in der er aufgrund seiner hohen Auszeichnungen (u.a. Ritterkreuz mit Eichenlaub) Repressalien zu erdulden hatte.
Er kehrte nach Mülheim an der Ruhr, seiner Geburtsstadt zurück, wo er 1987 starb.
Der Königstiger der schweren Ausbildungspanzerabteilung 500 ruht nun wohl noch ein paar Jahre weiter im See. Nicht mehr vergessen, wohl aber schwer zu erreichen.
Anm. d. Red.: Wir möchten darauf hinweisen, dass der Edersee nicht das idealste Tauchrevier darstellt und Tiefen von zwanzig Metern nicht für Amateure geeignet sind hier mit was auch immer zu suchen.
Jährlich sterben Wassersportler aller Art am Edersee und auch in Trockenzeiten sinkt der Wasserspiegel niemals auf das Niveau von 1944, als die Staumauer noch ein riesiges Loch aufwies.
Auch warnen wir davor in dann sichtbaren Schlammfeldern herum zu waten, da man hier wie im Moor versinken kann.
Auch noch Geschichte:
SMS Scharnhorst wiedergefunden (nordhessen-journal.de)
105 Jahre Versenkung SMS Cöln – eine Tragödie zur See 1914 (nordhessen-journal.de)
Der deutsche Flugzeugträger GRAF ZEPPELIN (nordhessen-journal.de)
Die McDonnell XF-85 Goblin: ein Jäger startet vom Bomber aus (nordhessen-journal.de)
Vor 450 Jahren: die Seeschlacht von Lepanto (nordhessen-journal.de)
Der Mann, der den Dritten Weltkrieg verhinderte
Die Annunaki – Ausserirdische durch Inzucht und Inzest ausgestorben (nordhessen-journal.de)
Die Arbeitersklaven der Annunaki wurden ausgelöscht –zweimal! (nordhessen-journal.de)
17. Juni 1953 – vergessen, weil unerwünscht? (nordhessen-journal.de)
Die Wikinger waren vor exakt 1000 Jahren schon in Amerika (nordhessen-journal.de)
20 Jahre 9/11: Sprecher für die Toten (nordhessen-journal.de)
„Allen voran!“ – Die SMS SEYDLITZ: eine deutsche Schlachtschifflegende (nordhessen-journal.de)
Festungen: Leid und Elend für die Sicherheit (nordhessen-journal.de)
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