Am Sonntag ist die 15. Ausgabe der weltweit bedeutendsten Ausstellung für moderne Kunst, die documenta in Kassel, zu Ende gegangen. Nach 100 Tagen „documenta fifteen“ zieht Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle ein gemischtes Fazit.
„Der besondere Zauber einer jeden documenta, der auch diesen Sommer wieder für ein besonderes Flair und eine internationale Atmosphäre in unserer Stadt gesorgt hat, wurde diesmal leider getrübt.“
Fachpresse und Besucher begeisterten sich an vielfältigen Kunstwerken und Ideen zu Nachhaltigkeit und sozialem Miteinander. Das Bild der Reisscheune „Lumbung“ durch das indonesische Kuratorenkollektiv ruangrupa lieferte wichtige Inspirationen und regte zum Nachdenken über das globale System an, sagte Geselle. Viele inhaltlich spannende Netzwerke mit lokalen Akteuren seien von internationalen Künstlerkollektiven geknüpft worden und werden weit über das Ende der Ausstellung nachwirken. Wichtige Fragen und Probleme unserer Zeit wurden von den gut 1500 beteiligten Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt mit Schwerpunkt auf postkoloniale Staaten angesprochen.
Am letzten Ausstellungstag der documenta fifteen richtete Geselle seinen Dank an die vielen hunderttausend Gäste, die mit ihrem Besuch die Bedeutung der documenta unterstrichen und der Stadt ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben. Mitarbeitende und Beteiligte, die an dieser documenta fifteen vor und hinter den Kulissen mitwirkten, hätten Großartiges geleistet. Dies gelte dies auch für Sicherheitsbehörden und Rettungskräfte. „Wir dürfen nicht vergessen, dass der Löwenanteil der Planungen in der Hochphase der Corona-Pandemie geleistet werden musste – ohne zu wissen, ob wir die Ausstellungsorte wie gewohnt für Besucherinnen und Besucher öffnen können“, erinnerte Geselle an die besonderen Herausforderungen schon bei der Organisation.
Antisemitismus-Debatte erschütterte Ausstellung
Überschattet wurde die erstmals von einem Künstlerkollektiv kuratierte Weltkunstausstellung durch eine anhaltende Antisemitismus-Debatte: Einzelne Kunstwerke verletzten durch mangelnde Einordnung Gefühle, verhinderten Dialog und verhärteten Fronten. Mitunter scharf geführte Diskussionen kosteten vielen Beteiligten eine Menge Kraft, sagte der Oberbürgermeister rückblickend.
Ruangrupa als künstlerische Leitung der documenta fifteen müsse sich vorwerfen lassen, ihrer kuratorischen Verantwortung in dieser Debatte nicht nachgekommen zu sein und einen offenen Dialog mit Kritikern gescheut zu haben, sagte Kassels Oberbürgermeister. Für die beispielsweise ausgesetzte Gesprächsreihe „We need to talk“ müsse dringend eine neue Basis geschaffen werden, erklärte Geselle. „Ziel muss sein, eine kulturpolitische Debatte einzuleiten und Gespräche wiederaufzunehmen. Es gilt, auf Augenhöhe zu diskutieren und dabei wieder Maß und Mitte zu finden.“
Zudem haben die Kuratoren die Möglichkeit einer Kontextualisierung umstrittener Werke zu leichtfertig abgetan. Geselle: „Das hat mich enttäuscht.“ Eine von den documenta-Gesellschaftern einberufene fachwissenschaftliche Begleitung hatte dies nachdrücklich empfohlen. Geselle bekräftigte seine Haltung zur Freiheit der Kunst als wichtigem Grundrecht: „Politik darf nie inhaltlich eingreifen. Das wäre eine Zäsur – und damit wäre auch die von Arnold Bode entwickelte Idee einer documenta gescheitert. Das darf nie passieren.“
Gleichzeitig bedauerte Geselle, dass viele Bilder und Schlagzeilen, die über die documenta und Kassel gezeichnet wurden, negativ haften blieben. Einige Medienberichte und Äußerungen seien leider völlig überzogen gewesen. Geselle: „Ich hätte mir gewünscht, dass man sich vor Ort selbst ein Bild gemacht hätte, statt aus der Ferne zu urteilen.“
Kassel auch in fünf Jahren Gastgeber der documenta
Abschließend bedankte sich der Oberbürgermeister auch bei Dr. Sabine Schormann für ihren Einsatz. Die Generaldirektorin hatte die Leitung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH im November 2018 übernommen. An ihre Stelle war nach 30 Ausstellungstagen der documenta-erfahrene Kulturmanager Dr. Alexander Farenholtz als Interims-Geschäftsführer getreten. „Man kann Alexander Farenholtz nicht genug danken für sein Engagement. Diese Aufgabe anzunehmen, war in dieser Situation alles andere als leicht“, sagt Christian Geselle.
Oberbürgermeister Geselle betonte die feste Bindung von documenta und Stadt Kassel. „Versuche, hier einen Keil zwischenzutreiben, werde ich nicht dulden. Die documenta gehört zu Kassel – gestern, heute und in Zukunft. Auch zur documenta 16 vom 12. Juni bis zum 19. September 2027 wird Kassel wieder ein guter Gastgeber sein.“
https://i0.wp.com/nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2022/09/251047P.jpg?fit=800%2C533&ssl=1533800NH-Jhttps://nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2023/02/Nordhessenjournal.jpgNH-J2022-09-26 08:00:392022-09-26 06:10:3515. Ausgabe der Weltkunstausstellung endet – Kassel freut sich auf die documenta 16 im Jahr 2027
Der Aufsichtsrat und die Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, das Land Hessen und die Stadt Kassel, danken der Fachwissenschaftlichen Begleitung, die die Gesellschafter der documenta zur Aufarbeitung antisemitischer Vorkommnisse auf der documenta fifteen eingesetzt haben, für ihre erste Analyse und die bis hierhin geleistete Arbeit. Die Gesellschafter schließen sich dem Votum der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an, wonach die Tokyo Reels des Kollektivs Subversive Films nicht mehr gezeigt werden sollen, mindestens bis eine angemessene Kontextualisierung vorgenommen wurde. Die aktuelle Kommentierung der Filme ist dazu nicht geeignet, da sie die teils antisemitischen und terroristische Gewalt verherrlichenden Propagandafilme gerade nicht historisch einordnet.
Die Freiheit der Kunst ist ein hohes Gut und die exklusive künstlerische Verantwortung der documenta fifteen liegt bei ruangrupa. Die Kuratorinnen und Kuratoren weigern sich jedoch, die damit verbundene Verantwortung wahrzunehmen oder in eine selbstkritische Reflexion der Ereignisse zu gehen. Sie werfen im Gegenteil dem wissenschaftlich breit aufgestellten und renommierten Fachwissenschaftlichen Gremium mit seiner interdisziplinären Expertise Rassismus und Unwissenschaftlichkeit vor. Diese Vorwürfe weisen wir auf das Schärfste zurück.
Wir bedauern und kritisieren, dass die Künstlerische Leitung entgegen der Beratung durch die Fachwissenschaftliche Begleitung und dringliche Empfehlung durch die Gesellschafter auf die Fortsetzung der Vorführung der Tokyo Reels des Kollektivs Subversive Films besteht, ohne dass eine kritische Einordnung der antisemitischen und gewaltverherrlichenden Inhalte erfolgt. Der Aufsichtsrat und die Gesellschafter betrachten es als notwendig, dass den Besucherinnen und Besuchern der documenta eine solche Einordnung zur Verfügung gestellt wird. Wir bitten deshalb die Künstlerische Leitung, die einhellige Einschätzung der Fachwissenschaftlichen Begleitung in der Ausstellung ergänzend zur eigenen Kontextualisierung sichtbar zu machen. Alternativ behalten sich die Gesellschafter vor, diese Informationen außerhalb der Ausstellungsräume im Öffentlichen Raum am Zugang zu den Vorführungsorten für die Besucherinnen und Besucher zur Verfügung zu stellen.
https://i0.wp.com/nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2021/02/documenta-1.jpg?fit=800%2C533&ssl=1533800NH-Jhttps://nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2023/02/Nordhessenjournal.jpgNH-J2022-09-17 14:00:532022-09-16 20:57:43Gemeinsame Erklärung des Aufsichtsrates und der Gesellschafter der documenta und Museum Fridericianum gGmbH
Am Samstag, den 6. August 2022 hat die documenta fifteen die Hälfte ihrer 100 Tage Laufzeit erreicht. Bis zum 50. Tag haben über 410.000 Besucher*innen die documenta fifteen an 32 Ausstellungsorten besucht und Werke von mehr als 1.500 Künstler*innen erlebt. Damit verzeichnet die documenta fifteen in der Zwischenbilanz trotz Corona-Pandemie annähernd die Zahlen der bisher besucher*innenstärksten Ausgabe: Die documenta 14 besuchten während der ersten Hälfte der Laufzeit in Kassel 445.000 Menschen.
Bei sogenannten School Walks und School Workshops konnten bei der documenta fifteen bereits mehr als 25.000 Schüler*innen im Klassenverband angesprochen werden (zur Halbzeit waren es bei der documenta 14 20.000 Schüler*innen).
¬ Am Samstag, den 6. August 2022 hat die documenta fifteen die Hälfte ihrer 100 Tage Laufzeit erreicht. Bis zum 50. Tag haben über 410.000 Besucher*innen die documenta fifteen an 32 Ausstellungsorten besucht und Werke von mehr als 1.500 Künstler*innen erlebt. Damit verzeichnet die documenta fifteen in der Zwischenbilanz trotz Corona-Pandemie annähernd die Zahlen der bisher besucher*innenstärksten Ausgabe: Die documenta 14 besuchten während der ersten Hälfte der Laufzeit in Kassel 445.000 Menschen. Bei sogenannten School Walks und School Workshops konnten bei der documenta fifteen bereits mehr als 25.000 Schüler*innen im Klassenverband angesprochen werden (zur Halbzeit waren es bei der documenta 14 20.000 Schüler*innen). Besonders intensiv begleiteten zudem über 14.600 Inhaber*innen der Dauerkarte die Aktivitäten der documenta fifteen. Angelehnt an lumbung-Werte wie Großzügigkeit und Solidarität bietet die documenta fifteen erstmals in der documenta Geschichte das Soli-Ticket an, das möglichst vielen Menschen Zugang zur Ausstellung ermöglichen soll: Indem man es zum regulären Ticketpreis erwirbt, verschafft man einer weiteren Person kostenlosen Zugang zur Ausstellung. Das Soli-Ticket wurde bereits über 3.000 Mal gekauft und sehr gut angenommen. An Angeboten aus der Sparte Walks and Stories – wie die geführten Rundgänge der Kunstvermittler*innen sobat-sobat genannt werden – nahmen bisher rund 36.000 Besucher*innen teil. Das sind fast 20.000 weniger als bei der documenta 14, bei der es zur Halbzeit bereits 54.000 waren. Aus Sicht der documenta und Museum Fridericianum gGmbH ist dieser Rückgang vermutlich hauptsächlich auf die coronabedingten Auswirkungen auf den Geschäfts- und Gruppenreisemarkt zurückzuführen. Das Verhältnis der Besuche aus Deutschland zu denen aus dem Ausland scheint nach ersten Zwischenergebnissen der Besucher*innenbefragung mit circa 70 zu 30 ungefähr dem Ergebnis der documenta 14 mit 65 zu 35 zu entsprechen. Die besucher*innenstärksten Tage der documenta fifteen waren die Samstage, gefolgt von Freitagen. Auch Dienstage waren besser besucht als andere Wochentage. Die am meisten frequentierten Ausstellungsorte waren das Fridericianum, die documenta Halle, das Hallenbad Ost und das Hübner-Areal. Veranstaltungen und Aktivierungen sind fester Bestandteil der documenta fifteen. Im Rahmen des lumbung und ruruHaus -Programms fanden während der Laufzeit bereits über 830 Veranstaltungen der beteiligten Künstler*innen und ihrer Kooperationspartner*innen statt. Das besonders dichte, auf drei Wochenenden der Laufzeit konzentrierte Meydan-Programm fand seinen erfolgreichen Auftakt vom 8. bis 10. Juli 2022 im Kasseler Stadtzentrum. Meydan #2 findet am kommenden Wochenende vom 12. bis 14. August 2022 in Kooperation mit dem Kulturzentrum Schlachthof statt und präsentiert neben einer Reihe von Konzerten und Veranstaltungen auch das Filmprogramm GDR International im Gloria-Kino. Die Künstlerische Leitung ruangrupa sowie das Künstlerische Team freuen sich, dass sie mit der gemeinschaftsorientierten documenta fifteen bereits so viele Menschen involvieren konnten: Sie verstehen Kassel und die documenta fifteen als eine wichtige Station aller Beteiligten auf deren gemeinsamer lumbung-Reise: „Die lumbung-Community hat bereits vor der Eröffnung begonnen, sich im ruruHaus mit Kassels Stadtgesellschaft und deren Vielzahl unterschiedlicher Gemeinschaften, aber auch mit den Ekosistemen der Künstler*innen an anderen Orten zu verbinden. Wir wünschen uns, dass die documenta fifteen bis zum 25. September ihren Lauf nehmen kann und all die Aktivitäten, die wir – ruangrupa, das Künstlerische Team, Künstler*innen und Kooperationspartner*innen – mit den involvierten Ekosistemen dafür geplant haben. Wir möchten gemeinsam Impulse geben, die nachhaltige Veränderungen im Denken und Handeln für alle Gäste und Beteiligte auch über die 100 Tage hinaus schaffen können. Daran arbeiten auch die Arbeitsgruppen, wie zum Beispiel lumbung Gallery, lumbung Kios, lumbung.space und lumbung Radio intensiv. Wir möchten schon jetzt allen Besucher*innen, Künstler*innen, dem Team, den Unterstützer*innen und Partner*innen unsere größte Wertschätzung und Dankbarkeit aussprechen.“ Um die documenta fifteen als Ort des gegenseitigen Lernens und Verstehens zu stärken, fügt die Künstlerische Leitung mehreren Arbeiten in der Ausstellung derzeit Kontextualisierungen in verschiedenen Formaten bei. Dieser Prozess ist bereits initiiert und wird sukzessive fortgeführt. Zudem wird die angestrebte Zweisprachigkeit (Englisch / Deutsch) in der Ausstellung verstärkt weiterverfolgt, indem weitere Label- und Wandtexte auf Deutsch ergänzt werden, um die Zugänglichkeit der Beiträge zu erhöhen.
Besonders intensiv begleiteten zudem über 14.600 Inhaber*innen der Dauerkarte die Aktivitäten der documenta fifteen.
Angelehnt an lumbung-Werte wie Großzügigkeit und Solidarität bietet die documenta fifteen erstmals in der documenta Geschichte das Soli-Ticket an, das möglichst vielen Menschen Zugang zur Ausstellung ermöglichen soll: Indem man es zum regulären Ticketpreis erwirbt, verschafft man einer weiteren Person kostenlosen Zugang zur Ausstellung. Das Soli-Ticket wurde bereits über 3.000 Mal gekauft und sehr gut angenommen.
An Angeboten aus der Sparte Walks and Stories – wie die geführten Rundgänge der Kunstvermittler*innen sobat-sobat genannt werden – nahmen bisher rund 36.000 Besucher*innen teil. Das sind fast 20.000 weniger als bei der documenta 14, bei der es zur Halbzeit bereits 54.000 waren. Aus Sicht der documenta und Museum Fridericianum gGmbH ist dieser Rückgang vermutlich hauptsächlich auf die coronabedingten Auswirkungen auf den Geschäfts- und Gruppenreisemarkt zurückzuführen.
Das Verhältnis der Besuche aus Deutschland zu denen aus dem Ausland scheint nach ersten Zwischenergebnissen der Besucher*innenbefragung mit circa 70 zu 30 ungefähr dem Ergebnis der documenta 14 mit 65 zu 35 zu entsprechen.
Die besucher*innenstärksten Tage der documenta fifteen waren die Samstage, gefolgt von Freitagen. Auch Dienstage waren besser besucht als andere Wochentage. Die am meisten frequentierten Ausstellungsorte waren das Fridericianum, die documenta Halle, das Hallenbad Ost und das Hübner-Areal.
Veranstaltungen und Aktivierungen sind fester Bestandteil der documenta fifteen. Im Rahmen des lumbung und ruruHaus -Programms fanden während der Laufzeit bereits über 830 Veranstaltungen der beteiligten Künstler*innen und ihrer Kooperationspartner*innen statt. Das besonders dichte, auf drei Wochenenden der Laufzeit konzentrierte Meydan-Programm fand seinen erfolgreichen Auftakt vom 8. bis 10. Juli 2022 im Kasseler Stadtzentrum. Meydan #2 findet am kommenden Wochenende vom 12. bis 14. August 2022 in Kooperation mit dem Kulturzentrum Schlachthof statt und präsentiert neben einer Reihe von Konzerten und Veranstaltungen auch das Filmprogramm GDR International im Gloria-Kino.
Die Künstlerische Leitung ruangrupa sowie das Künstlerische Team freuen sich, dass sie mit der gemeinschaftsorientierten documenta fifteen bereits so viele Menschen involvieren konnten: Sie verstehen Kassel und die documenta fifteen als eine wichtige Station aller Beteiligten auf deren gemeinsamer lumbung-Reise: „Die lumbung-Community hat bereits vor der Eröffnung begonnen, sich im ruruHaus mit Kassels Stadtgesellschaft und deren Vielzahl unterschiedlicher Gemeinschaften, aber auch mit den Ekosistemen der Künstler*innen an anderen Orten zu verbinden. Wir wünschen uns, dass die documenta fifteen bis zum 25. September ihren Lauf nehmen kann und all die Aktivitäten, die wir – ruangrupa, das Künstlerische Team, Künstler*innen und Kooperationspartner*innen – mit den involvierten Ekosistemen dafür geplant haben. Wir möchten gemeinsam Impulse geben, die nachhaltige Veränderungen im Denken und Handeln für alle Gäste und Beteiligte auch über die 100 Tage hinaus schaffen können. Daran arbeiten auch die Arbeitsgruppen, wie zum Beispiel lumbung Gallery, lumbung Kios, lumbung.space und lumbung Radio intensiv. Wir möchten schon jetzt allen Besucher*innen, Künstler*innen, dem Team, den Unterstützer*innen und Partner*innen unsere größte Wertschätzung und Dankbarkeit aussprechen.“
Um die documenta fifteen als Ort des gegenseitigen Lernens und Verstehens zu stärken, fügt die Künstlerische Leitung mehreren Arbeiten in der Ausstellung derzeit Kontextualisierungen in verschiedenen Formaten bei. Dieser Prozess ist bereits initiiert und wird sukzessive fortgeführt.
Zudem wird die angestrebte Zweisprachigkeit (Englisch / Deutsch) in der Ausstellung verstärkt weiterverfolgt, indem weitere Label- und Wandtexte auf Deutsch ergänzt werden, um die Zugänglichkeit der Beiträge zu erhöhen.
https://i0.wp.com/nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2022/08/Baan-Noorg-Collaborative-Arts-and-Culture.jpg?fit=800%2C533&ssl=1533800NH-Jhttps://nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2023/02/Nordhessenjournal.jpgNH-J2022-08-09 08:30:442022-08-09 06:02:00documenta fifteen zur Halbzeit mit sehr guten Besuchszahlen – Plus bei Schüler*innen und Dauerkarteninhaber*innen, Rückgang bei Gruppenbuchungen
Die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Frau Dr. Sabine Schormann, erklärt:
In den vergangenen Wochen hat es in der Öffentlichkeit anhaltende Kritik am Umgang der documenta mit den erhobenen Antisemitismus-Vorwürfen gegeben; insbesondere wurde behauptet, wir hätten zu wenig Maßnahmen eingeleitet.
Wir haben uns darauf konzentriert im Sinne der documenta fifteen, aufzuklären und zu handeln. Dies geht nur gemeinsam mit der Künstlerischen Leitung und den Künstler*innen. Dabei ist die Rollenverteilung zu berücksichtigen: Die Künstlerische Leitung ist für alle künstlerischen Inhalte und Umsetzungen verantwortlich, die Geschäftsführung für den organisatorischen und finanziellen Rahmen.
AUFHÄNGUNG DES BANNERS PEOPLE’S JUSTICE UND NACHFOLGENDE HANDLUNGEN DER DOCUMENTA
Es ist ungeheuer schmerzlich – und ich möchte nochmals mein tiefstes Bedauern darüber ausdrücken – dass das Banner People‘s Justice von Taring Padi mit antisemitischen Bildmotiven überhaupt installiert wurde. Dies hat auch mich zutiefst erschüttert. Die mehrfachen internen und öffentlichen Erläuterungen, wie es dazu kommen konnte, sowie die aufrichtigen Entschuldigungen von ruangrupa und Taring Padi waren daher äußerst wichtig.
Nach Bekanntwerden der antisemitischen Bildmotive auf dem Taring Padi Banner, habe ich umgehend gehandelt und in Abstimmung mit der Künstlerischen Leitung und Mitgliedern von Taring Padi entschieden, das Banner sofort abzudecken. Eine Entfernung des Werks aus der Ausstellung gegen den Willen der Künstlerischen Leitung und der Künstler*innen wäre als Ultima Ratio ein erheblicher Eingriff in die Künstlerische Freiheit gewesen. Daher war eine sofortige Rücksprache mit dem Aufsichtsrat notwendig, der seine Rückendeckung gegeben hat, auch für den Fall, dass Teile der Künstlerschaft wegen Zensurvorwürfen die Ausstellung verlassen hätten, wie es damals schon im Raum stand. ruangrupa und Taring Padi jedoch haben die Deinstallation des Banners mitgetragen. Sie haben Verantwortung übernommen.
Da es nach diesem Vorfall nicht ausgeschlossen schien, dass es möglicherweise mehr Fehleinschätzungen oder im Prozess unerkannte Fälle von nicht tragbaren Inhalten geben könnte, habe ich weitere Schritte eingeleitet. Ziel war und ist es – koordiniert durch das documenta archiv – in Zusammenarbeit und im Rahmen der Verantwortung der Kurator*innen und Künstler*innen zu prüfen, ob weitere antisemitische Inhalte vorhanden sind und neue auszuschließen, da sich die Schau konzeptgemäß aktiv verändert und Aktivierungen stattfinden.
Um bestmöglich zu unterstützen, wurde und wird durch das documenta archiv ein Netzwerk aus externem Berater*innen aus unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen aufgebaut, das den Kurator*innen und Künstler*innen zur Seite steht. Darunter finden sich renommierte Fachwissenschaftlerinnen, die ihre Arbeit wie in der Wissenschaft üblich primär außerhalb der Öffentlichkeit ausführen. Begleitend dazu werden Ergebnisse und vertiefende Fragestellungen in weiteren Podien diskutiert.
Im Sinne der Gesamtaufstellung der documenta fifteen, die Ade Darmawan von ruangrupa im Kulturausschuss des Deutschen Bundestages detailliert erläutert hat, ist das Verfahren kooperativ angelegt: Die Kurator*innen sind aufgefordert, Expertise aus diesem Beratungsnetzwerk hinzuziehen, wenn sie selbst nicht abschließend bewerten können, ob ein für die Ausstellung gedachtes Werk eine Bildsprache verwendet, die antisemitisch ist. Dieses kooperative Verfahren wurde den angefragten Expert*innen klar kommuniziert, genauso wie die Arbeitsweise.
Für die bisher öffentlich in den Fokus geratenen Werke hat bereits eine Sichtung mithilfe der Kunsthistoriker*innen des documenta archivs und Fachexpertise aus dem Netzwerk stattgefunden. Strafrechtliche Stellungnahmen anerkannter Expert*innen, auch zu „People’s Justice“, liegen bereits vor oder sind beauftragt. Im Rahmen der üblichen juristischen Vorsicht kommen sie zu dem Schluss, dass keine Strafbarkeit gegeben ist. Der Befund ist, dass man über die Werke zwar streiten kann, aber keine weitergehenden Maßnahmen notwendig sind, die über eine begleitende Vermittlung hinausgehen.
Der Dialog mit der Öffentlichkeit wurde am 29. Juni 2022 mit der Podiumsdiskussion zu Antisemitismus in der Kunst weitergeführt, der eine Reihe vertiefender öffentlicher Gespräche folgen werden. Darüber hinaus werden gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Akteuren Begegnungs- und Informationsmöglichkeiten an zentraler Stelle etabliert, an dem Besucher*innen, aber auch Künstler*innen in einen Dialog zu Fragen des Antisemitismus und Rassismus kommen können. Weitere Kooperationsprojekte sind in Arbeit.
BLICK ZURÜCK: ANTISEMITISMUS-VORWÜRFE SEIT JANUAR 2022
Seit dem 10. Januar 2022 standen – ausgehend von einem Blog-Beitrag zunächst pauschale – Antisemitismus-Vorwürfe gegen die documenta fifteen und die Künstlerische Leitung ruangrupa im Raum: Einzelne Beteiligte standen aufgrund ihrer Herkunft oder (vermeintlichen) BDS-Nähe im Fokus. Verschiedene Vorwürfe wurden in der folgenden medialen Debatte zum Teil unhinterfragt aufgegriffen und hoben das Thema in die Feuilletons und (kultur-)politischen Debatten.
Die Geschäftsführung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH hat daraufhin im Januar 2022 umgehend folgende Schritte eingeleitet:
Es gab eine Vielzahl von Gesprächen mit ruangrupa und Künstler*innen zur Aufklärung und zur Auseinandersetzung mit den Vorwürfen analog zur von Ade Darmawan beschriebenen, künstlerischen Arbeitsweise der documenta fifteen. Diese knüpften an die bereits bestehende Beschäftigung der Künstlerischen Leitung mit der Geschichte Kassels und Deutschlands an.
Auf kommunikativer Ebene folgten mehrere Gegendarstellungen und Erklärungen aller Beteiligten.
In den Gesprächen im Januar empfahlen Bund (BKM) und Land (HMWK) zusätzlich, externe Expertise einzuholen. Dafür wurde kein feststehendes, beim Aufsichtsrat angesiedeltes Gremium, sondern ein fünfköpfiges Berater*innen-Team zur Unterstützung der Künstlerischen Leitung und der Künstler*innen sowie der gGmbH eingesetzt. Die Koordination übernahm auf Empfehlung unter anderem des BKM und in Abstimmung mit dem Künstlerischen Team die Autorin und Kuratorin Emily Dische-Becker. Die Aufgaben: umfassende Beratung zu (auch medialen) Fragen mit Bezug zu Antisemitismus und dem israelisch-palästinensischen Verhältnis sowie umfassende Unterstützung bei der Planung, Durchführung und Organisation der geplanten Expert*innen-Foren. Die restlichen Mitglieder des Teams, u. a. Herr Dr. Anselm Franke (damals Leiter des Bereichs Bildende Kunst und Film, Haus der Kulturen der Welt, ab 1. August 2022 Professor für Curatorial Studies an der Zürcher Hochschule der Künste) und Herrn Dr. Ofer Waldmann (Autor, Redner und Berater zu deutsch- bzw. europäisch-israelischen Fragestellungen) wurden von Frau Dische-Becker aufgestellt. Dazu kam eine medienrechtliche Begleitung.
Im weiteren Verlauf gab es fortgesetzte Gespräche mit verschiedenen Beteiligten, u. a. mit dem Aufsichtsrat und der Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Im Austausch mit Frau Roth haben Mitglieder von ruangrupa sowie Künstler*innen umfangreich zu ihrer Arbeit berichtet.
Die Empfehlung von BKM, KSB und HMWK, in den weiteren Dialog zu gehen, wurde gleichfalls aufgegriffen. Hierzu hat die Künstlerische Leitung unter dem Titel We need to talk Expert*innenforen vorbereitet, die multiperspektivisch angelegt und durch Fachvertreter*innen, nicht durch institutionelle Repräsentant*innen besetzt sein sollten. Dazu gehörten auch Professor Meron Mendel und Hito Steyerl, die sehr früh in die Entwicklung der Reihe einbezogen waren. Zur Besetzung der Podien wurden Hinweise von BKM und HMWK aufgenommen.
In diesem Zusammenhang fand auf Initiative der Geschäftsführung außerdem am 4. März 2022 ein fast zweistündiges digitales Meeting mit dem Zentralrat der Juden, namentlich mit Herrn Daniel Botmann, statt, bei dem die Konzeption der Ausstellung und der geplanten Expert*innen-Foren erläutert wurde. Dabei wurde verdeutlicht, dass es der Künstlerischen Leitung in diesen Foren um die Multiperspektivität der Sichtweisen ging, aber nicht darum, Repräsentant*innen aus Institutionen sprechen zu lassen. Der Zentralrat der Juden reagierte nach der öffentlichen Vorstellung der Reihe mit einem in der Presse teilweise bekanntgewordenen Brief an Frau Kulturstaatsministerin Roth. In dessen Folge hatten mehrere Teilnehmer*innen der am darauffolgenden Sonntag beginnenden Reihe Bedenken, ob sie ihre Position frei vertreten könnten. Die Reihe wurde vor diesem Hintergrund ausgesetzt, sollte aber wieder aufgenommen werden.
EXTERNES EXPERT*INNENGREMIUM UND WEITERE AKTUELLE ENTWICKLUNGEN
Bei allen notwendigen Maßnahmen darf eines nicht vergessen werden: Die Künstlerische Leitung und die mittlerweile 1.500 Künstler*innen haben bereits im Januar nach Aufkommen der Antisemitismus-Vorwürfe Zensur befürchtet und deswegen ein externes Expert*innengremium abgelehnt. Sie sahen sich unter Generalverdacht gestellt und aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder auch ihrer sexuellen Orientierung diffamiert und zum Teil auch bedroht. Insofern gab es bereits im Januar eine deutliche Abwehrhaltung gegenüber Eingriffen in die Kunst.
Die in Teilen der Medien und Politik neuerlich erhobene Forderung, durch ein externes Expert*innengremium mit Entscheidungsbefugnissen die Ausstellung überprüfen zu lassen, hat vor diesem Hintergrund nicht nur zu Unstimmigkeiten mit Herrn Prof. Meron Mendel, seinem persönlichen Rückzug aus der Beratung und dem daran anknüpfenden Rückzug der von dem teilnehmenden Künstler*innenkollektiv INLAND eingeladenen Künstlerin Hito Steyerl geführt, sondern auch das Vertrauensverhältnis zu ruangrupa und den Künstler*innen enorm belastet.
In diesem Zusammenhang weise ich darauf hin, dass diverse Darstellungen von Herrn Prof. Mendel zuletzt in verschiedenen Interviews – u. a. im Spiegel – von uns nicht nachvollzogen werden können. Exemplarisch zu nennen sind die Aussagen, es habe über einen Zeitraum von zwei Wochen keinen Kontakt gegeben, die Aufgabe sei nicht klar gewesen, und nur auf sein nachdrückliches Wirken hin habe ruangrupa dem Podium Antisemitismus in der Kunst beigewohnt. Die documenta hat seit dem erneuten Kontakt mit Herrn Prof. Mendel bezüglich einer Beratung der Künstlerischen Leitung und der Künstler*innen im Juni durch die Geschäftsführung gemeinsam mit der Direktorin des documenta archivs durchweg Kontakt zu diesem gehabt. Dieser lief zuständigkeitshalber über die Direktorin des documenta archivs die berechtigt war, im Sinne der Geschäftsführung mit Herrn Prof. Mendel alle Fragen zu erörtern. In diesem Zusammenhang sind Herrn Prof. Mendel in der Woche ab dem 20. Juni 2022 seine geplanten Aufgaben kommuniziert worden. Die Einladung von ruangrupa zu der Podiums-Diskussion haben weder ich noch andere Mitglieder der documenta verhindern wollen – ganz im Gegenteil: Wir haben diese Einladung aus freien Stücken selbst ausgesprochen und ruangrupa ist dieser auch unmittelbar nachgekommen.
Vor dem Hintergrund von Aussagen wie denen im HNA-Interview von Herrn Prof. Mendel vom 27. Juni 2022, in dem er auf die Frage „Im schlimmsten Fall werden die Werke entfernt?“ mit „Genau. Das ist ein Instrument, das wir uns vorbehalten. Es ist auch möglich, Künstlerinnen und Künstler auszuladen.“ antwortete, verstehen die Künstlerische Leitung, aber vor allem die Künstler*innen, inzwischen auch die selbständige Überprüfung durch Mitglieder von ruangrupa, Artistic Team und den betroffenen Künstler*innen, bei der interner und externer Sachverstand zur Unterstützung herangezogen werden kann, als (Selbst-)Zensur.
Zudem ist durch Vorfälle mit diskriminierenden Inhalten, u. a. mit rassistischem und transphobem Hintergrund, der Eindruck entstanden, in Kassel und Deutschland nicht willkommen oder sogar gefährdet zu sein. Das Sicherheitsbedürfnis ist hoch und die documenta und Museum Fridericianum gGmbH hat deswegen umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um diesem Sicherheitsbedürfnis entgegenzukommen, u. a. wurden ein zusätzlicher Sicherheitskoordinator eingesetzt, weiteres Sicherheitspersonal beauftragt und Gespräche mit der Polizei geführt.
TICKETVERKÄUFE DER DOCUMENTA FIFTEEN UND PERSPEKTIVEN DER DOCUMENTA
Die gebuchten Ticketeinnahmen bis Ende Juni 2022 lagen höher als bei den beiden vorherigen Ausgaben der documenta. Das ist trotz der anhaltenden Antisemitismus-Debatte sowie der sich in den letzten Wochen wieder verschärfenden Corona-Lage, die insbesondere den traditionell stark vertretenen Besucher*innen aus Asien die Anreise nahezu unmöglich macht, erfreulich. Auch während des bisherigen Ausstellungsverlauf ist ein positiver Trend zu beobachten: So war am vergangenen Samstag, den 9. Juli 2022, das vierte Mal in Folge an einem Samstag ein neuer Besucher*innenrekord zu verzeichnen. Auch die Veranstaltungen des ersten Meydan-Wochenendes wurden mit mehreren tausend Besucher*innen gut angenommen.
Die documenta ist keine Nationen- oder Kunstleistungsschau. Sie legt nicht nur im Bereich der Kunst, sondern auch für gesellschaftliche Fragestellungen zukunftsweisende Konzepte vor. Möglich wird dies, weil seit Jahrzehnten die künstlerische Freiheit der jeweiligen Künstlerischen Leitung und der beteiligten Künstler*innen garantiert wurde. Darauf gründet sich der Ruf der documenta als bedeutendster Kunstausstellung der Welt. Die künstlerische Freiheit wird garantiert durch die beschriebene, seit Jahrzehnten bestehende Struktur, die ein ausgewogenes Zusammenspiel von Gesellschaftern, Aufsichtsrat, Internationaler Findungskommission, Künstlerischer Leitung und Geschäftsführung mit klarer Verteilung der Aufgaben vorsieht. Nach der documenta 14 wurde von der aktuellen Geschäftsführung begonnen, diese erfolgreiche, aber organisatorisch in die Jahre gekommene Struktur zu modernisieren, nicht zuletzt hinsichtlich der räumlichen und personellen Basis. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Jetzt aber gilt es zunächst, mit vereinten Kräften die documenta fifteen erfolgreich zum Abschluss zu bringen: mit Fairness, Solidarität und Vertrauen, insbesondere zur Künstlerischen Leitung und den Künstler*innen.
Ein Kommentar von Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, zu den antisemitischen Bildern, die das indonesische Künstlerkollektiv Taring Padi auf der documenta 15 zeigte.
Kassel ist direkt vor der Tür der Arolsen Archives, dem weltweit größten Archiv über die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Hier sind die Schicksale von Menschen dokumentiert, deren Mörder Antisemitismus zum Kern ihrer Weltanschauung machten – und den millionenfachen Mord damit „rechtfertigten“.
Kassel ist die Stadt der documenta. „Antisemita 15“ nennt der Autor Sascha Lobo sie im Spiegel. Die documenta, die dafür bekannt war, internationale Maßstäbe zu setzen, zeigt im Jahr 2022 in Deutschland Kunstwerke, die ganz ausdrücklich antisemitische Stereotype bedienen.
Wegschauen ist eines der zentralen Themen, wenn es um den Nationalsozialismus geht. Wenn man sich fragt, wie diese Verbrechen an Jüdinnen und Juden möglich werden konnten und so viele Menschen mitgemacht und weggeschaut haben. Mich erschüttert bei der aktuellen documenta, dass viele Menschen diese antisemitischen Kunstwerke gesehen haben – vor der Eröffnung. Und es gab im Vorfeld bereits Treffen, bei denen über Kunstfreiheit und Kulturrelativismus debattiert werden sollte.
Und die Entschuldigungsversuche der documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann und des Künstlerkollektivs Taring Padi machen alles nur noch schlimmer. Denn es geht überhaupt nicht darum, dass „Gefühle verletzt wurden“.
Antisemitismus hat keinen Platz im öffentlichen Raum in Deutschland – und nirgendwo – und noch weniger darf er aus öffentlichen Mitteln finanziert werden. Dass die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth jetzt Konsequenzen fordert, ist gut – reicht aber meiner Meinung nach nicht aus.
Vielleicht müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Als Zivilgesellschaft und wir als Arolsen Archives, deren Sammlung als Wissensquelle für die heutige Gesellschaft dient. Es kann nicht sein, dass Antisemitismus immer noch nicht als Antisemitismus erkannt wird.
Ich lade alle Verantwortlichen und Künstler*innen in unser Archiv ein. Denn die Dokumente zeigen, wohin Antisemitismus führt.
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Im Ausstellungsort der documenta fifteen WH22 in der Werner-Hilpert-Straße 22 wurde in der Nacht vom 27. Mai auf den 28. Mai 2022 eingebrochen. Die oder der unbekannte/n Täter*innen verschafften sich Zugang zu den Ausstellungsflächen und brachten im Erdgeschoss, im Treppenhaus und im 2. Obergeschoss Schmierereien u. a. mit den Inhalten „187“ und „PERALTA“ an. „187“ verweist vermutlich auf den California Penal Code bei Mord, der in Teilen der Jugendszene aufgegriffen wird. „Peralta“ kann als Anspielung auf den Namen von Isabelle Peralta gelesen werden, die als Leiterin einer rechtsextremen Jugendorganisation in Spanien gilt.
In der WH22 soll unter anderem das Kollektiv The Question of Funding ausstellen, das in den vergangenen Wochen wie auch andere Beteiligte im Fokus der Antisemitismusvorwürfe gegen die documenta fifteen stand. Im Kontext der aktuell sehr erhitzt geführten Debatte und nachdem am ruruHaus im April bereits antimuslimische Aufkleber mit der Aufschrift „Freiheit statt Islam! Keine Kompromisse mit der Barbarei! Islam konsequent bekämpfen!“ sowie Aufkleber mit der Aufschrift „Solidarität mit Israel“ gefunden wurden, werden die aktuellen Vorkommnisse sehr ernst genommen. Es kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um politisch motivierte Straftaten handelt.
Die documenta hat Strafanzeige gestellt. Die Sicherheitsbehörden wurden eingeschaltet. Die aktuellen Vorfälle finden besondere Berücksichtigung im Sicherheitskonzept der documenta fifteen. Das Personal der documenta fifteen wird gezielt auf entsprechende Hintergründe geschult, zudem wird das Sicherheitspersonal an den documenta fifteen Standorten aufgestockt.
ruangrupa und das Künstlerische Team der documenta fifteen: „Wir betrachten die Taten als politisch motivierte Drohung am Ausstellungsort von The Question of Funding und Party Office und als Angriff auf uns alle, die lumbung member und lumbung Künstler*innen. Wir wünschen uns eine Arbeitsatmosphäre, in der Gewalt gegen Personen, Orte und Kunstwerke nicht toleriert wird. Wir alle in der lumbung-Community freuen uns darauf, einander und die breite Öffentlichkeit bald in Kassel zu empfangen, und wir zählen auf die Solidarität sowie die Freundschaften, die wir in den letzten Jahren gemeinsam aufgebaut haben, auch innerhalb des Ekosistems der Stadt, um diese Absicht zu verwirklichen.“
Oberbürgermeister Christian Geselle reagiert deutlich: „Diskussionen rund um die documenta fifteen zu führen ist das eine, Künstlerinnen und Künstler durch Straftaten einschüchtern zu wollen, geht jedoch weit über das Tragbare hinaus und beschädigt das Bild der Stadt Kassel als Ort der Kunstfreiheit und Gastgeberin für Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt. Hier sollten sich alle Beteiligten ihrer Verantwortung bewusst werden und für das gemeinsame Miteinander eintreten. Wir werden zusammen mit der documenta und den örtlichen Behörden alles Notwendige für die Sicherheit der Akteure und Gäste tun.“
Die Generaldirektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Dr. Sabine Schormann, betont: „Die documenta setzt gemeinsam mit ihren Gesellschaftern alles daran, die documenta fifteen mit ihrer besonderen Praxis, die auf Beisammensein, voneinander Lernen und neue Perspektiven baut, so durchzuführen, dass sich alle Beteiligten willkommen und sicher fühlen. Wir unterstützen die Künstlerinnen und Künstler auf allen Ebenen, auch im Bereich Sicherheit, und sind davon überzeugt, dass wir dabei insbesondere auf die Menschen in Kassel zählen können. Die documenta fifteen wird mit ihrem lumbung-Prozess viele Impulse für mehr Teilhabe und Solidarität in unserer Gesellschaft setzen.“
https://i0.wp.com/nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2021/02/documenta-1.jpg?fit=800%2C533&ssl=1533800NH-Jhttps://nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2023/02/Nordhessenjournal.jpgNH-J2022-06-01 14:00:202022-05-31 21:42:47Vandalismus in einem Ausstellungsort der documenta fifteen
Insgesamt 32 Ausstellungsorte in den vier Kasseler Gebieten Mitte, Fulda, Nordstadt und Bettenhausen gehören zur documenta fifteen
Für die Künstlerische Leitung ruangrupa und das Künstlerische Team der documenta fifteen ist Kassel nicht „Schauplatz“ einer Ausstellung. Vielmehr begreifen sie die Stadt als Ekosistem (indonesisch für Ökosystem), als ein Geflecht von sozialen Kontexten, in dem die documenta fifteen entsteht und wächst.
Die Ausstellung erstreckt sich in die vier Kasseler Gebiete Mitte, Fulda, Nordstadt und Bettenhausen. Ausgehend von Kassels Mitte mit ihren vielen Museumsbauten bewegt sich die documenta fifteen rund um die Fulda als historisch wichtige Lebensader und Wasserweg Kassels. Von dort aus öffnet sie sich in die Nordstadt sowie erstmals in der Geschichte der documenta in den industriell geprägten Stadtteil Bettenhausen. Die documenta fifteen lässt die historischen und sozialen Spuren der Orte bewusst sichtbar, um diese in neue Kontexte zu setzen.
Die 32 Ausstellungsorte der documenta fifteen im Überblick:
Bettenhausen
Hallenbad Ost, Leipziger Straße 99, 34123 Kassel
Hübner-Areal, Agathofstraße 15, 34123 Kassel
Sandershaus / Haferkakaofabrik, Sandershäuser Str. 79, 34123 Kassel
St. Kunigundis, Leipziger Str. 145, 34123 Kassel
Platz der Deutschen Einheit (Unterführung), 34125 Kassel
Weiterführende Informationen zu Öffnungszeiten, Serviceangeboten sowie zur Anfahrt und Barrierefreiheit einzelner Ausstellungsorte entnehmen Sie bitte unserer Website. Rundgänge, genannt Walks and Stories, durch die verschiedenen Ausstellungsorte können Sie online buchen.
https://i0.wp.com/nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2022/05/Ausstellungsorte.jpg?fit=800%2C533&ssl=1533800NH-Jhttps://nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2023/02/Nordhessenjournal.jpgNH-J2022-05-11 14:00:572022-05-11 07:08:07Alle Ausstellungsorte der documenta fifteen im Überblick
lumbung Radio ist ein Online-Community-Radioprojekt und Teil der documenta fifteen. Es lief bereits im April 2022 an und sendet während der 100 Tage der documenta fifteen sowie hoffentlich auch danach rund um die Uhr aus der ganzen Welt in die ganze Welt. Es ist das Ergebnis der radio working group (bestehend aus deren Gründungsmitgliedern Grégoire Rousseau, Malene Saalmann, Gözde Filinta, Ayşe Güleç und Reza Afisina), die sich seit August 2021 zwischen Kassel, Jakarta und Helsinki trifft, um eine gemeinschaftliche Audiopraxis zu entwickeln, die – im Sinne eines gemeinsamen Raums zwischen den interkommunalen Knotenpunkten des Ekosistems documenta fifteen – auf den Prinzipien des Commoning beruht.
Ein offenes Internetradio
lumbung Radio ist ein offenes Internetradio, das aus einem interkommunalen Netzwerk unterschiedlicher Radiostationen und Audiopraktiken besteht. Es überträgt zeitzonenunabhängig und in mehreren Sprachen Musik und Kunst. Jede der teilnehmenden Radiostationen stützt sich auf ihre eigenen Produktionsmittel und Sichtweisen, ihre Art zu lernen und zu teilen. lumbung Radio arbeitet als ein dezentrales Netzwerk von Knotenpunkten und nutzt das Internet ohne dessen hegemoniale Wirkweise. Ziel ist es, aus der Multiplikation der bei den Mitwirkenden gängigen Praktiken einen gemeinsamen Hörraum zu schaffen.
Das Radio basiert auf einer Open-Source-Infrastruktur und wird auf einem eigenen Server gehostet. Das über Time-Sharing zusammengestellte Programm besteht aus zeitversetzten und originalen Beiträgen der Knotenpunkte.
Station of Commons koordiniert das lumbung Radio. Die Initiative für digitale Commoning-Praktiken von Grégoire Rousseau, Minerva Juolahti, Alain Ryckelynck, Constantinos Miltiadis und Juan Gomez ist in Helsinki und Genf ansässig. Station of Commons, gegründet im Februar 2020, untersucht die Möglichkeiten der Wiederaneignung von Technologie im öffentlichen Raum. Ausgangspunkt der Untersuchung sind Fragen zur Wissenszentralisierung sowie zu Datenzentren, die von großen Organisationen betrieben werden, und zu den damit verbundenen sozialen Implikationen. Station of Commons fungiert als leicht integrierbare Online-Plattform für die gemeinsame Nutzung lokaler Ressourcen.
lumbung Radio kann über lumbungradio.stationofcommons.org/und in Kürze auch über die Website der documenta fifteen, die ruruHaus-Website und lumbung.space gestreamt werden.
Station of Commons lädt in Helsinki lebende Künstler*innen ein, ihre Soundarchive oder neues Material zu veröffentlichen: Samuli Tanner und Heta Bilaletdin, MYÖS DJ Kollektiv, Kiilan Äänipäivät und andere, die noch bekanntgegeben werden.
https://i0.wp.com/nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2022/05/LUMBUNG.jpg?fit=800%2C533&ssl=1533800NH-Jhttps://nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2023/02/Nordhessenjournal.jpgNH-J2022-05-04 13:00:072023-03-16 13:36:05lumbung Radio – das interkommunale Radionetzwerk sendet 24/7 während der documenta fifteen
Gemeinsam mit Hatje Cantz als Verlagspartner veröffentlicht die documenta fifteen im Juni 2022 vier Publikationen in deutscher und englischer Sprache: Ein Handbuch, einen Familienguide, ein Magazin sowie eine Anthologie literarischer Texte.
Das Handbuch ist Begleitbuch durch die Ausstellung, Nachschlagewerk und innovativer Kunstführer. Es leitet in das Konzept der Ausstellung ein, beleuchtet zentrale Aspekte und stellt die Akteur*innen der documenta fifteen vor. Der Familienguide Gehen, finden, teilen lädt in fünf Wort- und Bild-Rundgängen zum Erleben der lumbung-Werte Humor, lokale Verankerung, Unabhängigkeit, Großzügigkeit und Transparenz ein. Die beiden Ausgaben Ernten und Teilen des Magazins majalah lumbung bilden in Kurzgeschichten und Reportagen indonesischer Autor*innen ein inhaltliches Fundament zur documenta fifteen. lumbung erzählen schließlich präsentiert sieben literarische Texte internationaler Romanautor*innen über kollektives Arbeiten und Formen von Gemeinschaft.
Die vier Publikationen orientieren sich nicht nur inhaltlich, sondern auch in ihrem Erstellungsprozess, dem Erscheinungsbild und der Distributionsweise an Grundsätzen der documenta fifteen wie Kollektivität, Nachhaltigkeit und geteilten Ressourcen. So wurden für das Handbuch internationale Autor*innen eingeladen, die mit der jeweiligen künstlerischen Praxis und dem kulturellen Kontext der von ihnen vorgestellten Beteiligten vertraut sind. Für lumbung erzählen haben sich sieben internationale Verlage zusammengeschlossen, um Ausgaben in weiteren Sprachen zu ermöglichen. Alle vier Titel werden nachhaltig nach den Richtlinien des Umweltzeichens „Blauer Engel“ produziert und auf 100 % Recyclingpapier mit zertifizierter Farbe gedruckt.
Die vier Publikationen sind ab 15. Juni 2022 im Buchhandel bei der documenta fifteen in Kassel erhältlich.
Die documenta fifteen-Publikationen im Überblick
Das Begleitbuch zur Ausstellung: documenta fifteen Handbuch
Unter dem Leitgedanken des lumbung geht es dem indonesischen Kollektiv ruangrupa weniger um Einzelwerke als um Formen gemeinschaftlichen Arbeitens. Das Handbuch bietet als Nachschlagewerk, Begleiter und innovativer Kunstführer Orientierung für diese umfassenden Prozesse; es richtet sich ebenso an Besucher*innen der Ausstellung in Kassel wie an Menschen, die sich für kollektive Praxis interessieren. Alle Akteur*innen der documenta fifteen werden mit ihrer Arbeit von internationalen Autor*innen vorgestellt, die mit der jeweiligen künstlerischen Praxis und dem kulturellen Kontext vertraut sind. Unter dem Titel „lumbung“ führt das Buch in die Denkweise und die kulturellen Hintergründe der documenta fifteen ein und verdeutlicht mit zahlreichen Zeichnungen die künstlerischen Arbeitsprozesse. Ein Kapitel über Kassel zeigt und erläutert alle Standorte der Schau, inklusive der hier vertretenen Künstler*innen und Kollektive.
Handbuch
Deutsch | ca. 320 S. | ca. 200 Abb. | 15 x 20,5 cm | Klappenbroschur
€ 25,00 [D], € 26,00 [A] | ISBN 978-3-7757-5281-7 | Juni 2022
Auch als englische Ausgabe erhältlich
Handbook | ISBN 978-3-7757-5282-4
Der Familienguide: Gehen, finden, teilen. Ein illustriertes Begleitbuch zur documenta fifteen
Inspiriert von Touren in Reiseführern oder Vermittlungsangeboten in öffentlichen Museen bietet Gehen, finden, teilen Kindern und Familien, aber auch Comic-Fans und erfahrenen Ausstellungsbesucher*innen alternative Perspektiven auf die documenta fifteen. Acht internationale Illustrator*innen und Autor*innen haben hier ruangrupas Universum für die documenta fifteen neu erfunden und regen mit ihren Bildwelten die Vorstellungskraft der Leser*innen und Besucher*innen an. Fünf Rundgänge laden zum Erleben der lumbung-Werte Humor, lokale Verankerung, Unabhängigkeit, Großzügigkeit und Transparenz ein und bieten ergänzende Ideen und Aspekte zur Ausstellung.
Mit unterhaltsamen Geschichten regt Gehen, finden, teilen dazu an, einen eigenen Zugang zu diesen Werten zu finden, daher ist jeder Weg als Vorschlag zu verstehen und kann spontan, vollständig oder auch nur in Teilen erkundet werden. Mit diesem originellen Buch werden auch jüngere Besucher*innen angesprochen und inspiriert.
Gehen, finden, teilen
Texte und Illustrationen von Julia Kluge, Nadine Redlich, Malwine Stauss, Carmen José, Rita Fürstenau (Rotopol); Isabel Minhós Martins, Bernardo P. Carvalho; Jules Inés Mamone (Femimutancia); Verónica Gerber Bicecci; Innosanto Nagara
Deutsch | 96 S. | ca. 80 Abb. | 20 x 26 cm | Hardcover
€ 15,00 [D], € 16,00 [A] | ISBN 978-3-7757-5283-1 | Juni 2022
Auch als englische Ausgabe erhältlich
Walking, Finding, Sharing | ISBN 978-3-7757-5284-8
Das Magazin zum lumbung-Gedanken: majalah lumbung
Im Rahmen der documenta fifteen veröffentlichen ruangrupa in Indonesien zwei Ausgaben eines Magazins, majalah, das sich auf den Kerngedanken der Ausstellung bezieht – die kollektive Arbeit. Der Namensbestandteil lumbung bezeichnet die kommunale Reisscheune, in der indonesische Bauern Ernteüberschüsse lagern, um sie zu teilen. Die beiden Ausgaben Ernten und Teilen erscheinen zur Ausstellung gemeinsam in einem Band. Mit Kurzgeschichten und Reportagen von führenden Journalist*innen, Forscher*innen und Schriftsteller*innen aus Indonesien berührt majalah lumbung Themen wie Kosmologie oder Architektur, Nahrung oder gemeinsames Essen, und bildet so ein inhaltliches Fundament für die documenta fifteen. Die einzelnen Beiträge vermitteln sich über zahlreiche Illustrationen und ein attraktives Layout mit der Qualität eines Magazins.
majalah lumbung
Englisch, Deutsch | ca. 320 S. | ca. 200 Abb. | 20 x 26 cm | Broschur
€ 28,00 [D], € 32,00 [A] | ISBN 978-3-7757-5285-5 | Juni 2022
Sieben Kurzgeschichten in einer Anthologie: lumbung erzählen
Ob „tequio“ in Mexiko, „ubuntu“ in Südafrika oder „mutirão“ in Brasilien; es gibt weltweit viele Bezeichnungen für das Gemeinwohl: Im Rahmen der documenta fifteen und ihrer Kernidee der Kollektivität steuern sieben Romanautor*innen – Azhari Aiyub, Cristina Judar, Nesrine A. Khoury, Mithu Sanyal, Panashe Chigumadzi, Uxue Alberdi und Yásnaya Elena Aguilar Gil – aus verschiedenen Teilen der Welt neue Erzählungen über kollektives Arbeiten und Gemeinschaftsformen bei. Auch haben sich sieben internationale Verlage zusammengeschlossen, um diese globale Perspektive auf das Ausstellungsthema in verschiedenen Sprachausgaben zu ermöglichen.
lumbung erzählen
Texte von Azhari Aiyub, Cristina Judar, Mithu Sanyal, Nesrine A. Khoury, Panashe Chigumadzi, Uxue Alberdi, Yásnaya Elena Aguilar Gil
Deutsch | 208 S. | 13 x 20,5 cm | Broschur
€ 18,00 [D], € 18,00 [A] | ISBN 978-3-7757-5286-2 | Juni 2022
Über die bisher angebotenen Tages-, 2-Tages-, Familien- und Dauertickets sowie Soli-Tickets hinaus sind nun auch das Abendticket zur Nutzung von 17–20 Uhr und das Schulklassenticket erhältlich. Wie auch das Tages-, 2-Tages- und Familienticket berechtigen die neu hinzugekommenen Tickets während ihrer Gültigkeit zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel im Tarifgebiet KasselPlus. Außerdem fließt auch davon je ein Euro pro Ticket in Nachhaltigkeitsprojekte in Deutschland und in Indonesien.
Die Ausstellungsrundgänge der documenta fifteen heißen Walks and Stories. Zu Fuß oder sitzend können Besucher*innen mit den Kunstvermittler*innen, den sobat-sobat, die documenta fifteen ausgehend von einzelnen Ausstellungsorten erkunden. Das gemeinsame Teilen von Geschichten ist dabei zentral. Die Walks and Stories unterscheiden sich durch die Orte, die besucht werden:
Bootsverleih Ahoi: Unterwegs von Bootsverleih Ahoi bis Hallenbad Ost
documenta Halle: Unterwegs von Friedrichsplatz über documenta Halle bis Karlsaue
Fridericianum: Unterwegs von Friedrichsplatz bis Fridericianum
Grimmwelt Kassel: Unterwegs von Grimmwelt über Museum für Sepulkralkultur bis Karlsaue
Hafenstraße 76: Unterwegs durch die Hafenstraße 76
Hübner-Areal: Unterwegs von Hübner-Areal bis Sandershaus
ruruHaus: Unterwegs von ruruHaus über Friedrichsplatz bis Naturkundemuseum im Ottoneum
WH22: Unterwegs von WH22 über Trafohaus bis ruruHaus
ruruHaus Talk: Im Sitzen: Gespräch im ruruHaus
Früh und Spät: Unterwegs vom Friedrichsplatz zu Außenstandorten der documenta fifteen
Sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen bis zu 15 Personen können zu öffentlichen Terminen eine Teilnahme an den Walks und Stories buchen. Individuelle Anfragen von Gruppen können über ein Buchungsformular getätigt werden.
Walks and Stories werden in diversen Sprachen angeboten, darunter Deutsch, Englisch, Arabisch, Französisch, Indonesisch, Ukrainisch, Vietnamesisch, Leichte Sprache, Deutsche Gebärdensprache und International Sign. Darüber hinaus gibt es Walks and Stories für Erwachsene mit kleinen Kindern sowie Ausstellungsrundgänge für Schulklassen.
Um Teilhabe für ein möglichst breites Publikum zu ermöglichen, gibt es weitere barrierefreie Angebote für Walks and Stories im Sitzen oder mit beschreibenden und multi-sensorischen Inhalten. Kostenfrei in jedem Ausstellungsrundgang mit inbegriffen sind je nach Verfügbarkeit Hörunterstützung per Induktionsschleife. Die sobat-sobat sind zudem in non-verbaler Kommunikation und aktivem Zuhören geschult.
Die Teilnahme an den Walks and Stories setzt ein gültiges Ausstellungsticket voraus. Die Ausstellungsrundgänge vor und nach den Öffnungszeiten der documenta fifteen, die Walks and Stories Früh und Spät, können ohne Ausstellungsticket besucht werden.
Freund*innenkreise von Museen und Kunstvereinen haben die Möglichkeit, für eine Lizenzgebühr eigenständig Rundgänge durch die Ausstellung zu geben.
https://i0.wp.com/nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2021/02/documenta-1.jpg?fit=800%2C533&ssl=1533800NH-Jhttps://nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2023/02/Nordhessenjournal.jpgNH-J2022-04-24 13:00:562022-04-24 06:20:48Tickets für die Documenta 15 sind ab jetzt buchbar
Online-Gesprächsreihe
Sonntags, 8., 15. und 22. Mai 2022
Jeweils 14–17 Uhr (MESZ)
In deutscher und englischer Sprache mit Simultanübersetzung
Livestream über YouTube: https://bit.ly/WeNeedToTalk_ArtFreedomSolidarity
Unter dem Titel We need to talk! Art – Freedom – Solidarity plant die documenta mit dem documenta archiv eine Gesprächsreihe, bei der im Vorfeld der documenta fifteen (18. Juni bis 25. September 2022) in drei Gesprächsforen die Rolle von Kunst und Kunstfreiheit angesichts von wachsendem Antisemitismus, Rassismus und zunehmender Islamophobie diskutiert werden soll.
Ziel ist es, den Auseinandersetzungen zu diesem komplexen Thema in Kunst und Kultur aus nationaler und internationaler Perspektive Raum zu geben. Dabei soll es um die besondere historische Verantwortung Deutschlands gehen, der Blick aber auch auf Formen der Ausblendung – blank spots – im Kontext der deutschen Antisemitismus- und Rassismus-Debatte gelenkt werden.
Die Veranstaltungsreihe versammelt Gesprächspartner*innen und Beitragende aus Kunst, Politik, Forschung und Wissenschaft.
Teilnehmende sind Schirin Amir-Moazami, Omri Boehm, Marina Chernivsky, Manuela Consonni, Nikita Dhawan, Diedrich Diederichsen, Sultan Doughan, Sarah El Bulbeisi, Anselm Franke, Raphael Gross, Teresa Koloma Beck, Meron Mendel, Ben Miller, Nicolas Siepen, Cihan Sinanoğlu, Hito Steyerl, Natan Sznaider, Hannah Tzuberi, Mezna Qato und Eyal Weizman.
Geplant ist die Reihe als digitale Veranstaltung in deutscher und englischer Sprache mit Simultanübersetzung. Sie findet jeweils sonntags am 8., 15. und 22. Mai 2022 von 14 bis 17 Uhr statt.
We need to talk!
Blank spots 1: Antisemitismus und Rassismus in Deutschland heute
Sonntag, 8. Mai 2022, 14–17 Uhr (MESZ)
Das Gespräch geht der Frage nach, inwiefern deutsches und internationales Antisemitismus- und Rassismus-Verständnis divergieren. In Deutschland hat sich im Bewusstsein seiner historischen Verantwortung eine besonders sensibilisierte diskursive Kultur entwickelt. In dieser wird die Kritik am Handeln des israelischen Staates anders wahrgenommen als beispielsweise in den Staaten des Globalen Südens. Auf welche Weise können internationale Kultureinrichtungen in Deutschland diese beiden Perspektiven zusammenbringen und mit Künstler*innen und Zivilgesellschaft einen produktiven Gesprächsprozess gestalten?
Zur Einführung: Eröffnungsrede „100 Tage – 100 Gäste“, Edward Said im Gespräch mit Catherine David (documenta 10, 1997)
Sprecher*innen: Diedrich Diederichsen und Hito Steyerl
Panel: Marina Chernivsky, Raphael Gross, Teresa Koloma Beck und Ben Miller
Host: Anselm Franke
Sprache: In deutscher Sprache mit Simultanübersetzung ins Englische und in Deutsche Gebärdensprache
We need to talk!
Blank spots 2: Zur Rolle von Antisemitismus und Anti-Antisemitismus im postkolonialen Diskurs
Sonntag, 15. Mai 2022, 14–17 Uhr (MESZ)
In diesem Gespräch werden Potenziale und Leerstellen von postkolonialen Ansätzen thematisiert. Dabei wird kritisch hinterfragt, ob und in welcher Form die postkoloniale Perspektive die Spezifik der Shoah und des Antisemitismus ausblendet oder gar verkennt.
Sprecher: Meron Mendel und Eyal Weizman
Panel: Omri Boehm, Manuela Consonni, Nikita Dhawan und Natan Sznaider
Host: Hannah Tzuberi
Sprache: In englischer Sprache mit Simultanübersetzung ins Deutsche und International Sign
We need to talk!
Blank spots 3: Was ist anti-muslimischer und anti-palästinensischer Rassismus?
Sonntag, 22. Mai 2022, 14–17 Uhr (MESZ)
In der Debatte im Vorfeld der documenta fifteen wurden auch pauschale Vorurteile gegenüber muslimischen bzw. palästinensischen Künstler*innen geäußert. Dieses Gespräch beleuchtet das Phänomen des anti-muslimischen und anti-palästinensischen Rassismus. Es wird gefragt, wie sich diese Diskriminierungsformen durch Strukturen, Bilder und Narrative manifestieren, wie sie thematisiert werden und wie ein Entgegenwirken möglich ist.
Sprecherinnen: Sultan Doughan und Mezna Qato
Panel: Sarah El Bulbeisi, Nicolas Siepen und Cihan Sinanoğlu
Host: Schirin Amir-Moazami
Sprache: In englischer Sprache mit Simultanübersetzung ins Deutsche und International Sign
Änderungen vorbehalten.
Teilnehmende
Schirin Amir-Moazami
Politikwissenschaftlerin und Soziologin. Ab 2009 Principal Investigator an der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies, seit 2015 Professur am Institut für Islamwissenschaft, Profilbereich Islam und Europa an der Freien Universität Berlin. Zu ihren Forschungsthemen zählen Religionspolitiken und islamische Bewegungen in Europa, politische Theorie und Gender Studies. Zahlreiche Publikationen zu politisierter Religion, Feminismus und Islamforschung in Europa.
Omri Boehm
Philosoph und Autor. Als Associate Professor für Philosophie an der New School for Social Research New York beschäftigt er sich mit Ethik und Philosophiegeschichte. Weitere Themenfelder sind Politik und Kultur in Israel. Er hat zu Spinoza, Kant und zur Zukunft Israels publiziert und schreibt für die New York Times, Washington Post, DIE ZEIT und Haaretz.
Marina Chernivsky
Psychologin, Verhaltenswissenschaftlerin und Bildungsvermittlerin. Sie leitet das Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland in Berlin und ist Gründerin sowie Geschäftsführerin von OFEK e.V., einer Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung. Bis 2017 Mitglied im zweiten Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus des Deutschen Bundestages, 2019 wurde sie in das Beratungsgremium des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus berufen. Sie forscht zu den Themengebieten Antisemitismus und Diskriminierung.
Manuela Consonni
Historikerin und seit 2015 Associate Professor an der Hebrew University in Jerusalem. Sie ist Direktorin des Vidal Sassoon Research Center for the Study of Antisemitism, außerdem Pela and Adam Starkopf Chair in Holocaust Studies. Ihre Forschungs- und Publikationsschwerpunkte liegen auf der Shoah in Italien und Westeuropa, auf Antisemitismus und Rassismus sowie auf den Wurzeln des Antisemitismus in der extremen Rechten Italiens.
Nikita Dhawan
Politikwissenschaftlerin und Professorin für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Technischen Universität Dresden, davor Stationen an den Universitäten Oldenburg, Frankfurt am Main, Innsbruck und Gießen, zwischen 2009 und 2016 übernahm sie die Leitung des Frankfurt Research Center for Postcolonial Studies an der dortigen Universität. 2023 tritt sie die Gerda Henkel Gastprofessur an der Stanford University an. Dhawan berät die Zeitschrift Femina Politica, publiziert zu postkolonialer Theorie, zu Women’s und Gender Studies und Menschenrechtsfragen.
Diedrich Diederichsen
Kulturwissenschaftler, Autor, Journalist und Kurator. Nach Stationen u.a. an der Städelschule, der Hochschule für Design in Offenbach, der Akademie der Bildenden Künste München, der Bauhaus-Universität in Weimar und der Merz Akademie in Stuttgart bekleidet er seit 2006 die Professur für Theorie, Praxis und Vermittlung von Gegenwartskunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Seine Forschungen und Publikationen kreisen um Netz- und Popkulturen, Kulturindustrien, Entertainment-Architektur und die Gegenwartskünste.
Sultan Doughan
Anthropologin. Gegenwärtig Dr. Thomas Zand-Gastprofessur für Holocaust Pedagogy and Antisemitism Studies am Strassler Center für Holocaust- und Genozidstudien an der Clark University, bis 2021 am Elie Wiesel Center for Jewish Studies an der Boston University. Im Zentrum ihrer Forschungen stehen die politische Bildungsarbeit zur Shoah, Antisemitismus, Rassismus und Rassifizierung sowie Migrationsprobleme. Publikationsprojekte zur Erinnerungskultur und Staatsbürgerschaft.
Sarah El Bulbeisi
Historikerin. Derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Orient-Institut Beirut. Davor wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Nah- und Mitteloststudien der LMU München und Projektkoordinatorin des DAAD-Hochschuldialogs „Gewalt, Flucht und Exil: Trauma in der arabischen Welt und in Deutschland“ zwischen palästinensischen und libanesischen Universitäten und der LMU München. Publikation zur Tabuisierung von Gewalterfahrungen bei Palästinenser*innen in Deutschland und der Schweiz.
Anselm Franke
Kunstkritiker, Autor und Kurator. Seit 2013 verantwortet er den Bereich Bildende Kunst und Film am Haus der Kulturen der Welt in Berlin, davor Ausstellungsleiter der KW Institute for Contemporary Art (ehemals Kunst-Werke Berlin) und Mitbegründer des Forum Expanded der Internationalen Filmfestspiele Berlin. 2006 bis 2010 Direktor der Extra City Kunsthal in Antwerpen, Co-Kurator der Manifesta 7 in Trentino-Alto Adige, Co-Kurator der 1. Brussels Biennial, 2012 Kurator der Taipei Biennial und 2014 der Shanghai Biennale. Veröffentlichungen zu Territorialitätsdiskursen und Ethnologie-Rezeptionen der Avantgarde.
Raphael Gross
Historiker und Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum in Berlin, zuvor Direktor des Leo Baeck Institute London, des Jüdischen Museums und des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main (2007–2015). Zeitgleich hatte er eine Honorarprofessur am Historischen Seminar der Goethe-Universität Frankfurt inne. 2015 übernahm er den Lehrstuhl für jüdische Kultur an der Universität Leipzig und leitete das dortige Simon-Dubnow-Institut. Seine kuratorischen, wissenschaftlichen und publizistischen Schwerpunkte liegen auf der deutsch-jüdischen Geschichte und der Shoah.
Teresa Koloma Beck
Soziologin. Koloma Beck forscht zu Alltag und Globalisierung in Krisenkontexten. Ihr besonderes Interesse gilt der Präsenz kolonialer und imperialer Vergangenheit in den Konflikten der Gegenwart. Derzeit ist sie Professorin für Soziologie an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Zuvor war sie in verschiedenen internationalen und interdisziplinären Forschungs- und Lehrkontexten tätig, unter anderem an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Erfurt und dem deutsch-französischen Centre Marc Bloch in Berlin. Ethnographische Forschungen zum Alltag des (Nach-)Kriegs und der Globalisierung führten sie nach Angola, Mosambik und Afghanistan.
Meron Mendel
Pädagoge und Journalist. Mendel ist Professor für transnationale Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences. Seit 2010 leitet er die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main. Er studierte Geschichte und Erziehungswissenschaften in Haifa/München und promovierte 2010 an der Goethe Universität. Mendel ist Kolumnist bei der FAZ und publiziert u.a. in DIE ZEIT, Der Spiegel und taz. Er ist Mitherausgeber von „Trigger Warnung: Identitätspolitik zwischen Abwehr, Abschottung und Allianzen“ (2019).
Ben Miller
Historiker, Autor und Kurator. Als Doktorand an der Graduate School of Global Intellectual History der Freien Universität Berlin beschäftigt er sich mit Primitivismus und der Gay Liberation im deutsch- und englischsprachigen Raum. Er ist Mitglied des Vorstands des Schwulen Museums, kuratiert Ausstellungen zur Geschichte des LGBTQI*, zur queeren archivarischen Praxis und veröffentlicht zur Kultur- und Geistesgeschichte und zu Musik.
Nicolas Siepen
Künstler, Filmemacher und Theoretiker. Er ist Mitbegründer der selbstorganisierten, kollektiven Projekte b_books, Performing Arts Forum und der „Nouvelle Vague Soap“ Le Ping Pong d’Amour. Von 2009 bis 2016 war er Professor an der Artic Academy of Contemporary Arts in Tromsø, Norwegen. Gegenwärtig Zusammenarbeit mit der Vierten Welt am Kottbusser Tor in Berlin. Veröffentlichungen zu Poststrukturalismus, Marxismus und Film, Kunstkritiken in Springerin, Texte zur Kunst, FAZ und Starship.
Cihan Sinanoğlu
Sozialwissenschaftler. Leiter der Geschäftsstelle des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors am DeZIM-Institut. Zuvor tätig als Presse- und Öffentlichkeitsreferent bei der Türkischen Gemeinde in Deutschland e.V. und als Geschäftsführer im Begleitausschuss der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen. Forschungen zu multiethnischen und multireligiösen Gesellschaften und Veröffentlichung der „Anti-Rassismus Agenda 2025“ mit Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus.
Hito Steyerl Künstlerin und Professorin für Experimentalfilm und Video sowie Mitbegründerin des Research Center for Proxy Politics an der Universität der Künste Berlin. Steyerls besonderes Forschungsinteresse gilt den Medien, der Technologie und der Verbreitung von Bildern. In Ihren Texten, Performances und essayistischen Dokumentarfilmen setzt sich Steyerl zudem mit postkolonialer Kritik und feministischer Repräsentationslogik auseinander. Sie arbeitet an der Schnittstelle von bildender Kunst und Film sowie von Theorie und Praxis.
Natan Sznaider
Lehrstuhlinhaber für Soziologie am Academic College of Tel Aviv-Yaffo, nach Gastprofessuren an der Columbia University in New York und der LMU München. Er beschäftigt sich mit Kultursoziologie, politischer Theorie und Erinnerungskultur im Kontext der Shoah und ist Mitglied einer internationalen Forschungsgruppe zum kulturellen Gedächtnis in Europa, Israel und Lateinamerika. Veröffentlichungen auf den Feldern des neuen Antisemitismus, Gedächtniskultur in der globalisierten Welt und zum Verhältnis von Holocaust und Kolonialismus.
Hannah Tzuberi
Judaistik- und Islamwissenschaftlerin. Derzeit ist sie Postdoktorandin in einem Verbundforschungsprojekt „Beyond Social Cohesion. Global Repertoires of Living Together (RePLITO)“ an der FU Berlin unter der Leitung von Prof. Schirin Amir-Moazami. Sie ist Mitherausgeberin von „Jewish Friends: Contemporary Figures of the Jew“ (Jewish Studies Quarterly 27:2–3, 2020) und arbeitet an einem Buchprojekt mit dem Titel „Reviving Judaism, Reviving the Nation: Post-Holocaust Imaginaries of the (German) National-State“. Ihre Forschungsinteressen umfassen zeitgenössisches europäisches Judentum, Nationenbildung, kollektives Gedächtnis, Religion und Säkularismus.
Mezna Quato
Historikerin am Margaret Anstee Centre for Global Studies, Newnham College Cambridge, davor Fellowships an der National Academy of Education und am King’s College in Cambridge, außerdem Mitarbeit am Archives of Disappeared Research Network. Ihre Forschungs- und Lehrgebiete umfassen die Geschichte und Theorie sozialer und ökonomischer Transformationen in Gemeinschaften Geflüchteter und Staatenloser. Buchprojekt zur Bildungsgeschichte der Palästinenser*innen in Vorbereitung.
Eyal Weizman
Architekt und Autor. Direktor von Forensic Architecture und Professor für Räumliche und Visuelle Kulturen an der Goldsmiths, University of London. Stationen u.a. an der Princeton University, der ETH Zürich und der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er ist Mitglied des Technology Advisory Board des Internationalen Strafgerichtshofs und des Centre for Investigative Journalism sowie Fellow auf Lebenszeit der British Academy. Mitbegründer des Architekturkollektivs DAAR in Beit Sahour/Palästina. Weizman arbeitet zu Fragen von Architektur und Politik in Israel und Palästina.
https://i0.wp.com/nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2022/04/We-need-to-talk.png?fit=800%2C533&ssl=1533800NH-Jhttps://nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2023/02/Nordhessenjournal.jpgNH-J2022-04-12 09:00:512022-04-11 21:05:04D 15 – Online-Gesprächsreihe We need to talk! am 8., 15. und 22. Mai 2022
Anlässlich der Vergabe des Arnold-Bode-Preises an das kubanische Künstler*innenkollektiv INSTAR sowie dessen Gründerin Tania Bruguera wurde am Donnerstag, dem 9. Dezember 2021 das Video mit Grußworten, Laudationes und einer Botschaft der Ausgezeichneten veröffentlicht. Abrufbar ist es unter dem Link www.kassel.de/arnold-bode-preis.
Das Video zur Preisverleihung beinhaltet Grußworte von Oberbürgermeister Christian Geselle, Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker, des Vorsitzenden des Kuratoriums der Arnold-Bode-Stiftung Prof. Heiner Georgsdorf, eine Laudatio der ruangrupa-Mitglieder Reza Afisina und Iswanto Hartono sowie eine Videobotschaft von INSTAR und Tania Bruguera. Das Video ist unter
Die politisch engagierte und weltweit geachtete Installations- und Performancekünstlerin Tania Bruguera, wie auch die Mitglieder des „Instituts für Artivismus Hannah Ahrendt“ (INSTAR), machen nicht nur mit künstlerischen Mitteln und Aktionen gesellschaftliche Missstände und politischen Machtmissbrauch in Kuba öffentlich sichtbar, sondern wollen im Diskurs auch Wege zur Veränderung finden. Mit dem diesjährigen Arnold-Bode-Preis werden das kubanische Künstler*innenkollektiv und dessen Gründerin gleichermaßen geehrt.
Anlässlich der Veröffentlichung der Videopreisverleihung sagte Kulturdezernentin Susanne Völker: „Der Einsatz von INSTAR für Meinungsfreiheit, soziale Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit bedeutet für die Mitglieder des Kollektivs eine Konfrontation mit der Regierung, die oft zu Repressalien wie Hausarrest und sogar Gefängnis führt. Mit der Verleihung des Arnold-Bode-Preises wird nicht zuletzt auch diese Zivilcourage des Kollektivs gewürdigt.“
Erstmals in der 41-jährigen Geschichte des Preises wird dieser im Rahmen einer Videopreisverleihung vergeben – eine Maßnahme, die auf Grund der anhaltenden Pandemie notwendig ist, da eine Preisverleihung mit internationalen Gästen in Präsenz aktuell leider nicht möglich ist. Dank dieses Formats einer weltweit abrufbaren Videopreisverleihung, kann jedoch ein großes internationales Publikum erreicht werden – ganz im Sinne Arnold Bodes. Die Ehrung durch persönliche Übergabe der Urkunde ist 2022 während der documenta fifteen geplant, zu der Tania Bruguera und INSTAR in Kassel sein werden.
Ein weiteres Novum ist die Verleihung des Preises an ein Künstler*innenkollektiv. Hier spiegelt sich auch das kuratorische Konzept der documenta fifteen wider, zahlreiche Künstler*innengruppen einzuladen. Auch INSTAR werden als „lumbung-member“ an der nächsten Ausgabe der weltweit bedeutendsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst im Jahr 2022 teilnehmen.
Tania Bruguera war bereits 2002 bei der documenta 11 vertreten. Ihre eindrucksvolle Arbeit, eine akustische Simulation eines Erschießungskommandos in der ehemaligen Binding-Brauerei, hinterließ eine nachhaltige Wirkung.
Zum Hintergrund:
Dem Kuratorium der Arnold-Bode-Stiftung gehören folgende Personen an: Prof. Heiner Georgsdorf, Ingo Buchholz, E.R. Nele, ruangrupa und Prof. Dr. Julia Voss. Das Preisgeld in Höhe von 10.000,- € wird von der Kasseler Sparkasse und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen zu gleichen Teilen finanziert.
documenta-Stadt Kassel
Bisherige Preisträger*innen
1980 Hannsjörg Voth
1981 Mario Merz
1982 Gerhard Richter
1983 Gerhard Merz
1984 Walter Pichler
1985 Ulrich Rückriem
1986 Rebecca Horn
1987 Wolfgang Laib
1989 Edward Kienholz
1990 Thomas Schütte
1992 Reiner Ruthenbeck
1994 Olaf Metzel
1996 Tony Oursler
1997 Richard Hamilton
1999 Penny Yassour
2001 Stan Douglas
2002 Maria Eichhorn
2004 Maurizio Cattelan
2006 Hans Schabus
2007 Romuald Hazoumé
2009 Urs Lüthi
2011 Goshka Macuga
2012 Thomas Bayrle
2014 Nairy Baghramian
2016 Hiwa K
2017 Olu Oguibe
2019 Hans Haacke
https://i0.wp.com/nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2021/12/b53bb23c282b6e26ff2c049fbcc83644.jpg?fit=800%2C533&ssl=1533800NH-Jhttps://nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2023/02/Nordhessenjournal.jpgNH-J2021-12-10 14:00:162021-12-09 18:53:45Vergabe des Arnold-Bode-Preises 2021 erstmalig als Videopreisverleihung
Das öffentlichen Programm der documenta fifteen, genannt Meydan, wird nach lumbung calling mit der neuen Online-Gesprächsreihe lumbung konteks fortgesetzt. Die siebenteilige Reihe findet ab dem 5. Dezember 2021 an jedem ersten Sonntag im Monat statt. Zu jeder Ausgabe werden zwei lumbung member der documenta fifteen eingeladen, ihre Praxis und ihr größeres Ekosistem vorzustellen und im gemeinsamen Gespräch zu vertiefen und zu reflektieren. Dabei teilen die lumbung member Geschichten, Lieder und Werkzeuge für alternative gemeinschaftliche Lebens- und Arbeitspraxen und sprechen über Unterschiede und Schnittmengen ihrer jeweiligen Kontexte.
lumbung konteks widmet sich den Standorten, in denen die lumbung member arbeiten, und den Bedingungen, die ihre Praxen bestimmen. Die Reihe untersucht, wie wir gegenseitig von unseren jeweiligen ökologischen, ökonomischen und Bildungsmodellen lernen können. In der ersten Ausgabe sprechen die lumbung member Jatiwangi art Factory und The Question of Funding mit der Autorin Rayya Badran über ihre Arbeit und deren Beziehung zu Land. Die beiden lumbung member nehmen Lieder und Klänge, deren Rhythmus direkt dem Boden entspringt, zum Ausgangspunkt, um über zivilgesellschaftliche Arbeit nachzudenken, und darüber, wie es klingt, gemeinsam gegen Enteignung zu kämpfen.
lumbung member
Die vierzehn lumbung member der documenta fifteen sind Kollektive und Organisationen, die von ruangrupa und dem Künstlerischen Team eingeladen wurden, mit ihnen gemeinsam in einem langfristig angelegten Prozess Ressourcen zu teilen und Freund*innenschaften zu pflegen. Als Teil dieses Prozesses treffen sich die lumbung member regelmäßig online, um ein Netzwerk zu bilden, das für das Wohlergehen ihrer lokalen Praxen und Communities sorgt, nicht nur während der documenta fifteen, sondern darüber hinaus.
lumbung konteks: Listening to The Land, The Land itself
Sonntag, 5. Dezember 2021, 13.30 Uhr (MEZ), 14.30 Uhr (EET), 19.30 Uhr (WIB)
Mit Jatiwangi art Factory und The Question of Funding
Moderiert von Rayya Badran
In englischer Sprache mit Simultanübersetzung in deutsche Sprache und Gebärdensprache (International Sign)
Livestream via YouTube
Im Gespräch
Die 2005 gegründete Jatiwangi art Factory (JaF) ist ein Gemeinschaftsprojekt für zeitgenössische Kunst und kulturelle Praktiken und versteht sich als Teil des lokalen Diskurses in einer ländlichen Gegend. Unter Mitwirkung großer Teile der Bevölkerung betreibt JaF unter anderem ein Videofestival, ein Musikfestival, ein Residency-Programm, eine Diskussionsreihe sowie einen TV- und Radiosender. Die Arbeiten von JaF waren in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungsorten zu sehen, unter anderem im Museum of Modern and Contemporary Art, Seoul (2020), auf der Asian Art Biennial, Taichung (2017), der Gwangju Biennale (2016), der Copenhagen Alternative Art Fair (2016), SONSBEEK ’16, Arnheim (2016) und im Stedelijk Museum, Amsterdam (2013) sowie auf der Jakarta Contemporary Ceramic Biennale (2012).
The Question of Funding ist ein stetig wachsendes Kollektiv Kulturschaffender und Community Organizer aus Palästina. Anliegen ist es, die Förderwirtschaft sowie die Kultur, die diese in Palästina und der Welt produziert, durch die Schaffung einer politisch und kulturell engagierten Wirtschaftsweise zu verändern. Das Kollektiv reicht jenen die Hand, die in ihrem Leben und ihrer Arbeit versuchen, die Förderwirtschaft zu unterlaufen und zu kritisieren. Es hat sich die Produktion, Dokumentation, Ansammlung und Verbreitung von Wissen in einer breiten Gemeinschaft zum Ziel gesetzt.
Rayya Badran ist Autorin, Übersetzerin und Lehrende. Sie lebt in Beirut.
Undine Schäfer ist Gebärdendolmetscherin in Göttingen.
https://i0.wp.com/nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2021/11/konteks.png?fit=800%2C533&ssl=1533800NH-Jhttps://nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2023/02/Nordhessenjournal.jpgNH-J2021-11-30 09:00:362021-11-29 20:09:44documenta fifteen stellt neue Gesprächsreihe lumbung konteks vor
Neun Monate vor ihrer Eröffnung gibt die documenta fifteen die lumbung-Künstler*innen der Ausstellung bekannt. Die Bezeichnung „lumbung-Künstler*in“ bezieht sich auf die Praxis des lumbung, die im Zentrum der documenta fifteen steht. Sie liegt auch der Zusammenarbeit der Künstlerischen Leitung ruangrupa und des Künstlerischen Teams mit den beteiligten Künstler*innen zugrunde.
Zusammenkünfte in kleineren und größeren Arbeitsgruppen, so genannte majelis, sind ein zentrales Format im lumbung-Prozess:
„Wir – ruangrupa, das Künstlerische Team und die vierzehn lumbung member – haben bereits frühzeitig begonnen, zur Vorbereitung der documenta fifteen regelmäßige majelis abzuhalten. Auch die lumbung-Künstler*innen haben wir eingeladen, sich in mini-majelis zu treffen.
Innerhalb dieser mini-majelis können die Beteiligten sich bereits im Vorfeld der Eröffnung kennenlernen und einander ihre Praxis und ihre für die documenta fifteen geplanten Projekte vorstellen, Fragen diskutieren oder sich gegenseitig im künstlerischen Prozess beraten. Durch Ressourcenteilung und gemeinsame Entscheidungsfindung im Sinne von lumbung werden kollektive Arbeitsweisen innerhalb jeder mini-majelis erprobt.
Die mini-majelis sind so auf langfristigen Austausch und nachhaltige Verbindungen auch über die documenta fifteen hinaus ausgerichtet. Ihre Zusammensetzung ist durch die unterschiedlichen Zeitzonen geprägt, in denen die Künstler*innen und Kollektive leben und kommunizieren. In unregelmäßigen Abständen kommen außerdem alle an der documenta fifteen Beteiligten in großen majelis akhbar zusammen.“
Angeordnet in der Struktur ihrer mini-majelis mit ihren jeweiligen Zeitzonen zählen zu den ausstellenden lumbung-Künstler*innen der documenta fifteen:
ikkibawiKrrr / KST
ook_reinaart vanhoe / CET
Richard Bell / AEST
Taring Padi / WIB
Wakaliwood / EAT
*
Agus Nur Amal PMTOH / WIB
Arts Collaboratory / diverse Zeitzonen
Black Quantum Futurism / EST
Chimurenga / SAST
Jumana Emil Abboud / EET
Nino Bulling / CET
Subversive Film / CET, EET
*
Cinema Caravan und Takashi Kuribayashi / JST
Kiri Dalena / PHT
Nguyen Trinh Thi / ICT
Safdar Ahmed / AEST
Sakuliu / TST
*
Atis Rezistans | Ghetto Biennale / EST, WET
Marwa Arsanios / CET
Sourabh Phadke / WET, IST
yasmine eid-sabbagh / BT, WT
*foundationClass*collective / CET
*
Alice Yard / AST
Erick Beltrán / CET
LE 18 / WAT
MADEYOULOOK / SAST
Party Office b2b Fadescha / IST
Serigrafistas queer / ART
*
Amol K Patil / IST
BOLOHO / CST
Cao Minghao & Chen Jianjun / CST
CHANG En-man / TST
Sa Sa Art Projects / ICT
*
Hamja Ahsan / WET
Jimmie Durham / CET
La Intermundial Holobiente / WET, ART, EST
Pınar Öğrenci / CET
Saodat Ismailova / UZT
*
Baan Noorg Collaborative Arts and Culture / ICT
Dan Perjovschi / EET
Fehras Publishing Practices / CET
Nhà Sàn Collective / ICT
The Nest Collective / EAT
*
Another Roadmap Africa Cluster (ARAC) / WAT, CAT, EAT
Archives des luttes des femmes en Algérie / WAT
Asia Art Archive / HKT
Centre d’art Waza / CAT
El Warcha / WAT
Graziela Kunsch / BRT
Keleketla! Library / SAST
Komîna Fîlm a Rojava / EET
Sada [regroup] / AST
Siwa plateforme – L’Economat at Redeyef / WAT
The Black Archives / CET
Viele lumbung-Künstler*innen konnten in diesem Sommer bereits Kassel besuchen, um vor Ort für ihre Projekte zu recherchieren, weitere Beteiligte der documenta fifteen zu treffen und lokale Akteur*innen und Kollektive kennenzulernen. Informationen zu den einzelnen lumbung-Künstler*innen finden Sie hier.
Die Veröffentlichung der ausstellenden lumbung-Künstler*innen erfolgt in Kooperation mit dem Straßenmagazin Asphalt. Der dafür konzipierte Beitrag von ruangrupa und dem Künstlerischen Team kann hier online abgerufen werden. Die komplette Asphalt-Ausgabe ist ab sofort auf den Straßen von Kassel, Göttingen und Hannover sowie über vertrieb@asphalt-magazin.de sowohl im Versand als auch digital erhältlich.
Vom 18. Juni bis 25. September 2022 findet die documenta fifteen unter der Künstlerischen Leitung von ruangrupa an verschiedenen Orten in Kassel statt. Das Künstler*innenkollektiv aus Jakarta hat der fünfzehnten Ausgabe der documenta die Werte und Ideen von lumbung (indonesischer Begriff für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune) zugrunde gelegt. Als künstlerisches und ökonomisches Modell fußt lumbung auf Grundsätzen wie Kollektivität, gemeinschaftlichem Ressourcenaufbau und gerechter Verteilung und verwirklicht sich in allen Bereichen der Zusammenarbeit und Ausstellungskonzeption. Iumbung wird die gemeinschaftliche Praxis von ruangrupa und dem Künstlerischen Team, den lumbung member und lumbung-Künstler*innen und allen Teilnehmenden auf dem Weg zur documenta fifteen im Jahr 2022 und darüber hinaus sein.
Weitere Beteiligte über die Ausstellung hinaus werden noch bekannt gegeben.
Legende der Zeitzonen
AEST: Australian Eastern Standard Time (Ostaustralische Zeit)
ART: Argentinian Time (Argentinische Zeit)
AST: Atlantic Standard Time (Atlantische Zeit)
BRT: Brasília Time (Brasília-Zeit)
BT: Baghdad Time (Baghdad-Zeit)
CAT: Central African Time (Zentralafrikanische Zeit)
CET: Central European Time (Mitteleuropäische Zeit)
CST: China Standard Time (Chinesische Zeit)
EAT: East African Time (Ostafrikanische Zeit)
EET: Eastern European Time (Osteuropäische Zeit)
EST: Eastern Standard Time (Ostküstenzeit)
HKT: Hong Kong Time (Hongkong-Zeit)
ICT: Indochina Time (Indochinesische Zeit)
IST: India Standard Time (Indische Zeit)
JST: Japan Standard Time (Japanische Zeit)
KST: Korea Standard Time (Koreanische Zeit)
PHT: Philippine Time (Philippinische Zeit)
SAST: South African Standard Time (Südafrikanische Zeit)
TST: Taiwan Standard Time (Taiwanesische Zeit)
UZT: Uzbekistan Time (Usbekische Zeit)
WAT: West African Time (Westafrikanische Zeit)
WET: Western European Time (Westeuropäische Zeit)
WIB: Waktu Indonesia Barat (Westindonesische Zeit)
WT: Western Sahara Standard Time (Westsahara-Zeit)
https://i0.wp.com/nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2021/02/documenta-1.jpg?fit=800%2C533&ssl=1533800NH-Jhttps://nordhessen-journal.de/wp-content/uploads/2023/02/Nordhessenjournal.jpgNH-J2021-10-05 14:00:462021-10-04 22:07:45documenta fifteen gibt lumbung-Künstler*innen der Ausstellung bekannt