Besuchermagnet und historisches Kleinod wieder für Besucher*innen zugänglich

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Wiedereröffnung der Löwenburg im UNESCO Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe

 

Heute haben Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn und Finanzstaatssekretär Dr. Martin Worms die Löwenburg wiedereröffnet. Eingebettet in den Bergpark Wilhelmshöhe ist die Löwenburg Teil der Museumslandschaft Hessen Kassel und seit dem Jahr 2013 Weltkulturerbe. Ende des 18. Jahrhunderts als eine der ersten sogenannten pseudomittelalterlichen Burgruinen Europas erbaut, leisteten ihr Erbauer, Landgraf Wilhelm IX., der spätere Kurfürst Wilhelm I., und sein Architekt Heinrich Christoph Jussow mit ihrem Bau einen wesentlichen Beitrag zur pseudomittelalterlichen Architektur der beginnenden Romantik. Und sie war auch ein politisches Statement, das sich hinter ihrer pittoresken Erscheinung verbirgt. So sollte sie insbesondere die Funktion eines fiktiven Stammschlosses übernehmen und damit die herrschaftliche Legitimation des altehrwürdigen Fürstenhauses unterstreichen. Seit Ende des Jahres 2015 wurde die Löwenburg durch das Land Hessen in aufwendigen Arbeiten saniert und restauriert. Nun sind die Arbeiten an der Beletage sowie am wiederaufgebauten Bergfried abgeschlossen, die Räumlichkeiten sind ab sofort für die Besucher*innen wieder zugänglich.

 

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „Mit der Wiedereröffnung der Löwenburg wird der historische Bergpark Wilhelmshöhe wieder um eine Attraktion reicher. Die Löwenburg gilt als eine der ersten pseudomittelalterlichen Burgruinen Europas und ist deshalb für das Parkensemble, das aufgrund seiner einzigartigen Bau- und Gartenkunst seit 2013 zum UNESCO-Welterbe zählt, ein bedeutender Bestandteil. Umso glücklicher sind wir, dass wir nun den im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bergfried, der auch für die Löwenburg charakteristisch ist, wiedererrichten konnten. Zusammen mit den nahezu original eingerichteten Innenräumen aus dem Jahr 1816 wird so ein Teil der hessischen Geschichte wieder erlebbar und ermöglicht den Besucher*innen ein unvergessliches Erlebnis.“

 

Finanzstaatssekretär Dr. Martin Worms: „Seit Beginn der Sanierung vor 15 Jahren hat das Land Hessen rund 40 Millionen Euro in die Löwenburg investiert – mit einem Ergebnis, das sich sehen lassen kann. An dem Wiederaufbau und der Rekonstruktion haben viele engagierte Fachleute mitgewirkt. Der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH), Fachplanung, Denkmalpflege und Schlösserverwaltung haben hier zusammen mit dem Handwerk ganze Arbeit geleistet. Der wiedererrichtete Bergfried gibt der romantischen Ruine nun 75 Jahre nach Kriegsende ihre ursprüngliche Silhouette zurück und in den Innenräumen wird der ursprüngliche Charakter des Schlosses erlebbar.“

 

Durch einen Bombentreffer wurde 1945 der Bergfried vollkommen zerstört und große Teile der übrigen Gebäude wurden verwüstet. Glücklicherweise war die mobile Inneneinrichtung rechtzeitig evakuiert worden, so dass es hier kaum Verluste gab. Nachdem seit Kriegsende bereits in mehreren Abschnitten zerstörte Gebäudeteile gesichert, teilweise wiederaufgebaut und auch eingerichtet werden konnten, stellte das Land Hessen die nötigen Finanzmittel bereit, um mit der umfassenden Instandsetzung und Rekonstruktion der herrschaftlichen Gebäudeteile auf der Ostseite der Anlage beginnen zu können. Dabei musste sehr viel Zeit auf die detaillierte Planung verwendet werden, da dieses Bauwerk so komplex und einzigartig ist, dass sich Erfahrungen von anderen Denkmalen nur sehr begrenzt übertragen lassen.

 

Die zentrale Entscheidung bestand darin, den seit dem Krieg gehegten Wunsch, den Bergfried wiederaufzubauen, tatsächlich in die Tat umzusetzen. Damit konnte das äußere, wehrhafte Erscheinungsbild wiederhergestellt werden. Gleichzeitig war dieser Wiederaufbau auch die Voraussetzung, um die Burg im Inneren wieder so einrichten zu können, wie sie Wilhelm I. 1816 sehen wollte. Die repräsentativen Räume des Damen- und des Herrenappartements präsentieren sich mit minimalen Veränderungen so, wie sie 1816 eingerichtet waren.

Ein wesentliches Qualitätsmerkmal bei allen ausgeführten Arbeiten der letzten Jahre ist die handwerkliche Herangehensweise. Von der fachgemäßen Instandsetzung der Fassade durch Steinmetze, über handgeschmiedete Fensterbeschläge, gehobelte Parkettböden bis zur aufwendig restaurierten Perltapete wurde großer Wert auf ein in sich stimmiges Gesamtbild gelegt. Damit wird nicht nur ein denkmalpflegerisch herausragendes Werk abgeschlossen. Es wurde dabei gleichzeitig ein großer Erfahrungsschatz zu handwerklichen Techniken, die teilweise nur noch selten oder auch gar nicht mehr ausgeübt werden, aufgebaut.

 

Allen Besucher*innen präsentiert sich eine Löwenburg, in der sie der Idee des Bauherrn so nahekommen können, wie seit über einhundert Jahren nicht mehr. Ähnlich, wie bei Schloss Neuschwanstein, zeichnet sich die Löwenburg durch eine sehr persönliche, oft auch eigenwillige Gestaltung aus, was einen Teil der Faszination ausmacht, die von ihr ausgeht.

 

Höhepunkt und Abschluss des Rundgangs ist der Aufstieg zum wiederaufgebauten Bergfried, von dem aus man einen einmaligen Rundblick vom Herkulesbauwerk über den Bergpark Wilhelmshöhe und die Stadt Kassel bekommt.

 

alle Bilder ©Bernd Schoelzchen


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