Aufgemalte Eislandschaft im Betonbunker

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PETA und ProWal wollen traurigsten Eisbären der Welt aus chinesischem Vergnügungspark retten

Shenzhen (China) / Radolfzell / Stuttgart, 21. August 2017 – Eisbären retten: Pezoo lebt seit 2014 im Vergnügungspark Xiaomeisha Sea World nahe der chinesischen Metropole Shenzhen. Andreas Morlok von der Organisation ProWal aus Radolfzell stieß Anfang 2017 während seiner Recherchen über Delfinarien in China zufällig auf das Eisbärengehege und filmte die Qualen des Tieres. Anschließend wandte er sich an PETA Deutschland e.V., um sich gemeinsam mit der Tierrechtsorganisation für ein besseres Leben für den Eisbären einzusetzen. Pezoo wird in einem etwa 30 Quadratmeter kleinen Gehege gefangen gehalten, in dem es lediglich ein kleines Becken zum Schwimmen, jedoch kein Tageslicht gibt. Auf der Wand des Geheges ist eine weite Eislandschaft aufgemalt, Pezoos Umgebung besteht allerdings lediglich aus Beton und Glas. Permanent klopfen Besucher an die Glasscheiben und schreien herum, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen und Selfies mit ihm machen zu können. Das „Leben“ des Eisbären ist von Leid und Entbehrungen geprägt. In einer Onlinepetition fordern PETA Deutschland, PETA Asien und die Organisation ProWal die Geschäftsführung des Vergnügungsparks auf, Pezoo in eine tiergerechte Einrichtung zu überführen.

„Ich war schockiert, als ich Pezoo in seiner winzigen Zelle sah. Das arme Tier zeigte verschiedene Formen von Zwangsstörungen und wurde dafür auch noch ausgelacht. Ich hatte den Eindruck, wenn der Eisbär die Möglichkeit gehabt hätte, sich umzubringen, dann hätte er es auch getan“, sagt Andreas Morlok von der Wal- und Delfinschutzorganisation ProWal.

„Uns ist weltweit keine schlimmere Eisbärenhaltung bekannt“, ergänzt Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin für Zoo und Zirkus bei PETA. „Mit der aufgemalten Eislandschaft scheinen die Verantwortlichen seine Qual noch zu verspotten.“

Die Gefangenschaft wirkt sich merklich auf das physische und psychische Wohlbefinden von Pezoo aus; er fristet ein Dasein voller Entbehrungen. Dem Eisbären fehlt es an geistiger Anregung und an Platz, und so zeigt er bereits Anzeichen einer „Zoonose“: abnormale, stereotype Verhaltensweisen, wie das wiederholte Beißen in seine Vorderbeine, das Betasten seines Gesichts mit der Pfote oder das Reiben an einem Wandbild in seinem Gehege, das wie eine arktische Landschaft aussehen soll, die Pezoo niemals kennengelernt hat.

Eisbären sind die größten an Land lebenden Fleischesser der Erde. Den Großteil ihrer Zeit verbringen sie mit der Jagd auf Robben auf dem arktischen Eis. Ihr Revier erstreckt sich oftmals über hunderte Kilometer, und im offenen Meer können sie mehr als 300 Kilometer weit vom Land aus zurücklegen. Pezoos Gehege bei Sea World bietet ihm nur einen winzigen Bruchteil dieses Platzanspruchs.

 

Weil Zoogehege nicht annähernd das Bewegungs- und Wanderbedürfnis von Eisbären befriedigen können, entwickeln viele der Tiere schwere Verhaltensstörungen. Die seelische Erkrankung zeigt sich bei nahezu allen Eisbären in Gefangenschaft anhand ständig wiederholter Bewegungsabläufe, sogenannter Verhaltensstereotypien. Auch nahezu alle der rund 30 Eisbären, die derzeit in 13 deutschen Zoos eingesperrt sind, laufen endlose Runden im Kreis oder schwingen mit ihrem Kopf und Körper in immer gleichen Abläufen.

 

PeTA

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