Afrikas Menschenaffen in Not

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Afrikas Menschenaffen werden bis 2050 voraussichtlich den größten Teil ihres Lebensraumes verlieren. Das ist das Ergebnis einer Studie von über 60 Wissenschaftler:innen verschiedener Organisationen, die am Montag in der Fachzeitschrift Diversity and Distributions veröffentlicht wurde. Bis zu 94 Prozent ihres heutigen Verbreitungsgebiets werden danach für Gorillas, Bonobos und Schimpansen bis zur Mitte des Jahrhunderts unbewohnbar sein. Als Treiber der Zerstörung identifizieren die Autor:innen die Auswirkungen der Erderhitzung, Landnutzungsänderungen (in der Regel die Abholzung von Wäldern) sowie menschliches Bevölkerungswachstum.  
 
„Gorillas, Bonobos und Schimpansen blicken in eine düstere Zukunft“, sagt Dr. Ilka Herbinger, Programmleiterin für Zentral- und Westafrika beim WWF und Co-Autorin der Studie. „In vielen Regionen Afrikas drohen unsere nächsten Verwandten schon bald auszusterben. Wir müssen dringend den Klimakollaps stoppen, die Zerstörung der Wälder aufhalten, neue und gemeindebasierte Schutzgebiete einrichten und miteinander vernetzen. Das ist unsere einzige Chance, das Menschenaffen-Massensterben soweit wie möglich abzumildern.“  
 
Für die Studie „Predicting range shifts of African apes under global change scenarios” haben die Forscher:innen die Auswirkungen von Klima-, Landnutzungs- und Bevölkerungsänderungen in den Verbreitungsgebieten afrikanischer Menschenaffen unter Best- und Worst-Case-Szenarien untersucht. Im Best-Case-Szenario gehen die CO2-Emissionen langsam zurück, im Worst-Case-Szenario steigen sie weiter ungebremst an. Letzteres führe dazu, dass die Tiere bis 2050 94 Prozent ihres Verbreitungsgebietes verlieren, im günstigeren Szenario fallen 85 Prozent der Gebiete weg. Besonders betroffen sind in beiden Szenarien die Lebensräume außerhalb von Nationalparks und anderen geschützten Gebieten, wo zwischen 50 (Best Case) und 61 Prozent (Worst Case) der Lebensraumverluste anfallen. 
 
Entscheidend für das Schicksal der Menschenaffen sei auch die Frage, inwiefern sie von ihren derzeitigen, von Zerstörung bedrohten Verbreitungsgebieten in neue Areale umsiedeln könnten. So sind beispielsweise Gebirge für einige Menschenaffenarten als Lebensraum derzeit weniger geeignet als Tieflandgebiete. Die Erderhitzung werde das vielerorts jedoch ändern: Tieflandgebiete werden wärmer und trockener und weniger Nahrung bereithalten, während die nahegelegenen Berge die vormals in den Tieflandgebieten herrschenden Bedingungen annehmen. Wenn die Tiere in der Lage sind, aus dem Tiefland in die Berge zu wandern, könnten sie theoretisch dort überleben und ihr Verbreitungsgebiet sogar ausweiten.  
 
„Flüchten oder lokal aussterben – vor dieser Alternative werden unzählige Tier- und Pflanzenarten stehen. Die Erderhitzung wird sie dazu zwingen, sich neue Lebensräume zu suchen, aber in den meisten Fällen wird die Zeit nicht reichen, um auszuweichen. Viele Arten werden einfach verschwinden“, so Ilka Herbinger.  
 
„Wir sehen anhand der Studie, wie Klima- und Landnutzungsänderungen sowie die menschliche Bevölkerungsentwicklung die Verbreitung der afrikanischen Menschenaffen einschränken“, sagt Joana Carvalho, Postdoktorandin an der Liverpool John Moores University und Hauptautorin der Studie. „Wichtig ist, dass ein besonders massiver Verlust des Verbreitungsgebiets außerhalb von Schutzgebieten zu erwarten ist. Diese Erkenntnis zeigt uns, wie unzulänglich die Schutzgebietsnetzwerke in Afrika derzeit sind, um geeignete Lebensräume für Menschenaffen zu erhalten und die Populationen miteinander zu verbinden.“  

 

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OV von WWF Deutschland

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