Tod im Netz

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Anlässlich des Welt-Delfintags am heutigen Tag warnt der WWF vor den Folgen der Fischerei für die Meeressäuger. Bis zu 300.000 Wale und Delfine sterben schätzungsweise jedes Jahr als Beifang in Fischernetzen. „Fischerei ist die größte einzelne Bedrohung für Delfine und für die marine Artenvielfalt insgesamt. Sind sie einmal in ein Fischernetz verstrickt, können Delfine nicht zum Atmen an die Wasseroberfläche und ersticken“, sagt Heike Zidowitz, Expertin für den Schutz mariner Arten beim WWF Deutschland. Besonders gefährlich sind kilometerlange Kiemen- und Stellnetze, die wie Wände senkrecht im Wasser aufgespannt werden. Die Netzmaschen bestehen aus dünnem Nylonmaterial, das Delfine mit Hilfe ihrer Echo-Ortung nicht wahrnehmen können und in die tödliche Falle schwimmen.

Die Auswirkungen solcher Fischerei können artbedrohend werden, wie das Schicksal der kleinsten Delfine der Welt zeigt. Nur noch 63 Maui-Delfine leben in ihrem einzigen und sehr kleinen Verbreitungsgebiet an der Küste von Neuseelands Nordinsel. Der WWF und Partner setzen jetzt spezielle Drohnen in Verbindung mit künstlicher Intelligenz ein, um zu erforschen wie Maui-Delfine ihr Gebiet zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten nutzen, damit sie besser geschützt werden können. Erstmals wird ein ganzjähriges Monitoring möglich, bei dem einzelne Tiere identifiziert und ihre Wanderungen über mehrere Stunden beobachtet werden können. „Die Maui-Delfine sind so stark bedroht, dass man jeden Bedrohungsfaktor aus dem Weg räumen und die richtigen Meereszonen schützen muss, wenn wir die Art nicht für immer verlieren wollen“, so Zidowitz.  

Doch auch in europäischen Gewässern fallen Delfine noch immer der Fischerei zum Opfer. An den Stränden der Biskaya wurden allein in den letzten zwei Jahren im Winter mehr als 1000 tote Delfine mit charakteristischen Verletzungen durch Fischereigerät angespült. Die Sterblichkeitsrate dieser Fischerei liegt weit höher, bei schätzungsweise 10.000 Delfinen jährlich. Eine temporäre Schließung der Fischerei in den kritischen Wintermonaten wurde auch dieses Jahr nicht vorgenommen – obwohl alle Walarten in europäischen Gewässern vor mutwilliger Störung und Fang geschützt sind. Dieser Schutz muss ernstgenommen und durchgesetzt werden fordert der WWF. „Um Delfine und die marine Artenvielfalt insgesamt zu bewahren, braucht es fischereifreie Schutzgebiete als Rückzugsraum. Hier können sich auch die Fischbestände erholen, auf die die Meeressäuger als Nahrung angewiesen sind“, so WWF-Expertin Zidowitz. Weiterhin nötig sind laut WWF umfassende Beifang-Vermeidungstechniken wie Pinger oder LED-Lampen, die an den Netzen angebracht, Delfine vor dem Hineinschwimmen warnen oder aus dem direkten Umfeld vertreiben. Auch die Kontrolle an Bord von Schiffen durch Kameras (Remote Electronic Monitoring) erhöht Kenntnis und Umfang mitgefangener Arten und stärkt die Kontrolle. Damit noch lebende mitgefangene Tiere sicher und schonend zurück ins Wasser gesetzt werden können, müssen Fischer in entsprechenden Methoden geschult werden.

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OC von WWF Deutschland

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