„Moderne Software-Lösungen für eine smarte Polizei“

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Innenminister eröffnet „INNOVATION HUB 110“ der hessischen Polizei in Frankfurt /Neue Verkehrsunfall-App vorgestellt / Handvenenscanner bereits im Pilotbetrieb

Wiesbaden/Frankfurt. Die hessische Polizei setzt gezielt auf modernste Software, um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in Hessen zu gewährleisten. Dies betonte Innenminister Peter Beuth anlässlich der Eröffnung des neuen „INNOVATION HUB 110“ der hessischen Polizei in Frankfurt am Main.

„Für die Entwicklung anwenderorientierter und smarter IT-Lösungen steht ab sofort und bundesweit einmalig unser modernes ‚INNOVATION HUB 110‘ zur Verfügung. In der neuen Software-Schmiede der hessischen Polizei arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Start-Up-Atmosphäre an der Entwicklung innovativer IT-Lösungen. Die neue Dienststelle nimmt damit deutschlandweit eine Vorreiterrolle ein. Hier vernetzen wir Vertreter der Polizeien der Länder und des Bundes, aber auch aus Wissenschaft und Technik, um neue Programme zur Erleichterung des Dienstalltages auf den Weg zu bringen. Der Vorteil liegt auf der Hand. Mit den zu entwickelnden Software-Anwendungen wollen wir die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen erleichtern. Sie sollen dadurch in die Lage versetzt werden, sich künftig noch stärker auf ihre Kernaufgabe, die Abwehr von Gefahren und die Verfolgung von Straftaten, zu konzentrieren. Von diesem neuen IT-Thinktank profitieren insbesondere die Bürgerinnen und Bürger, die schon heute in einem der sichersten Bundesländer leben und sich auch künftig auf ihre smarte hessische Polizei verlassen können“, hob Innenminister Peter Beuth anlässlich der Eröffnung der neuen Dienststelle hervor.

Das INNOVATION HUB 110 der hessischen Polizei umfasst 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, es gehört organisatorisch zum Hessischen Polizeipräsidium für Technik (HPT). Die neue Polizei-Dienststelle verfügt über mehr als 900 Quadratmeter Grundfläche und wird zeitnah auf eine Personalstärke von 35 Kolleginnen und Kollegen ausgebaut.

 

Verkehrsunfall-App: Mehr Zeit für den Streifendienst

Als eine der ersten Eigenentwicklungen des INNOVATION HUB 110 wurde für die Polizeibeamtinnen und -beamten eine neue Verkehrsunfall-App vorgestellt. Durch diese wird sich der Verwaltungsaufwand im Dienstalltag bei der Aufnahme von Verkehrsunfällen deutlich reduzieren. Statt Notizblock und Stift sowie erneute Eingabe in den Polizei-Computer auf der Dienststelle, können die Kolleginnen und Kollegen künftig alle Angaben zum Unfallgeschehen sowie Bildmaterial mittels der Applikation datenschutzkonform noch an der Unfallstelle über Smartphone in das Polizeisystem eingeben. Im Rahmen eines Pilotprojektes beim 13. Revier des Polizeipräsidiums Frankfurt am Main konnte festgestellt werden, dass sich die Unfallaufnahmezeit um etwa die Hälfte reduzieren lässt.

„Rund 400 Verkehrsunfälle müssen in Hessen pro Tag polizeilich erfasst und auf der Dienststelle nochmalig in das Polizei-System eingegeben werden. Die Unfallaufnahme und -verarbeitung machen damit seit jeher einen erheblichen Teil polizeilicher Arbeit aus. Mit der entwickelten App können Verkehrsunfälle zukünftig schneller aufgenommen werden, was dazu führen wird, dass mehr Zeit für die Bestreifung und Kontrolle unserer Straßen und Plätze zur Verfügung steht. Diese technische Neuerung führt damit auch zu einem verbesserten Bürgerservice. Unnötige Wartezeiten bei der Verkehrsunfallaufnahme und Verzögerungen bei der Weiterverarbeitung der Daten werden damit weiter minimiert“, sagte Innenminister Peter Beuth.

Baldmöglichst wird jeder hessische Streifenpolizist über ein eigenes Smartphone mit den entsprechenden Polizei-Applikationen verfügen. In den kommenden Jahren werden weitere mobile Endgeräte sukzessive zur Verfügung gestellt, um unsere Polizistinnen und Polizisten Hessen bedarfsgerecht auszustatten.

Sicherheit der Polizeisysteme: Pilotprojekt mit Venenscanner gestartet

Im Hinblick auf Datenabfragen aus polizeilichen Systemen hat die hessische Polizei seit Dezember 2018 die Sensibilität der Beschäftigten weiter erhöht und strenge Kontrollmechanismen eingeführt. Zu diesem gehören anlassunabhängige Stichprobenkontrollen, die Nennung des Abfragegrunds bei jedem Abruf sowie eine tiefergehende Überprüfung jeder 50. Abfrage im polizeilichen Auskunftssystem (POLAS). Darüber hinaus werden alle individuellen Zugangsberechtigungen für die gesamte hessische Polizei in einem dreiwöchigen Turnus zurückgesetzt und neu vergeben. Die polizeilichen Sperrbildschirme aktivieren sich mittlerweile bereits nach drei Minuten Inaktivität und jeder Polizist in Hessen muss sich beim Verlassen des Raumes von seinem Computer abmelden.

Um die Sicherheit bei der Abfrage von Bürgerdaten in Polizeisystemen zu erhöhen, wird im Rahmen eines Pilotprojektes auf der Polizeistation in Rüsselsheim derzeit der Einsatz von biometrischen Handvenenscannern für den Dienstalltag getestet.

„Wir nehmen die in den vergangenen Monaten aufgekommenen Vorwürfe gegenüber der Polizei sehr ernst. Eine hohe Verfügbarkeit von Daten bedeutet auch ein hohes Maß an Verantwortung. Die Überprüfung der Identität mittels biometrischer Methode mit dem Handvenenscanner gilt bereits als sehr sicher. Zusätzlich werden die Polizistinnen und Polizisten nach Erkennung ihrer Handvenenbiometrie über das Gerät nochmals in POLAS ihre individuelle Kennung eingeben müssen. Mit dieser Zwei-Faktor-Authentifizierung wollen wir die größtmögliche Sicherheit bei der Datenabfrage erreichen, ohne dass der Ablauf im Arbeitsalltag zu stark eingeschränkt wird. Dieses bundesweit einmalige Pilotprojekt zeigt, wie schnell und ergebnisorientiert die hessische Polizei mit Unterstützung des INNOVATION HUB 110 an guten IT-Lösungen arbeitet“, hob Landespolizeipräsident Roland Ullmann hervor.

Insgesamt fünf Handvenenscanner samt Software zur Erkennung, Speicherung und Authentisierung der Daten sind auf der Polizeistation in Rüsselsheim aktuell bereits im Einsatz und werden bis Ende des Jahres im Echtbetrieb getestet. Die kleinen Handvenenscanner ermöglichen den Nutzern den Anmeldevorgang am Rechner in Sekundenbruchteilen vorzunehmen oder die Bildschirmsperre wieder aufzuheben.

Innovative Entwicklungen

Seit vielen Jahren nutzt die hessische Polizei den technischen Fortschritt zur Steigerung der Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger in Hessen. Beispiele für die Innovationskraft der hessischen Polizei gibt es viele. Die effektive Prognose-Software „KLB-operativ“ ist beispielsweise eine Eigenentwicklung der hessischen Polizei und bereits seit 2016 im Einsatz. Sie dokumentiert und analysiert vergangene Wohnungseinbruchdiebstähle (WED) und stellt sie als georeferenzierte Datengrundlage den sieben hessischen Polizeipräsidien für die Einsatzplanung zur Verfügung. Die hessische Polizei hat ihre Software mittlerweile durch eine eigens entwickelte „WED-WebApp“ erweitert. Mit hessenDATA verfügt die hessische Polizei über eine digitale Analyseplattform zur Bekämpfung von Terrorismus, Extremismus und Schwerer Kriminalität. Seit 2019 steht den operativen Einheiten im Staatsschutz „hessenDATA mobile“ in Einsatzsituationen zur Verfügung. Auch das neue Einsatzführungssystem (EFS) der hessischen Polizei setzt bundesweit Maßstäbe, indem Streifenwagen-Standorte mittels Satellitenortung (GPS) bei Sofort- und Sonderlagen an die Leitstellen übertragen werden und damit eine bessere Einsatzplanung ermöglichen.

Im vergangenen Jahr wurde die Sicherheitsapp hessenWARN vorgestellt. Rund 700.000 regelmäßige Nutzer informieren sich bereits über Warnungen und mögliche Gefahren in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. HessenWARN wird die Grundlage für ein kommunales Frühwarnsystem sein. Bürger sollen verschiedenste Meldungen absetzen können, die allesamt die Kommune und die Polizei in die Lage versetzen, noch unmittelbarer auf Störungen des Sicherheitsgefühls oder Meldungen zur Sicherheitslage zu reagieren. Unabhängig von Zuständigkeiten soll so eine nutzerfreundliche, zentrale und digitale Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger geschaffen werden, die von der Meldung von Hasskommentaren oder extremistischen Inhalten bis hin zur Neugestaltung der polizeilichen Onlinewache reicht. Auch diese Fortentwicklungen finden im INNOVATION HUB 110 statt.

„Wir wollen den Bürgerinnen und Bürgern ein einfaches und niedrigschwelliges Angebot machen, die Sicherheit in der eigenen Nachbarschaft mitzugestalten und mit den Sicherheitsbehörden des Landes und den Kommunen in den Dialog zu treten. So können wir gemeinsam lokale Frühwarnsysteme aufbauen, die dank der direkten Analyse durch unsere Sicherheitsexperten einen echten Mehrwert für die subjektive und objektive Sicherheitslage vor Ort und damit auch für ganz Hessen bieten können. Die Vision dahinter ist einfach: Jeder Bürger soll jederzeit die Möglichkeit haben, sich auf möglichst einfache Art und Weise – beispielsweise per App – an die Behörden des Landes und der Kommunen zu wenden, um seine eigene Umgebung sicherer zu machen. Mit dem INNOVATION HUB 110 haben wir eine zentrale Dienststelle geschaffen, die solche Vorhaben weiterentwickelt“, erklärte Innenminister Peter Beuth.

 

Rekordinvestitionen für die Innere Sicherheit

Die Hessische Landesregierung investiert 2020 so viel Geld wie noch nie in den Bereich der Inneren Sicherheit. Während vor 20 Jahren noch 766 Millionen Euro für die Polizei im Haushalt zur Verfügung standen, liegt der Wert im Jahr 2020 bei 1,8 Milliarden Euro. Das Land investiert dabei in Ausstattung, Software und Personal. Bis 2025 werden über 16.000 Planstellen für ausgebildete Polizistinnen und Polizisten in Hessen zur Verfügung stehen.

„Mit unseren Maßnahmen wollen wir Hessen noch sicherer machen. Sie zielen aber auch darauf ab, die Attraktivität des Polizeiberufs weiter zu steigern und möglichst viele Bewerberinnen und Bewerber für die zusätzlichen Stellen bei der hessischen Polizei zu gewinnen. Mit unseren Sicherheitspaketen haben wir bereits seit 2015 für mehr Stellen denn je bei der hessischen Polizei gesorgt. Die personelle Verstärkung führen wir auch in den kommenden Jahren fort”, so Innenminister Peter Beuth.

Bis 2022 sucht die hessische Polizei zusätzlich zu den altersbedingt ausscheidenden Kolleginnen und Kollegen jährlich 250 weitere Polizeianwärterinnen und -anwärter. Das Bachelorstudium bei der hessischen Polizei dauert insgesamt drei Jahre und ist in sechs Studienabschnitte bestehend aus Theorie und Praxis unterteilt.

Seit diesem Jahr bietet die Polizei im Rahmen des Kriminalpolizei-Studium die Vertiefungsrichtung „Cyberkriminalistik“ an, in welchem Lehrinhalte aus den Bereichen Informatik und Informationstechnik gezielt aufgegriffen und vertiefend behandelt werden. Insgesamt 52 Studienplätze stehen 2020 für Cyberkriminalisten am Studienstandort Mühlheim am Main zur Verfügung.

Um die besten Bewerberinnen und Bewerber für die hessische Polizei zu gewinnen, wurden mit Beginn des Septemberstudiums zusätzliche Anreize geschaffen. Mit einer Sonderzulage über 150 Euro für Polizeianwärterinnen und -anwärter stellt sicher, dass die angehenden Polizisten während ihrer Ausbildung in keinem anderen Bundesland so viel im Portemonnaie haben, wie in Hessen.

„Für die noch offenen Stellen bei der hessischen Polizei benötigen wir sowohl Spezialisten, hervorragend ausgebildete IT-Kräfte, als auch engagierte Polizistinnen und Polizisten. Auch das INNOVATION HUB 110 verfolgt das Ziel, als moderner Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.  Mit einem offenem Bürokonzept, einer Eventfläche sowie moderner IT Ausstattung haben wir hier eine Grundlage geschaffen, die den Ansprüchen der heutigen Zeit gerecht wird und Fachkräften die Möglichkeit gibt, kreativ und innovativ zu arbeiten. Der Polizeiberuf ist nicht nur abwechslungsreich und spannend, sondern vor allem auch wichtig für unsere Gesellschaft und dadurch sinnstiftend. Engagierter Nachwuchs, der Lust hat die Polizei Hessen zu unterstützen, ist daher immer herzlich willkommen”, so Landespolizeipräsident Roland Ullmann.

Informationen zum Polizeiberuf finden Interessierte unter: https://karriere.polizei.hessen.de


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