Eckhard Henscheid erhält den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor

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Eckhard Henscheid, Copyright: Sven Heine

Der „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“, vergeben von der Stiftung Brückner-Kühner und der Stadt Kassel, geht im Jahr 2018 an den Schriftsteller Eckhard Henscheid. Der Preis zeichnet den 1941 geborenen
Autor als „Klassiker der literarischen Hochkomik“ aus. Dafür steht ein ungemein vielfältiges und virtuos gestaltetes Werk, das das Schreiben zahlreicher Autoren nach ihm geprägt hat. Diese Entscheidung gab Oberbürgermeister Christian Geselle jetzt bekannt.
Der „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“, gestiftet von dem Schriftstellerpaar Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner, wird seit 1985 vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und zeichnet Autoren aus,
deren Werk auf hohem künstlerischen Niveau von Komik und Groteske geprägt
ist. Der erste Preisträger war Loriot; nach ihm wurden u. a. Ernst Jandl,
Irmtraud Morgner, Robert Gernhardt, Wolf Haas und zuletzt Karen Duve
ausgezeichnet. Die Kasseler Sparkasse unterstützt den Preis großzügig.
Die Preisverleihung findet am 3. März 2018 im Kasseler Rathaus statt und
beschließt das am 24. Februar beginnende Festival des 8. Kasseler
Komik-Kolloquiums, zu dem Künstler wie Gerhard Polt, Nora Gomringer, Barbara
Auer oder Frank Schulz erwartet werden. Die Laudatio auf Eckhard Henscheid
hält der Schriftsteller Oliver Maria Schmitt.
Wer den mit 3000 Euro dotierten und auf Vorschlag von Verlagen vergebenen
„Förderpreis komische Literatur“ erhält, wird im Oktober bekannt gegeben.

Begründung des Stiftungsrates
„Eckhard Henscheid hat als humoristischer Autor, als virtuoser, innovativer
Stilist wie als satirischer Sprach- und Kulturkritiker die deutschsprachige
Gegenwartsliteratur entscheidend mitgestaltet. Schier unermesslich ist sein
Formenreichtum, vielfältig und feinsinnig, scharf, aber auch zart sein Ton,
mit dem er ernsthaft scherzt und grotesk provoziert. In enzyklopädischer
Sammellust hat er Dummdeutsch, die Kulturgeschichte der Missverständnisse
oder ein Jahrhundert der Obszönität zusammengetragen und ebenso kritisch wie
komisch decouvriert. Ohne seinen prägenden Einfluss, ohne die ‚Henscheidsche
Wende‘, die mit der Trilogie des laufenden Schwachsinns eingeleitet wurde,
ist das Werk vieler jüngerer Autoren und Preisträger des Kasseler
Literaturpreises kaum denkbar. Eckhard Henscheid ist ein Klassiker der
literarischen Hochkomik.“

Über Eckhard Henscheid
Eckhard Henscheid, geboren 1941 in Amberg, gab die zunächst geplante
musikalische Laufbahn zugunsten eines Germanistik- und Publizistikstudiums
in München auf. Mitte der sechziger Jahre startete er seine
schriftstellerische Tätigkeit und arbeitete auch als Redakteur, unter
anderem bei der Satirezeitschrift „Pardon“. Seit 1971 ist er freier
Schriftsteller mit einer großen Vielfalt literarischer Produktionen: Romane,
Kurzprosa, Satiren, Glossen, Gedichte, Rezensionen, Musik- und
Kunstkritiken, Hörspiele, Essays, kulturgeschichtliche Abhandlungen und
anderes mehr. Eckhard Henscheid zählt zur Künstlergruppe der „Neuen
Frankfurter Schule“, die das Komische in Literatur und Kunst neu justiert
hat. 1979 war er Mitbegründer des ‚endgültigen Satiremagazins‘
„Titanic“.
Seinen ersten Roman „Im Kreis“ veröffentlichte er 1968 unter Pseudonym im
Selbstverlag. Zwischen 1973 und 1978 erschien die überaus erfolgreiche
„Trilogie des laufenden Schwachsinns“. Deren Schreibweisen führt Henscheid
selbst besonders auf Erzähltraditionen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts
zurück, was noch sein Buch zu „Dostojewskis Gelächter“ (2014) beglaubigt.
Dieser Bezug sei besonders geeignet, so Henscheid, „die zeitgenössische
Eskalation von Irritation“ zu fixieren. Das Programm setzt sich in den
Romanen „Dolce Madonna Bionda“ (1983) und „Maria Schnee“ (1988) und auch
noch im ‚Infantilroman‘„auweia“ (2007) fort. In das breite und virtuos
entfaltete Spektrum des Autors gehören neben vielem anderen ein Opernführer
(„Verdi ist der Mozart Wagners“, 1979) und enzyklopädische Sammlungen (das
Wörterbuch „Dummdeutsch“, 1985 / 2009, „Alle 756 Kulturen“, 2001) oder
auch
die Autobiografie „Denkwürdigkeiten. Aus meinem Leben“ (2013), deren
Klappentext verkündet: „Eine kleine Geschichte der Bundesrepublik, wie man
sie noch nicht gelesen hat – und das Selbstporträt eines großen deutschen
Autors.“

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