Folge 17: „Hai Alarm im Adria-Becken – Journalismus mit Gedächtnislücke“
SPIEGEL exklusiv am 25. Juni 2025:

„Weiße Haie kommen im Mittelmeer extrem selten vor.“
– Wissenschaftsredaktion, mit ernster Miene und viel Pathos
🎣 Ein Fischer in Montenegro zieht ein junges Exemplar aus dem Wasser – und der SPIEGEL jubelt: Ein „Glücksfall“ für die Meeresbiologie!
Doch Moment mal.
Wer hat da wieder sein Fakten-Schuppenhirn auf Urlaub geschickt?
🧠 Realität mit Zähnen:
- Brutstätte vor Sizilien? Gibt’s.
- Beobachtungsstation in Griechenland? Läuft.
- Mehr als 600 dokumentierte Sichtungen seit dem 19. Jahrhundert? Jo, sogar peer-reviewed.
Was der SPIEGEL da also als wissenschaftliche Sensation verkauft, ist in etwa so aufregend wie ein Cappuccino in Rom. Nur weniger schaumig.
🧪 Wissenschaftlich betrachtet:
- Der Weiße Hai ist kein Touristenimport, sondern ein alter Mittelmeerbewohner mit Nachwuchsplänen vor Italien.
- Dass er stark gefährdet ist? Ja.
- Dass er deshalb nie vorkommt? Nö.
- Dass sich ein bisschen Recherche nicht schaden würde? Aber hallo!
🦈 Vorschlag an die Redaktion:
Vielleicht mal das Archiv durchforsten, bevor man aus einer Rückflosse eine Netflix-Doku macht. Oder dem Praktikanten eine Karte des Mittelmeers schenken. Mit Sizilien. Und Hirn. Die Zeiten von Relotius sind vorbei. Bei ihrem Blättchen schaut man nun genauer.
Fazit:
🧂 Wenn der SPIEGEL „extrem selten“ sagt, meint er vermutlich: „Wir haben lange nichts darüber geschrieben.“
Die Haie sind da.
Der Journalismus? Nur manchmal.
🦈 Faktencheck: Sind Weiße Haie im Mittelmeer wirklich extrem selten?
Spiegel-Aussage (25.06.2025):
„Weiße Haie kommen im Mittelmeer extrem selten vor.“
🔍 1. Historische und aktuelle Nachweise:
- Weiße Haie (Carcharodon carcharias) sind im Mittelmeer seit Jahrhunderten dokumentiert.
- Die Art gilt dort zwar als selten, aber nicht außergewöhnlich – es handelt sich um einen bekannten Teil des marinen Ökosystems.
- Seit 2008 gibt es ein internationales Projekt namens “Mediterranean Great White Shark Database”, das Sichtungen, Fänge und Nachweise sammelt – mit über 600 belegten Fällen seit dem 19. Jahrhundert.
📍 2. Brutstätte im Mittelmeer:
- Vor der Küste Siziliens – insbesondere im Bereich der Straße von Messina und rund um die Ägadischen Inseln – wurde eine vermutete Brutstätte identifiziert.
- Mehrere Studien, u.a. von der Universität Mailand und der Zoological Society of London, haben dokumentiert, dass dort junge Weiße Haie regelmäßig gefangen oder beobachtet wurden.
🧪 3. Wissenschaftliche Beobachtungen:
- Die Griechische NGO “Archipelagos Institute” führt eine Beobachtungsstation in der Ägäis, wo mehrfach pro Jahr Sichtungen gemeldet werden – auch mit Video- und Drohnendokumentation.
- In Kroatien und vor Albanien gab es ebenfalls mehrere bestätigte Nachweise seit 2015, darunter durch Fischer, Taucher und Biologen.
📉 4. Bedrohung und Bestandssituation:
- Im Mittelmeer ist der Weiße Hai stark gefährdet, laut IUCN („critically endangered“).
- Die Seltenheit ist eher eine Folge von Überfischung, Beifang, Küstenbebauung und Umweltveränderungen – nicht unbedingt ein Hinweis darauf, dass er „hier nicht hingehört“.
🧾 Fazit:
Die Aussage des Spiegel ist irreführend verkürzt.
✅ Ja, der Weiße Hai ist im Mittelmeer nicht häufig –
❌ aber nicht „extrem selten“ im Sinne eines Ausnahmeereignisses.
Es gibt nachgewiesene Brutstätten, regelmäßige Sichtungen und eine historisch belegte Präsenz.
👉 Der Fund vor Montenegro ist spannend, aber kein Wunder, sondern ein weiteres Puzzleteil im (leider oft übersehenen) Hai-Kapitel des Mittelmeers.