Polen hat an seinen Schulen ein neues Pflichtfach eingeführt: „Erziehung zur Sicherheit“. Darin enthalten: Schießtraining für 14- bis 15-Jährige. Was auf den ersten Blick nach sinnvoller Krisenvorsorge klingt, wirft bei genauerem Hinsehen einige Fragen auf – und nicht wenige Kritiker warnen vor einer schleichenden Militarisierung der Jugend.
Sicherheit als Schulfach
Ab dem Schuljahr 2024/2025 sollen polnische Schülerinnen und Schüler lernen, wie man eine Waffe bedient: sichern, entsichern, laden, entladen – und natürlich schießen. Der Unterricht ist Teil eines größeren Programms, das sie angeblich auf „Notlagen, Katastrophen und Krieg“ vorbereiten soll.
Die Regierung verkauft das Ganze als notwendige Reaktion auf die „Bedrohung durch Russland“. Seit dem Angriff auf die Ukraine 2022 ist Warschau in Dauer-Alarmbereitschaft. Man investiert massiv in das Militär, kauft Panzer und Flugzeuge im großen Stil – und nun eben auch Gewehrattrappen für die Klassenzimmer.
Militarisierung oder Vorsorge?
Natürlich lässt sich argumentieren, dass es gut ist, wenn junge Menschen wissen, wie man sich in Krisen verhält. Aber muss man dafür gleich mit scharfen Waffen hantieren?
Historiker erinnern daran, dass eine Pflicht zum Schießunterricht stark an vergangene Zeiten erinnert – nicht nur in Polen, sondern auch in Deutschland. Der Gedanke, dass Jugendliche in Uniformen an der Waffe ausgebildet werden, weckt Erinnerungen, die man längst überwunden glaubte.
Die Regierung betont, dass es nicht um Kriegstreiberei gehe, sondern um Prävention. Kritiker halten dagegen: Wer Teenager auf den Ernstfall einschwört, erzeugt ein Klima der Angst und gewöhnt die Gesellschaft an den Gedanken, dass Krieg unvermeidbar ist.
Pädagogischer Nutzen fraglich
Was bringt es, wenn 14-Jährige lernen, wie man ein Gewehr abfeuert? Wird dadurch wirklich die Sicherheit erhöht – oder lediglich der Grundstein für eine Gesellschaft gelegt, die Konflikte militärisch statt diplomatisch lösen will?
Experten für Kinderpsychologie warnen, dass die Konfrontation mit Waffengebrauch in einem so jungen Alter Traumata auslösen oder die Hemmschwelle zur Gewaltanwendung senken kann. Schulen sollten Orte der Bildung und Persönlichkeitsentwicklung bleiben, nicht der paramilitärischen Grundausbildung.
Fazit
Polens Schießunterricht ist mehr als ein pädagogisches Experiment – er ist ein politisches Signal. Ein Signal, dass man nicht mehr an Frieden glaubt, sondern den Krieg in den Köpfen der Jugendlichen verankert. Sicherheit ist wichtig, ja. Aber wenn der Preis dafür eine schleichende Militarisierung der nächsten Generation ist, sollte man genau hinschauen, wohin das führt.
Vielleicht sollten wir uns daran erinnern, dass echte Sicherheit nicht nur aus Gewehren kommt, sondern auch aus Diplomatie, Vertrauen und dem Bemühen, Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen.