Brunnenanlage auf dem Königsplatz geht wieder in Betrieb

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Die Brunnenanlage auf dem Königsplatz geht am Montag kommender Woche wieder in Betrieb. Die zentrale Wasseraufbereitung war sanierungsbedürftig und musste komplett ersetzt werden. Dabei wurde auch und eine moderne Mess-, Steuer- und Regeltechnik installiert. Die Kosten hierfür belaufen sich auf rund 100.000 Euro.

Da die Brunnenanlage nicht nur in ihrer Gestaltung einmalig ist und die Technik seinerzeit speziell für diesen Brunnen entwickelt wurde, gab es keinen Ersatz „von der Stange“. Deshalb musste die komplette Wasseraufbereitung neu entwickelt und individuell für diese Brunnenanlage produziert werden. Eine Reparatur der alten, abgängigen Anlage wäre unwirtschaftlich gewesen. Da mehrere Bauteile aus Italien und Fernost auf Grund der Corona-Pandemie zeitweise nicht lieferbar waren, hatte sich die Sanierung der Brunnentechnik gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan bis in den September verzögert.

Erneuerung der Wasseraufbereitung

In der alten Anlage wurde dem Brunnenwasser Chlordioxid und ein Algizid zugemischt, damit es aufbereitet den Wassersspeiern zugeführt werden konnte und sich kein Algenwachstum auf der Teeroberfläche des Königsplatzes bildet. Damit wurden rutschige Beläge und Geruchsbelästigungen verhindert.

Zukünftig wird das Brunnenwasser durch eine neue Technik mit einem speziellen Elektrolyseverfahren behandelt. Dadurch kann das Brunnensystem umweltfreundlich ohne Zusatz von Biozid und Chlordioxid betrieben werden. Eine unfallgefährdende Algenbildung wird durch die neue Wasseraufbereitungsanlage verhindert, Rohre und technische Anlagen werden kontinuierlich von Ablagerungen gereinigt. Unterstützt wird die neue Wasseraufbereitung durch eine vorgeschaltete ebenfalls neue dreistufige Sedimentationsfilteranlage.

Außerdem wurde eine moderne Mess-, Steuer- und Regeltechnik installiert, die eine Fernüberwachung ermöglicht. Der bisher hohe Personaleinsatz vor Ort durch tägliche Inspektion und Regelung der Brunnentechnik entfällt somit, da die Anlage zukünftig vom PC aus überwacht und gesteuert werden kann. Die komplette Erneuerung der Wasseraufbereitungstechnik kostet rund 100.000 Euro. Mittelfristig werden durch die Investition in die neue Technik finanzielle Mittel eingespart. 

 

So funktioniert die Anlage

Die Brunnenanlage auf dem Königsplatz besteht aus einer zentralen Wasseraufbereitungsanlage, die insgesamt 36 Wasserspeier über zwei leistungsstarke Pumpen und zwei Hautleitungen DN 100, die sich in je 6 Versorgungsleitungen DN 40 aufteilen, mit Brunnenwasser versorgen. Die Brunnentechnik ist in einem Technikraum unterhalb des Königsplatzes untergebracht, der Zugang erfolgt über zwei Bodenklappen und eine Leiter.

Direkt neben dem Technikraum liegt ebenfalls unterirdisch der Wasservorratsschacht mit einem Fassungsvermögen von 42.000 Liter.  Jeder der 36 Wasserspeier erzeugt einen Wasserstrahl, der in einem der 36 zugehörigen mit Metallgitter überdeckten Aufnahmeschächten endet. Von dort wird das Brunnenwasser über Rücklaufleitungen dem zentralen Wasservorratsschacht wieder zugeführt. Wasser, das durch Kinderspiel oder durch starken Wind verweht wird und neben dem Schacht auftrifft, wird in den schlitzförmigen Entwässerungsrinnen gesammelt und fließt ebenfalls zurück zum Wasservorratsschacht. Dort wird es gefiltert, aufbereitet, über Fußventile von den beiden Pumpen angesaugt und wieder den Wasserspeiern zugeführt.

Wasserverlust durch Verwehung und Verdunstung wird durch eine automatisierte Füllwassernachspeisung ausgeglichen. Der Brunnen verdunstet an heißen Tagen einen Teil seines Wassers. Zusammen mit dem Baumbestand hat dies einen positiven und kühlenden Effekt auf das Mikroklima des Königsplatzes.

In der Regel ist der Brunnen während der frostfreien Zeit in Betrieb. Sobald der erste nächtliche Bodenfrost droht, wird die Brunnenanlage aus Sicherheitsgründen ausgeschaltet. Zeitweise wird er auch dann außer Betrieb genommen, wenn eine Wartung ansteht oder Veranstaltungen auf dem Königsplatz stattfinden. Auch nachts läuft der Brunnen nicht im Dauerbetrieb, sondern wird abends aus- und morgens wieder eingeschaltet.

 

Hintergrund

Die Landschaftsarchitekten Kamel Louafi aus Berlin haben 2003 den Wettbewerb „Wassergestaltung Königsplatz Kassel“ gewonnen. Sie selbst bezeichnen die Anlage als „Wasserspeier am Königsplatz“.

Der Wettbewerb wurde von der Stadt Kassel ausgelobt. Wettbewerbsaufgabe war für den Königsplatz u.a. ein Konzept für die Wassergestaltung zu entwerfen, das sich in das stadträumliche Ensemble einfügt und die historische Form und die städtebauliche Bedeutung des Platzes berücksichtigt. Funktionale Eckpfeiler der Entwurfsaufgabe waren die Nutzbarkeit des Platzes für verschiedenste Veranstaltungen und die Berücksichtigung der Straßenbahntrasse durch seine Mitte.

Die Entwurfsidee bestand darin, vor dem inneren Platanenring 36 Wasserspeier im Kreis anzuordnen. Der Entwurf greift damit die ursprüngliche Platzgeometrie und die Platzidee des Kassler Hofbaumeister und Architekten du Ry auf, der den Platz 1767 entwarf. Den Architekten war es wichtig, die Geometrie des Platzes zu betonen, aber auch durch unterschiedlich gestaltete Speier ein Wechselspiel zwischen Geometrie und Lebendigkeit zu erzeugen. Außerdem nimmt die Gestaltung Bezug zur historischen Kasseler Gartenarchitektur, Architektur und Stadtplanung, z. B. zur Wilhelmshöhe mit ihren Wasserspielen. Besonders wichtig war den Architekten das belebende und für die Menschen so wichtige Element Wasser selbst in den Vordergrund zu stellen.

documenta-Stadt Kassel


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