Manuel Klinge beendet wie erwartet seine Karriere als Spieler und wird neuer Sportdirektor der Kassel Huskies – Nummer 9 wird nicht wieder vergeben

Estimated read time 8 min read
[metaslider id=10234]

Kassel, 27. August, 2020. Eine Kasseler Eishockeylegende beendet wie schon länger vermutet seine aktive Karriere: Manuel Klinge (35) wird nicht mehr als aktiver Spieler auf die Eisfläche zurückkehren.
Eine schwere Verletzung aus dem Herbst 2017 lässt eine Rückkehr in den Profisport nicht mehr zu.
Nachdem Klinge in den letzten zweieinhalb Jahren als Teammanager den Schlittenhunden treu blieb,wird er ab sofort neuer Sportdirektor der Kassel Huskies.
„Die Entscheidung meine Karriere zu beenden, ist mir nicht leichtgefallen. Letztlich muss ich aufmeinen Körper hören und einsehen, dass es Zeit ist, Jüngeren das Eis zu überlassen“, so Klinge über seinen Abschied. „Mein Knie hat sich nach Verletzung und OP einigermaßen erholt, trotzdem ist eine Rückkehr ins Profieishockey ausgeschlossen und ich muss mit 35 Jahren einsehen, wann es Zeit ist, aufzuhören. Und auch wenn es mir nicht leicht fällt meine Karriere zu beenden, schaue ich doch
voller Freude zurück auf viele Jahre Profi-Eishockey hier in Kassel. Ich bin Kassel unendlich dankbar!
Nun freue ich mich auf meine neuen Aufgaben als Sportdirektor und bin froh, bei den Huskies zu bleiben.“

Rekordspieler und zweitbester Scorer der Huskies-Geschichte
Die Kassel Huskies und ihre Fans sind auch unendlich dankbar: 622 Spiele im blau-weißen Dress absolvierte „Manu“, wie ihn Fans und Mitspieler nannten, erzielte dabei 305 Tore, legte 397 Treffer auf und sammelte somit 702 Scorerpunkte. Damit beendet er seine Karriere als Rekordspieler der Huskies und auf Rang zwei der ewigen Scorer-Bestenliste, hinter einer anderen Legende: Shane Tarves.
Doch nicht nur was seine Einsätze auf dem Eis angeht ist Klinge das Maß aller Dinge im Kasseler Eishockey: Kein anderer Spieler war länger Kapitän der Schlittenhunde. Manu trug acht Jahre das „C“ als Kapitän auf der Brust.
Als er am 30. Dezember 2005 mit seinem Tor gegen Iserlohn das erste Mal in der DEL einen eigenen Treffer bejubeln durfte, waren längst auch Verantwortliche anderer Vereine und der Nationalmannschaft auf das Kasseler Eigengewächs aufmerksam geworden. Im Jahr 2007 debütierte er in der Nationalmannschaft und war so der erste A-Nationalspieler aus den Reihen der Eishockeyjugend Kassel. In der Folge kam er auf 13 Pflichtspieleinsätze in der Nationalmannschaft, nahm 2010 an den Olympischen Winterspielen in Vancouver teil und erzielte dort sogar einen Treffer. In zahlreichen weiteren Test- und Freundschaftsspielen trug er in dieser Zeit regelmäßig das
DEB-Trikot.Als die Huskies im Jahr 2010 den Gang in die Hessenliga antreten mussten, unterschrieb Klinge einen Vertrag bei den Adler Mannheim, kehrte aber zur damaligen Überraschung vieler bereits im Jahr darauf zu seinem Heimatverein in die Oberliga zurück. Mit Klinge als Kapitän stiegen die Huskies in der Saison 2013/2014 wieder in die DEL 2 auf und gewannen zwei Jahre später die DEL2-Meisterschaft.
Doch so außergewöhnlich die Zahl der Einsätze, die Jahre der Treue und die Superlative seiner Kasseler Karriere – abseits des Eises blieb Klinge stets bodenständig. Besonders seine Verbundenheit zum Kasseler Eishockey machte ihn zum Publikumsliebling und dem Gesicht des Kasseler Eishockeys der letzten Jahre. Jüngere Fans können sich an ein Huskies-Team ohne Manuel Klinge nicht mehr erinnern.
Wie erwartet endet seine Karriere auf dem Eis nun offiziell – eine neue Karriere hat Klinge aber schon begonnen: Bereits für zweieihalb Jahre arbeitete der Kasseler Rekordspieler als Teammanager der Huskies, ab sofort steigt er zum Sportdirektor der Schlittenhunde auf. „Ich bleibe meinen Huskies als Sportdirektor treu. Aktuell absolviere ich ein Fernstudium der Sportbetriebswirtschaft und arbeite zeitgleich in der Eissporthalle. Ganz loslassen möchte ich einfach nicht“. Ab fortan kümmert sich
Klinge um die Kaderplanung, Vertragsangelegenheiten und die sportliche Leitung bei den Huskies. Dabei steht er im regelmäßigen Austausch mit Trainer Tim Kehler und Geschäftsführer Joe Gibbs.

Nummer 9 wird nicht mehr vergeben
Im Andenken an seine Verdienste um das Kasseler Eishockey wird Manuel Klinges Nummer 9 in Zukunft nicht mehr vergeben werden. Auch wird Manuel Klinge mit seiner Nummer in der Eishalle verewigt. Ein Abschiedsspiel ist aufgrund Klinges gesundheitlicher Schwierigkeiten und der Corona-Pandemie nicht geplant, wohl wird einer der Größten des Kasseler Eishockeys einen gebührenden Abschied bekommen. Dazu werden Informationen nach Planungsstand herausgegeben.
Die Kassel Huskies bedanken sich bei Manuel Klinge für alles, was er für das Kasseler Eishockey getan hat und wünschen ihm alles erdenklich Gute auf seinem weiteren Lebensweg – sowohl beruflich als auch privat.

Stimmen zum Ende der Karriere von Manuel Klinge:

Huskies-Geschäftsführer Joe Gibbs: „Manu war und ist einer der Gesichter des Kasseler Eishockeys. Es ist extrem schade für ihn, dass er seine, so erfolgreiche, Spielerkarriere wegen einer Verletzung beenden muss. Er hat sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt und war stets unser Leader auf und neben dem Eis. Sehr gerne hätten wir Manu noch ein paar Jahre als Spieler bei uns gehabt und wären gemeinsam den Aufstieg in die DEL angegangen. Nun wird es uns in anderer Position
helfen, dieses Ziel zu erreichen. In den vergangenen Jahren als Team-Manager hat sich Manu immer weiterentwickelt. Nun macht er den nächsten, logischen Schritt zum Sportdirektor. Als langjähriger Kapitän ist dies die genau richtige Position für ihn in unserem Club. Ich habe vollstes Vertrauen in Manu und seine Arbeit. Wir wünschen ihm für die Zukunft nur das Beste!“

Huskies-Trainer Tim Kehler: „Ich hatte zwar nie das Vergnügen ihn trainieren zu dürfen, hatte ihn als Konkurrent aber immer im Blick während meiner Zeit in Frankfurt. Was mir neben seinen technischen Fähigkeiten und seinem Schuss immer auffiel, war seine Präsenz auf dem Eis. Er war immer klar der Leader der Huskies und selbst wenn die Emotionen in einem Spiel hochschlugen, war er immer voll kontrolliert. Er ging voran im direkten Duell, konnte mit Widrigkeiten umgehen und fand immer den Weg zu gewinnen.“

Langjähriger Mannschaftskamerad Michael Christ: „Ich denke, Manuel ist nur schwer ersetzbar für das Kasseler Eishockey. Er ist ein Sportler, der hier seine Spuren hinterlassen hat. Von all den Kasseler Jungs hat er wohl die größte Karriere hingelegt und ist dennoch immer mit Kassel verankert gewesen. Als er damals zurück nach Kassel in die Oberliga kam, hätte er das nicht nötig gehabt, hat es für Kassel aber getan.“

Ex-Nationaltrainer Uwe Krupp erinnert sich: „Manu erschien als komplett Unbekannter auf den Scouting Listen des Deutschen Eishockey Bundes. Fast keine Präsenz in den U-Mannschaften des DEB – was gar nicht so einfach ist im Deutschen Eishockey und ich kann mich gut an eine Presse-Konferenz in Kassel im Vorlauf an eine A-Team Maßnahme erinnern. Dort fragte mich ein Journalist: ‚Herr Krupp, was sagen sie zu der überragenden Saison, die Manuel Klinge bei unseren Huskies gespielt hat
und welche Rolle kann er in den Zukunftsplänen der Nationalmannschaft spielen?‘ Ich habe kurz gezuckt und gedacht: Manuel wer? Und aus der zweiten Liga? Da liefen damals nicht viele Kandidaten mit internationalem Spielerpotenzial herum. Ich nahm Augenkontakt zu unserer Pressesprecherin auf, die auch etwas hilflos aussah und sagte dann mit relativer Autorität: „Ein junger Spieler wie Manuel, der sich mit guten Leistungen in der zweiten Liga empfiehlt, wird natürlich genau beobachtet und seine Entwicklung mit großem Interesse verfolgt.“ Dann tief durchgeatmet, Augenkontakt mit der Runde gehalten und gehofft, dass es keine Folgefragen gibt.Nach dieser PK haben wir uns natürlich genau mit Manu befasst und uns damals entschieden, ihn zum Trainingslager und dem anschließenden Länderspiel in Kassel einzuladen. Die Überraschung für den Trainerstab war komplett als Manuel von der ersten Trainingseinheit nicht nur mithalten konnte, sondern sich mit Vielseitigkeit und Einsatz als Aktivposten präsentierte. Seit diesem Camp war Manu fester Bestandteil unserer aufstrebenden Nationalmannschaft mit einer neuen, hungrigen Generation von Spielern. Wenn Deutschland in diesen Jahren in Bestbesetzung aufgestellt war, war er immer dabei und in der Regel einer unserer Leistungsträger. In den sechs Jahren als Bundestrainer war es außerdem das einzige Mal, dass ich auf einen Spieler angesprochen wurde und absolut null Background oder Informationen hatte. Das ist meine Manuel Klinge Geschichte!
Ich wünsche ihm und seiner Familie alles Gute für diese neue Lebensphase und viel Glück in allem,
was er anstrebt.

Einige ausgewählte Superlative seiner Karriere:

  • Erzielte sein erstes DEL-Tor am 30. Dezember 2005 gegen Iserlohn
  • Debütierte 2007 in der A-Nationalmannschaft
  • Überholte am 28. Februar 2017 Sven Valenti als Rekordspieler der Huskies
  • Erzielte per Penaltyschuss am 19. März 2017 sein 300. Tor im Dress der Huskies
  • Mit acht Jahren der am längsten amtierende Kapitän der Huskies
  • Mit 702 Scorerpunkten (305 Tore, 397 Vorlagen) zweitbester Scorer der Huskies-Geschichte
  • Mit 622 Spielen Rekordspieler der Kassel Huskies

[metaslider id=20815]

More From Author

+ There are no comments

Add yours

Wir freuen uns über Kommentare