Kinder zweiter Klasse: Zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit ziehen die SOS-Kinderdörfer eine kritische Bilanz

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(ots) Chancengleichheit und Fairness für Kinder? Fehlanzeige! Die Diskrepanz zwischen den Ansprüchen der UN-Kinderrechtskonvention und deren Verwirklichung ist erschreckend. Das vermelden die SOS-Kinderdörfer zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit am 20.02. Laut der Hilfsorganisation werden Millionen Kinder weltweit nach wie vor drastisch benachteiligt und diskriminiert. “Die Welt, die wir heute für unsere Kinder bereithalten, gleicht einem Roulettespiel. Denn wo und in welche Verhältnisse hinein ein Kind geboren wird, entscheidet darüber, wie lange es lebt, ob es gesund aufwachsen kann und ob es eine echte Chance erhält”, sagt Louay Yassin, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit.

Kein fairer Start ins Leben- gravierende Ungerechtigkeiten:

Säuglingssterblichkeit:

Für Millionen Kinder endet das Leben bereits kurz nach ihrer Geburt. So stirbt in Afghanistan jedes zehnte Kleinkind bereits vor seinem ersten Geburtstag. In Somalia ist es jedes elfte Kind, in der Zentralafrikanischen Republik etwa jedes zwölfte. “Dabei könnte 80 Prozent der Kinder geholfen werden”, sagt Yassin. Doch meist fehle es an medizinischer Versorgung oder Kinder erführen keinen Schutz in Konflikten und Kriegen. “Die internationale Gemeinschaft hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 das Überleben von Babys und Kleinkindern weltweit zu sichern – davon sind wir noch viel zu weit entfernt”, so Yassin.

Bildungsungleichheit:

Während vor allem in der westlichen Welt jedes Kind selbstverständlich die Möglichkeit hat, zur Schule zu gehen, wird weltweit jedem fünften Kind die Chance auf Schulbildung verwehrt – das sind 258 Millionen Jungen und Mädchen (Stand 2019). Die Auswirkungen sind gravierend. “Die Kinder haben kaum Möglichkeiten, ihre prekären Lebensverhältnisse hinter sich zu lassen. Wenn wir nicht an diesem entscheidenden Schlüssel drehen, wird die Ungleichheit über viele Generationen weiter zementiert”, sagt Yassin.

Kinderarmut:

Zwar ist die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, seit 1990 von 36 Prozent auf unter 10 Prozent gesunken, aber Kinder sind überproportional betroffen: Sie machen nur ein Drittel der Weltbevölkerung aus, aber die Hälfte der Menschen, die in extremer Armut leben. Besonders gefährdet sind Kinder unter fünf Jahren. Von ihnen wächst jedes fünfte in extremer Armut auf. “Die Folgen sind vielfältig und massiv: Die Kinder sind oft mangelernährt und entwicklungsverzögert. Viele sind gezwungen, hart zu arbeiten und werden ihrer Kindheit beraubt”, sagt Yassin.

Benachteiligte Mädchen:

“Trotz aller Fortschritte sind wir auch von Chancengleichheit zwischen Mädchen und Jungen noch weit entfernt”, sagt Yassin. 650 Millionen der aktuell lebenden Mädchen und Frauen wurden zwangsverheiratet. Und mehr als 200 Millionen Mädchen und der Frauen leben mit den Folgen der weiblichen Genitalverstümmelung. Zwar sind die Zahlen rückläufig, aber dennoch wird das grausame Ritual in mindestens 30 Ländern in großem Umfang praktiziert. Mädchen haben zudem häufig eine schlechtere Schul- und Ausbildung, junge Frauen ein niedrigeres Gehalt.

Kinder im Krieg:

415 Millionen Kinder wachsen weltweit in Kriegen oder Konfliktgebieten auf. “Dabei gehen die Konfliktparteien immer brutaler vor und immer häufiger kommt es zu Kriegsverbrechen: Kinder werden gezielt in Beschuss genommen, gequält, missbraucht und als Soldaten rekrutiert.” Allein 2018 seien in Kriegen und Konflikten über 12.000 Kinder getötet worden.

“Es ist ein Armutszeugnis für unsere Welt, wie wir mit Kindern umgehen. Wir achten ihr Leben nicht und degradieren zahlreiche Jungen und Mädchen zu Kindern zweiter Klasse. Jedes einzelne Kind weltweit hat ein Recht auf Gleichbehandlung in vollem Umfang”, sagt Yassin.

 

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Quellen: World Fact Book, UNICEF, Weltbank

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