Neuerscheinung „Kassel- Stadt im Aufbruch“ rückt Nachkriegszeit in den Fokus

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Mit der im Wartberg Verlag erschienenen neuen Publikation „Kassel- Stadt im Aufbruch“ rückt Stephan Franke, langjähriger Mitarbeiter im Stadtarchiv Kassel und Bearbeiter des Fotobestands Eberth, nach seinem Buch über Kassel in der 1930er Jahren nun die Nachkriegszeit in den Fokus. Die Neuerscheinung ist jetzt im Stadtarchiv von Kulturdezernentin Susanne Völker als Schirmherrin, dem Autor Stephan Franke sowie der Lektorin Dörte Rienäcker vom Wartberg Verlag vorgestellt worden. Mit dabei waren – als Zeitzeugen – Carl-Heinz und Rosemarie Eberth, die Kinder von Carl Eberth, sowie Dr. Stephan Schwenke, der Leiter des Stadtarchivs.

Buchvorstellung „Kassel- Stadt im Aufbruch“ im Stadtarchiv (v.l.n.r.): Leiter des Stadtarchivs Dr. Stephan Schwenke, Kulturdezernentin Susanne Völker, Rosemarie Eberth, Zeitzeugin und Tochter von Carl Eberth, Autor Stephan Franke und Lektorin Dörte Rienäcker vom Wartberg Verlag.

Kulturdezernentin Susanne Völker hob hervor: „Die 50erJahre waren für das Erscheinungsbild Kassels prägend. Das neue Buch von Stephan Franke macht den Wandel Kassels zur modernen Großstadt sichtbar. Die Fotografien der Familie Eberth und ihre Publikation sind ein wertvoller Beitrag zu unserer Stadtgeschichte. Ich danke dem Autor und dem Wartberg Verlag ebenso herzlich wie dem Stadtarchiv, das die Arbeit von Herrn Franke unterstützt hat.“

„Der Bildband dokumentiert sehr eindrucksvoll ein Jahrzehnt des Aufbruchs und des Neubeginns, das kontrastreicher nicht hätte sein können: Zerstörung und Trümmer wichen einer modernen Architektur. Das einst historisch gewachsene Stadtbild wandelte sich zur „autogerechten Stadt“. Wohlstand und Konsum sollten an die Stelle von Not und Armut treten. Ein neues Lebensgefühl entstand. Doch die Narben und Schatten des Krieges waren noch gegenwärtig“, so Dörte Rienäcker vom Wartberg Verlag.

In den 50er Jahren setzte eine Neugestaltung der massiv zerstörten Stadt ein, deren Resultate bis heute zu Kontroversen und unterschiedlichen Bewertungen Anlass geben. Die Publikation „Kassel im Aufbruch – Die 50er Jahre“ präsentiert aus der großen Fülle der überlieferten und im Archiv der Stadt Kassel aufbewahrten Fotografien eine Auswahl, die in Schlaglichtern das zwischen 1950 und 1960 neu entstehende Stadtbild dokumentiert. Auch auf politische und gesellschaftliche Ereignisse wird mit Blick auf die noch junge westdeutsche Republik ebenso die Aufmerksamkeit gelenkt, wie auf den Alltag zwischen Wirtschaftswunder und jenen kulturellen Zeitgeistphänomenen, die bis heute mit diesen Jahren verknüpft sind.

Stephan Franke erläuterte dazu: „Kaum eine Periode der Zeitgeschichte ist so stark mit Klischees behaftet wie die 50er Jahre. Vom Petticoat über den Nierentisch bis hin zu den „Capri-Fischern“ wird allzu gern ein sentimental-idyllisierendes Bild gezeichnet. Der Schwerpunkt des Bildbands liegt dagegen in der Dokumentation eines nicht immer einfachen Alltags, der erst im Laufe des Jahrzehnts zu dem viel berufenen Wirtschaftswunder führte. Auf die Thematik „Jugend und Erziehung“ wurde ein besonderes Augenmerk gerichtet – im Gegensatz zum Vorgängerband dürften sich hier für manche Leser Erinnerungen einstellen.“

Dazu auch Dr. Stephan Schwenke: „Kassel hat durch den Zweiten Weltkrieg sein ursprüngliches Gesicht verloren. Das, was den Krieg überstanden hatte, wurde anschließend dem neuen städteplanerischen Denken der 50er Jahre geopfert. „Stadt im Aufbruch“ zeigt den eingetretenen Wandel und das sich langsam entwickelnde Alltagsleben von den Baumaßnahmen bis zur geplanten verkehrsgerechten Stadt.“

Einblick in das Fotoarchiv Eberth

Buchvorstellung „Kassel- Stadt im Aufbruch“: Rosemarie Eberth, Zeitzeugin und Tochter von Carl Eberth

Der Band knüpft an die Vorgängerpublikationen „Alt-Kassel“ von Frank-Roland Klaube und „Leben im Alten Kassel“ von Stephan Franke an.

Mit der Neuerscheinung wird nun ein weiterer Einblick in die noch nicht ausgeschöpfte Rolle des „Fotoarchiv Eberth“ als fotografische Quelle für die Geschichte der Stadt im zwanzigsten Jahrhundert vermittelt.

Das Fotogeschäft wurde 1906 in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße von Carl Eberth gegründet. Auch er gehörte zu den vielen Betroffenen der Zerstörung im Oktober 1943. Trotz der zeitweiligen Verlagerung seines alteingeführten Fotogeschäftes nach Waldkappel begleitete er den Wiederaufbau der Stadt mit seiner Kamera von Anfang an.

Teile der frühen fotografischen Überlieferung ab 1906 wurden 1943 zerstört, für die Zeit ab 1930 liegt jedoch eine dichte Überlieferung vor.

60.000 Fotos aus dem „Fotoarchiv Eberth“
Aus diesem über die Jahrzehnte gewachsenen Bestand hat das Kasseler Stadtarchiv im Jahr 2006 insgesamt rund 60.000 Fotos erworben. „Die Aufnahmen bieten eine nahezu einmalige Zusammenstellung von Bildmaterial über die Geschichte der Stadt Kassel von 1930 bis in die 1970er Jahre hinein“, so Dr. Schwenke.

Die Bearbeitung des Bestands erfolgte seit 2010 im Stadtarchiv im Rahmen von Auftragsarbeiten durch den Historiker Stephan Franke. Durch sein breites historisches Wissen ist es ihm möglich, die Bilder einer bestimmten Zeit zuzuordnen sowie die Ereignisse und Personen zu identifizieren.

Der Bestand ist nach wie vor in Bearbeitung, momentan werden unter anderem Negativstreifen gescannt und dem Bestand zugefügt.

Die Fotografenfamilie Eberth

  • Carl Eberth (1882-1955), geboren in Kassel, gestorben in Wolfhagen; kaiserlicher Hoffotograf
  • Carl Eberth jun. (1910-1991)
  • Elisabeth Eberth (93) Witwe von Carl Eberth jun., 2017 verstorben.
  • Carl-Heinz Eberth, der Sohn der oben genannten, betreibt ein Fernsehstudio. Rosemarie Eberth, Schwester von Carl-Heinz Eberth.

documenta-Stadt Kassel


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