Recherche nach Namen von Auschwitz-Häftlingen

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Bad Arolsen, 4. Dezember 2018: Das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau erhält den direkten Zugriff auf die komplette Datenbank des International Tracing Service (ITS) und somit auf das weltweit umfangreichste Archiv über NS-Verfolgte. Durch das Projekt wird mehr Wissen über Namen und Schicksale der Auschwitz-Häftlinge zugänglich gemacht.

Wojciech Płosa, Leiter des Museumsarchivs Auschwitz-Birkenau, erläutert die historische Bedeutung der Kooperation: „Es eröffnet die Möglichkeit, weiter an der Vervollständigung einer Namensliste der KL Auschwitz-Häftlinge zu arbeiten, das Archiv mit neuen Dokumenten zu bereichern und im historischen Kontext mehr Fakten ans Licht zu bringen, unter anderem über die Arbeit der Häftlinge und die Transporte zwischen verschiedenen Lagern.“ Zu mehr als der Hälfte der 400.000 registrierten Häftlingen liegen der Gedenkstätte bis heute Informationen vor. 900.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder registrierten die Nazis nicht. Sie wurden von der Rampe direkt in die Gaskammern gebracht und ermordet.

Eine große Zahl von Dokumenten aus dem Archiv des ITS enthält Informationen zu den Opfern des deutschen NS-Regimes, die in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert oder von dort zur Verrichtung der oft tödlichen Zwangsarbeit auf Transporte in verschiedene andere Lager geschickt wurden.

Floriane Azoulay, Direktorin des ITS, sieht in dem Fernzugriff auf die Datenbank ein wichtiges Signal: „Das Gemeinschaftsprojekt ist Ausdruck der neuen Offenheit des ITS. Wir wollen Gedenkstätten und Archiven die in unserem Archiv verfügbaren Informationen leicht zugänglich und nutzbar machen. Dieses Projekt wird für beide Institutionen ein Gewinn sein, Familienangehörigen von Verfolgten mehr Wissen und Gewissheit geben und hoffentlich zu einem besseren Verständnis der Verfolgungswege führen.” Der ITS erhält vom Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau im Rahmen der Kooperation Scans in einer besseren Qualität sowie weitere Dokumentenkopien. Das ist hilfreich, um Schicksale bestmöglich zu dokumentieren und Anfragen zu beantworten.

Die Mitarbeiter des Auschwitz-Archivs können über den direkten Zugriff auf die Dokumentenbestände des ITS gezielt nach Hinweisen zu Transporten von und nach Auschwitz suchen und mehr Informationen über die Häftlinge zusammentragen. Dafür werden Deportationslisten, persönliche Häftlingsdokumente, Sterbeurkunden und Berichte ausgewertet. Die Ergebnisse werden in die Dokumentation der Auschwitz-Häftlinge auf der Website des Museums aufgenommen. Den vorläufigen Schlusspunkt des auf zwei Jahre angelegten Forschungsprojekts wird eine gemeinsam organisierte Konferenz bilden. 

Über den ITS:

Der International Tracing Service (ITS) ist ein internationales Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv über die Opfer des Nationalsozialismus. Seit 2013 gehören die 30 Millionen Originaldokumente zum UNESCO-Weltdokumentenerbe „Memory of the World“. 

Als zentrale Informationsstelle beantwortet der ITS rund 16.000 Anfragen jährlich und gibt Auskunft über die Schicksale von NS-Verfolgten. 

Für die heutige Gesellschaft ist der ITS eine einzigartige Wissensquelle über Ausgrenzung, Verfolgung, den Holocaust und Migration nach 1945. Als Impulsgeber für Wissenschaft und Bildung arbeitet der ITS international mit Gedenkstätten, Archiven und Forschungsinstitutionen zusammen. Um den freien Zugang zu den Dokumenten zu ermöglichen, hat der ITS damit begonnen, seine Bestände in einem Online-Archiv zu veröffentlichen.

 

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