Theater in Vollmarshausen – es geht ums Erbe

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Reichlich Theater gibt es in Vollmarshausen, zumindest im nächsten Jahr, wenn Lohfeldens ältester Ortsteil sein 1000-jähriges Jubiläums feiert. Dann will man hier die Geschichte wieder aufleben lassen. Und zwar die um den großen Sohn des Dorfes, den Müller und Büchsenmacher Johann Jakob Lagemann.

Weil sich Geschichte am besten in Form eines Theaterstücks darstellen lässt, wurde in Vollmarshausen schon vor 50 Jahren die Komödie “Meister Jakobs Erben” erdacht und jeweils anlässlich der 950- und der 975-Jahrfeier von Bürgerinnen und Bürgern Vollmarshausens aufgeführt. Nun soll es in 2019 wieder soweit sein. Aus diesem Anlass werden Männer, Frauen und Kinder gesucht, die Spaß daran haben, eine der Rollen in dieser Komödie zu spielen. Das Stück hält sich nicht immer an die historischen Details, spiegelt dafür aber mit sehr viel Augenzwinkern den damalige Zeitgeist im Dorf wider. Schauspielerfahrung ist nicht notwendig, Spaß und etwas Talent in eine Rolle zu schlüpfen und sich kostümiert vor Publikum auf der Bühne zu zeigen, ist  hingegen unabdingbar. Zwei der Rollen erfordern die Fähigkeit, nordhessisch, respektive Vollmarshäuser Platt zu sprechen. Interessierte melden sich bis zum 17. August 2019 per Mail unter theater@vollmarshausen1000.de oder telefonisch bei Damian Hahner (05608-1673) oder Horst Bubenik (05608-1460). Die Proben werden im Spätherbst beginne. Geplant sind drei Aufführungstermine im Juni 2019 in Vollmarshausen.    

“Meister Jakobs Erben” – oder: ein Büchsenmacher wirft die Flinte nicht zu früh ins Korn

Das 18. Jahrhundert ist noch jung, wir befinden uns in der Blüte des Barockzeitalters: Die hohen Herren tragen Zopfperücken und die feinen Damen zierliche Schönheitspflästerchen an Wange oder Kinn. Im Habichtswald, hoch oben über Kassel, ist der Bau des Herkules in vollem Gange. Diese Heldenfigur wird die Stadt einmal weit über deren Grenzen hinaus bekannt machen. Knapp zwei Meilen davon entfernt, im beschaulichen Vollmarshausen, lebt und wirkt ein Mann, der durch handwerkliches Geschick seinem Dorf gar zu internationalem Ruhm verholfen hat. Es ist der gelernte Müllermeister Johan Jakob Lagemann. Der hat sich neben der Müllerei in der Vollmarshäuser Obermühle auf die Fertigung von Jagdflinten spezialisiert und mit der Erfindung eines Ganzmetall-Gewehres im wahrsten Sinne einen Volltreffer gelandet. Diese Gewehre sind unter dem Begriff “Hessen Casseler Müllerbüchsen” inzwischen bis in die Jagdgesellschaften der Fürsten- und Königshäuser begehrt.

Mit dem Ableben Lagemanns – und hier beginnt die mit der Fantasie des Autors angereicherte Theaterkomödie “Meister Jakobs Erben” – stellt sich natürlich die Frage der Nachfolge des legendären Vollmarshäuser Büchsenmachers. Einzige Erbin ist dessen Frau Anna Dorothea.

Der Bürgermeister und viele alteingesessene Vollmarshäuser liebäugeln mit dem Gedanken, aus Lagemanns Altgesellen Jost und der jungen Witwe ein Ehepaar zu machen und auf solche Weise die Obermühle samt Büchsenwerkstatt “im Dorfe” zu lassen. Aber zum einen steht Anna nicht der Sinn nach einer schnellen Heirat, zum anderen will sich der Altgeselle nicht zum Nachfolger des berühmten Meisters pressen lassen. So ist guter Rat teuer. Eine Lösung des Dilemmas zeichnet sich ab, als der “unbeweibte” Waffenmeister und Büchsenmacher Hans Kaspar Naehler aus Dessau-Anhalt nach Vollmarshausen kommt, um die Mühle samt Werkstatt zu pachten oder gleich käuflich zu erwerben.

Das aber passt dem etwas dickköpfigen Bürgermeister nicht in den Kram, sogar dann nicht, als zur gleichen Zeit aus Dresden vom Hofe „August des Starken“ der Waffenmeister Berthold Kugler, der Jagdaufseher Johannes Schütz und dessen hübsche Tochter Nelly anreisen, um eine größere Anzahl “Müllerbüchsen” zu ordern.

Infolge des hitzigen und zuweilen sogar ruppigen Wesens des Bürgermeisters endet die erste “Verhandlung” im Amt mit einem handfesten Krach. So scheint die Chance Vollmarshausens, auf dem europäischen Jagdflintenmarkt eine achtbare Rolle zu spielen, endgültig vertan, weil eine engstirnige Kirchturmpolitik den weit vorausschauenden Blick aufs Ganze versperrt.

Zum Glück bringen zwei Frauen, Nelly das hübsche Töchterlein eines Dresdener Jagdaufsehers mit ihrem blitzgescheiten Köpfchen und die besonnene junge Witwe Glaeser, die verfahrene Geschichte wieder in Gang. Klug eingefädelte und zuweilen recht listig geführte Gespräche bringen die jeweils “richtigen” Partner zusammen. Am Ende bekommen die Nelly ihren Jost und die junge Witwe den Mann aus Dessau-Anhalt, der als Nachfolger des Altmeisters Jakob die Mühle und die Büchsenmacherei mitsamt Einwilligung und Segen des Bürgermeisters übernimmt.

Zurück in Gegenwart: Die Obermühle, erstmals in 1308 urkundlich als “Vronmul” erwähnt, steht heute noch. Das Gebäude befindet sich in Vollmarshausen, Welleröder Strasse 42. Der Mühlenbetrieb indes wurde schon 1942 eingestellt, das Mühlrad 1970 abgebaut. Das gesamte Anwesen, zu dem auch ein Wohnhaus und Stallungen zählen, hat nach einigen Wechseln vor einiger Zeit eine neue, nicht ortsansässige Besitzerin gefunden.

Die Rollen mit ungefähren Altersangaben

Anna Dorothea Glaeser … junge Witwe (25-35 Jahre)
Jost Kornrumpf … Altgeselle (25-35 J.)
Hans Kaspar Naehler … Büchsenmacher aus Dessau (30-40 J.)
Berthold Kugler … Waffenmeister aus Dresden (50-70 J.)
Johannes Schütz … Jagdaufseher aus Dresden (45-60 J.)
Cornelia “Nelly” Schütz … Tochter des Jagdaufsehers (17-21 J.)
Ortspfarrer … Pfarrer von Vollmarshausen (ab 40 J.)
Christian Biedermann … Bürgermeister Vollmarshausen (ab 40 J.)
Arnold Almeroth … 1. Schöffe (ab 30 J.)
Emil Esser … 2. Schöffe (ab 30 J.)
Georg Gonnermann … Ortsdiener, d’r Bimmel-Schorsche, Vollmarshäuser platt (ab 30 J.),
Malwine  … Haushälterin, Dorftratsche, Vollmarshäuser platt (ab 30 J.
4 Kinder … Dorf-, bzw. Blumenkinder zur Hochzeit (8-10 J.)
ca. 20 Komparsen … Hochzeitsgäste (ohne Altersangabe)

Anmeldungen auch per Mail unter: theater@vollmarshausen1000.de

 

Bernd Kaiser

 

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