SCHIRI ULMER: Erste Hilfe und Spiel Geleitet

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Foto: Robert Heyn

DFB (Andreas Arens) – Als Retter in höchster Not erwies sich der junge Schiedsrichter Jan Ulmer: Auf dem Weg zum Spiel der Bezirksliga West im Fußballverband Rheinland (FVR) zwischen der SG Wallenborn/Stadtfeld und der SG Lüxem/Wittlich/Neuerburg kam er an einem Unfallort vorbei und leistete Erste Hilfe. Trotz der dramatischen Erlebnisse – einer der Verunglückten verstarb noch an der Unfallstelle – leitete der 19-Jährige anschließend noch die Partie, die 4:2 endete. Und das äußerst souverän.

 

Einiges hat Erich Schneider in seinen vielen Jahren als Obmann der Schiedsrichter im Fußballverband Rheinland und früher auch als Unparteiischer – unter anderem war er bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich an der Seite von Bernd Heynemann als Assistent im Einsatz – schon erlebt. Die Courage und das Engagement seines Schützlings Jan Ulmer findet Schneider trotzdem “außergewöhnlich und vorbildlich.” Zwei Stunden vor Anstoß machte sich Ulmer von seinem Wohnort Schuld aus auf den Weg, um das Bezirksligaspiel in Wallenborn zu leiten.

“Eine Viertelstunde später begegneten mir auf einer Straße vier Rinder, wenig später sah ich in einer Kurve liegend einen Traktor, der die Tiere gezogen hatte und dann umgekippt war”, erinnert sich Ulmer. Beherzt griff er ein. Während er mit einem anderen Helfer schnell zur Erkenntnis kam, dass der 62-jährige unter dem Traktor eingequetschte Fahrer nicht mehr zu retten war, kümmerte sich Ulmer um den 18-jährigen Beifahrer, versorgte ihn vor Ort, ehe dieser schwerverletzt mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht wurde.

“DAS HAT MICH NICHT KALTGELASSEN”

Das von ihm zu leitende Bezirksligaspiel war in den Hintergrund gerückt. Als die Rettungskräfte an der Unfallstelle eingetroffen waren, meldete sich Ulmer dennoch pflichtbewusst bei den Verbandsoffiziellen – weil der Schiedsrichteransetzer telefonisch nicht zu erreichen waren, wandte sich Ulmer gleich an Verbandsobmann Schneider. Dieser stellte es dem für den SV Eintracht Schuld pfeifenden Referee frei, noch nach Wallenborn zu fahren: “Es lag einzig und alleine an ihm. Er musste wissen, ob er sich noch in der Lage dazu fühlt.”

Stephan Zimmer, den Coach der SG Wallenborn, informierte Ulmer auch über sein späteres Eintreffen. “Beide Vereine hatten viel Verständnis und machten überhaupt keinen Stress”, erinnert sich der Referee. 25 Minuten nach dem eigentlichen Anstoßzeitpunkt traf er dann am Spielort in der Vulkaneifel ein. Zwei, drei Bahnen zog er noch zum Warmmachen – und schon ging’s los. “Obwohl ich als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr hin und wieder nach schweren Unfällen im Einsatz bin, hat mich diese Situation natürlich nicht kaltgelassen”, sagt Ulmer. Trotzdem gelang es ihm, die Eindrücke vom Unfallort während der 90 Minuten auszublenden. “Komplett”, wie er betont.

FEHLERFREI GEPFIFFEN

“Die Leistung von Jan Ulmer war fehlerfrei und hochprofessionell”, lobt Lars Becker, Torwart und Vorstandsmitglied der SG Wallenborn. Ganz ehrlich gibt Becker zu: “Ich persönlich und wohl viele andere auch wären nicht mehr in der Lage gewesen, sich auf ein Fußballspiel zu konzentrieren. Das war sehr beeindruckend.” Gemeinsam mit dem Unparteiischen schauten sich die Wallenborner anschließend noch das DFB-Pokalendspiel im Vereinsheim an – und halfen Ulmer so auch ein Stück weit, in Gesprächen die schlimmen Erlebnisse vom Nachmittag zu verarbeiten.

Ihre Hochachtung brachten die Wallenborner auch in einem Schreiben an Bezirksliga-Staffelleiter Bernd Hurth zum Ausdruck. Das hat ihn gefreut, Belobigungen sind für Jan Ulmer trotzdem zweitrangig. Für ihn stand im Mittelpunkt, “vor Ort zu helfen, so wie es auch meine Pflicht war”. Aber natürlich freue es ihn, dass “so viele meinen Einsatz anerkennen”. Seit gut fünf Jahren leitet Jan Ulmer Fußballspiele, hat es bereits zum Oberliga-Assistenten und in der neuen Saison zum Ersatzmann für die Rheinlandliga geschafft. Das Abi hat er seit einigen Monaten in der Tasche, Polizist will er werden – ein Beruf, der ihm sehr gut liegen könnte.

 

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