Weltmilchtag: Die Industrie feiert, die Milchkühe leiden

Estimated read time 3 min read
[metaslider id=10234]

 

 

Sulzbach/Ts., 28. Mai 2018 – Angesichts des bevorstehenden Weltmilchtages am 1. Juni lenkt die Tierschutzorganisation TASSO e.V. das Augenmerk auf das Schicksal der Kühe als die Leidtragenden des Systems Milchwirtschaft. Zudem appelliert TASSO erneut an die Verbraucherinnen und Verbraucher, bei ihren Kaufentscheidungen die mit der Milchproduktion verbundenen Tierschutzprobleme zu beachten.

Am Weltmilchtag feiert der Internationale Milchwirtschaftsverband wieder die Kuhmilch als gesundes und notwendiges Lebensmittel, während das Schicksal der Milchkühe möglichst verschwiegen oder beschönigt wird. Dabei werden Milchkühe auf Hochleistung zu „Turbokühen“ qualgezüchtet, die nur noch als Mittel zum Zweck der Produktion und Vermarktung von Milch dienen sollen. Diese Zucht auf hohe Milchleistung ist jedoch ein gravierender Eingriff in die Gesundheit der Tiere. Stoffwechselstörungen sowie Euter- und Klauenkrankheiten sind die Folge. „Unter natürlichen Bedingungen kann ein Rind über 20 Jahre alt werden“, sagt Dr. Cristeta Brause, Tierärztin und Tierschutzreferentin bei TASSO. „Heute wird eine Milchkuh jedoch bereits im Durchschnittsalter von vier bis fünf Jahren geschlachtet, weil sie schon nach 2,7 Nutzungsjahren aufgrund von Krankheit beziehungsweise sinkender Milchleistung unrentabel ist.“

Für die Milchproduktion müssen Kühe jährlich kalben. Die Kälber werden ihren Müttern gleich nach der Geburt entrissen, in Kälberiglus oder Boxen aufgezogen und statt mit der eigentlich nur für sie bestimmten wertvollen Muttermilch mit Milchaustauschern gefüttert. Die Trennung von der Mutter, die mangelnde Befriedigung des Saugbedürfnisses und die nicht artgemäße Fütterung führen bei dem Kalb zum Teil zu Verdauungs- und Verhaltensstörungen.

Auch die antiquierte Anbindehaltung, bei der die Kühe mit Ketten oder Halsrahmen an ihrem Stallplatz angebunden sind, und bei der die Ausübung von Bewegungs-, Komfort- und Sozialverhalten in inakzeptabler Weise fast gänzlich einschränkt wird, ist noch immer schreckliche Realität. In einigen Regionen Deutschlands betreiben laut Stellungnahme des Bauernverbandes noch bis zu 50 Prozent der Milchviehbetriebe diese tierschutzwidrige Haltungsform.

Die Aussagen der „Initiative Milch“ hingegen erwecken den Anschein, als gehöre die Anbindehaltung längst der Vergangenheit an. „Der Bundesrat hat im April 2016 ein Verbot der zumindest ganzjährigen Anbindehaltung von Rindern beschlossen, das leider nicht umgesetzt wurde“, so Cristeta Brause. „Wir erwarten nun von der neuen Bundesregierung, dass die Anbindehaltung von Rindern schnellstens verboten wird.“

Bis heute gibt es immer noch keine gesetzlichen Regelungen für die Haltung von Milchkühen. Stattdessen setzt die neue Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner wie ihr Amtsvorgänger nur auf die rein freiwillige Beteiligung der Landwirte an der geplanten staatlichen Tierwohl-Kennzeichnung. „Doch Kühe, die in schlechten Haltungen leben müssen und deren Besitzer an der Initiative nicht teilnimmt, haben von dieser Tierschutzpolitik ohne gesetzliche Mindestanforderungen an die Milchkuhhaltung auch weiterhin nichts“, erläutert Cristeta Brause.

TASSO rät daher Verbraucherinnen und Verbrauchern, den Tierschutz beim Konsum von Milch- und Milchprodukten stets mit zu berücksichtigen und nur Erzeugnisse von Betrieben mit artgerechter Milchkuhhaltung – idealerweise mit muttergebundener Kälberaufzucht – zu kaufen. Wer die derzeitigen Zustände der Milchkuhhaltung aus Gewissensgründen gänzlich ablehnt und deshalb nicht unterstützten will, hat die Möglichkeit, Kuhmilch durch zahlreiche pflanzliche Alternativen zu ersetzten. Heutzutage sind diese in den meisten Lebensmittelgeschäften leicht zu beziehen.

 

 

Tasso

[metaslider id=20815]

More From Author

+ There are no comments

Add yours